abrdn: Der florierende Whisky-Markt – zwischen Genuss und Rendite
Edinburgh – Im Zeitalter der sofortigen Befriedigung fällt die wachsende Beliebtheit von Whisky, einer über mehrere Jahre gereiften braunen Flüssigkeit, ins Auge. Tatsächlich ist der «wee dram», wie er in Schottland charmant genannt wird, in der ganzen Welt ein grosses Geschäft geworden.
von Roseanna Ivory, Investment Managerin bei abrdn
Investitionen in weltweit führende Spirituosenunternehmen mit attraktiven Whisky-Portfolios – Diageo im Vereinigten Königreich und Pernod Ricard oder auch in das etwas kleinere, aber ähnlich hochwertige Unternehmen Remy Cointreau in Europa – haben in den letzten zehn Jahren einige der attraktivsten Aktionärsrenditen bei den Basiskonsumgütern erzielt.
Whisky hat eine unglaublich starke Provenienz, denn nicht nur die Farbe, sondern auch der Geruch und der Geschmack versetzen einen sofort in die Wildheit Schottlands oder die Schroffheit Irlands. Die Marken wurden oft über Generationen hinweg weiterentwickelt, was zu einer treuen Fangemeinde und einer hohen Preissetzungsmacht geführt hat, die sich in hohen Gewinnspannen niederschlägt. Einmal gekauft, verlieren seltene Whiskys nur in Ausnahmefällen an Wert, meist ist es sogar umgekehrt, so dass sie in einem unbeständigen Umfeld eine attraktive Diversifizierung bieten. Selbst die Flaschen, die höchstwahrscheinlich durch das Meerwasser aus dem Wrack der SS Politician ruiniert und durch den Film Whisky Galore berühmt geworden sind, werden für weit über 1000 Pfund gehandelt. Whisky hat ein eigenes Erbe und eine eigene Folklore, die die Zeit überdauert hat.
Die «Premiumisierung» hat sich zu einem strukturellen Trend bei Spirituosen entwickelt, insbesondere bei Whisky, da die Verbraucher zunehmend weniger, aber besser trinken wollen und zu Single Malt Scotch übergehen. Und dieser Trend hat in anderen Teilen der Welt gerade erst begonnen. Der europäische und der US-amerikanische Markt waren für Premium-Whisky-Kunden bisher ein glückliches Jagdrevier, aber eine aktuelle Studie von Morgan Stanley prognostiziert, dass der chinesische Whisky-Markt bis 2030 einen Wert von 9 Mrd. EUR haben wird. Whisky ist nicht länger ein Synonym für die älteren Generationen: 52 % des Whiskyabsatzes in China wird von Personen unter 34 Jahren konsumiert, einer Gruppe, deren Einkommen in den nächsten zehn Jahren weltweit am schnellsten wachsen dürfte. Es gibt also erhebliche, attraktive, langfristige Wachstumschancen, und diese Zahlen gelten nur für den chinesischen Markt.
Spirituosen dürften in einem Abschwung recht widerstandsfähig bleiben, zumindest solange die Beschäftigungszahlen stabil bleiben, da, wie Diageo kürzlich betonte, der durchschnittliche US-Haushalt 360 Dollar pro Jahr für Spirituosen ausgibt (oder fast 1 Dollar pro Tag), was keinen nennenswerten Anteil an den Verbraucherausgaben ausmacht. Die Hersteller von Spirituosen sind der Rohstoffinflation weniger ausgesetzt als die meisten anderen Hersteller von Grundnahrungsmitteln, und dank ihrer Preissetzungsmacht können sie ihre Preise bequem vor den Kosten ansetzen. Wenn die Inflation nachlässt, sinken die Whiskypreise nicht wieder.
Interessanterweise übertrifft das Preissegment der «Super-Premium»-Produkte weiterhin die allgemeine Spirituosenkategorie. Folglich sind diejenigen mit einem Premium-Portfolio, allen voran Diageo, gut positioniert, um von dem derzeit grossen Interesse an dem zu profitieren, was die Gälen als «uisge beath» oder «Wasser des Lebens» bezeichnen. (abrdn/mc)