Aberdeen zieht kritische Bilanz zum ersten Quartal unter Donald Trumps Präsidentschaft

Paul Diggle

Paul Diggle - Chief Economist Aberdeen. (Foto: zvg/mc)

Der globale Vermögensverwalter Aberdeen zeigt: Die aktuelle Amtszeit von Präsident Trump ist die einzige, in der in den ersten 100 Tagen S&P 500, Dow Jones und der FTSE World Index allesamt gefallen sind. Für die Analyse blickte Aberdeen zurück bis ins Jahr 1993, als Bill Clinton mit seinem inzwischen berühmten Wahlkampfslogan «It’s the economy, stupid!» die Wahl gewann.

Der S&P 500 verzeichnete bis zum 21. April 2025 einen Rückgang um 891,04 Punkte (14,7 %), der Dow Jones fiel um 5.855,39 Punkte (13 %), und der FTSE World Index verlor 102,22 Punkte (9,75 %)*.

In den ersten 100 Tagen von George W. Bush fielen zwar S&P 500 und FTSE World, nicht jedoch der Dow Jones – und die Rückgänge waren deutlich geringer: minus 93,08 Punkte beim S&P 500 und 25,86 beim FTSE World. Die übrigen vier Präsidenten verzeichneten in allen drei Märkten Kursgewinne in den ersten 100 Tagen ihrer Amtszeit.

Für seine Analyse betrachtete Aberdeen die Entwicklung der drei Indizes – S&P 500, Dow Jones und FTSE World – zu Beginn und am Ende der ersten 100 Tage der letzten sechs US-Präsidenten seit 1993: Bill Clinton, George W. Bush, Barack Obama, Donald Trump, Joe Biden und erneut Donald Trump.

Ben Ritchie, Leiter der Abteilung für Aktien aus Industrieländern bei Aberdeen, erklärt:
«Die ersten 100 Tage von Trump 2.0 zeigen deutlich: Wenn Regierungspolitik und Märkte kollidieren, sind es oft die Anleger, die verlieren. Zwar können volatile Märkte langfristig Kaufgelegenheiten für geduldige, antizyklisch denkende Investoren bieten – kurzfristig bringen sie jedoch auch erhebliche Unsicherheit. Trotz der derzeit schwer vorhersehbaren US-Politik geben wir uns zuversichtlich, da unsere Portfolios auf qualitativ hochwertige Unternehmen setzen, die unserer Überzeugung nach auch in schwierigen Zeiten bestehen können. In Kombination mit attraktiven Bewertungen, starken Bilanzen und stabilen Dividenden ergibt sich eine solide Basis in unsicheren Marktphasen.»

Paul Diggle, Chefökonom bei Aberdeen, ergänzt:
«Anfangs erwartete der Markt, dass Trumps Präsidentschaft die unternehmerische Energie der USA durch Steuererleichterungen und Deregulierung freisetzen würde. Doch mittlerweile hat sich eine nüchternere Einschätzung durchgesetzt. Trump setzt seine angekündigte Zollpolitik um – und geht sogar darüber hinaus. Auch wenn wir davon ausgehen, dass die Zölle tendenziell wieder sinken, bleibt die Unsicherheit gross. Diese Zölle und die politische Unklarheit wirken wie ein stagflationärer Schock auf die US-Wirtschaft – also schwächeres Wachstum bei gleichzeitig höherer Inflation – und das schlägt sich inzwischen auch in den Aktienkursen nieder.

Eine grundlegende Neubewertung der Attraktivität von US-Vermögenswerten – Aktien, Anleihen, Dollar – ist im Gange. Die USA haben über ein Jahrzehnt eine Sonderstellung eingenommen, weltweit überdurchschnittlich gewirtschaftet und enormes Kapital angezogen. Doch Aktien und Dollar sind selbst nach den jüngsten Rückgängen noch überbewertet. Während ein Szenario vorsieht, dass Trump bei seiner Zollpolitik nachgibt und US-Unternehmen wieder attraktiver werden, könnte ein anderes Szenario lauten: hohe Bewertungen, sinkendes Wachstum und anhaltende politische Unsicherheit führen zu einem strukturellen Kapitalabfluss aus US-Anlagen.»

*Quelle; Bloomberg, 21.04.25
Hinweis: Trumps zweite Amtszeit umfasst nicht die vollen 100 Tage, sondern den Zeitraum vom 21.01.25 bis zum 21.04.25

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