Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann.
Berlin – Josef Ackermanns Abschied von der Deutschen Bank stand nach seinen Worten schon vor der Büro-Durchsuchung durch die Staatsanwaltschaft fest. «Das Ermittlungsverfahren kam im Nachhinein», sagte Ackermann auf einer Podiums-Diskussion am Samstag in Berlin. Spekulationen über einen vorzeitigen Abschied aus Frankfurt bereits Anfang nächsten Jahres wies er zurück: Auf der Hauptversammlung im Mai gehe es um das Jahr 2011, und da sei es eigentlich eine Selbstverständlichkeit, «dass der, der das verantwortet hat, dann auch noch den Aktionären Rede und Antwort steht».
Beim Versicherer Zurich Financial Services (ZFS) ist Ackermann laut Berichten von «Finanz und Wirtschaft» (Ausgabe 19.11.) und «Sonntagszeitung» (20.11.) erster Kandidat für den Posten des Verwaltungsratspräsidenten. Amtsinhaber Manfred Gentz habe Gespräche mit Ackermann wieder aufgenommen, berichteten die Zeitungen unter Berufung auf informierte Personen. In Berlin äusserte sich Ackermann am Samstag nicht zu seinen Plänen.
Verzicht auf DB-Aufsichtsratsvorsitz schon vor Büro-Durchsuchung?
Ackermanns Berufung zum Aufsichtsratschef der Deutschen Bank scheiterte laut einem Bericht an mangelndem Rückhalt bei Grossaktionären – dies berichtete die «Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung»: «Kein institutioneller Investor hat sich bedingungslos für ihn ausgesprochen», zitierte die Zeitung einen nicht namentlich genannten Fonds-Manager. Der «Spiegel» berichtete, Ackermann habe Anfang November – also vor der Durchsuchung seines Büros – den Verzicht auf seine Kandidatur zum Aufsichtsratsvorsitzenden erklärt. Über seinen geplanten Abschied von der Deutschen Bank informierte Ackermann laut dem Magazin zunächst Werner Wenning, Mitglied des Nominierungsausschusses im Aufsichtsrat. Unmittelbar danach hätten Wenning und Aufsichtsratschef Clemens Börsig Kontakt zu Paul Achleitner aufgenommen – der Finanzvorstand der Allianz habe binnen zwei Tagen eingewilligt, für den Aufsichtsratsvorsitz zu kandidieren. Eine Sprecherin der Deutschen Bank sagte dazu am Sonntag: «Wir äussern uns zu den zeitlichen Abläufen nicht.»
Nachfolgern nicht im Wege stehen
Die Staatsanwaltschaft hatte unter anderem die Büroräume Ackermanns untersucht, weil sie ihm Falschaussagen in dem seit Jahren schwelenden Rechtsstreit der Bank mit dem inzwischen verstorbenen Medienunternehmer Leo Kirch vorwirft. Die Bank wehrt sich gegen die Vorwürfe und hat gegen die Richter des Zivilverfahrens Befangenheitsanträge gestellt. Laut einem Bericht des Nachrichtenmagazins «Focus» rügt die Bank eine zu enge Kooperation mit der Staatsanwaltschaft. Zu einem möglichen vorzeitigen Abgang sagte Ackermann in Berlin, bis zur nächsten Bilanzpressekonferenz im Februar sei er «sowieso noch der, der für die Bank spricht». Nach seinen Worten wäre es «sehr, sehr falsch, wenn ich einfach hinwerfen würde». Bis zum Frühjahr sei noch viel zu tun, um der Bank eine neue Struktur zu geben. Ackermann stellte aber auch klar, dass er seinen Nachfolgern Anshu Jain und Jürgen Fitschen nicht im Wege stehen wolle.
«Wir werden nicht die Bank aufteilen»
Zuvor hatte es nach einem Zeitungsbericht aus dem «obersten Führungszirkel» der Bank Kritik am Zeitplan für Ackermanns Ablösung gegeben. Mindestens zwei Vorstandsmitglieder des siebenköpfigen Gremiums hätten sich dafür ausgesprochen, dass Ackermann den Chefsessel früher räume. Die Bank wies den Bericht als «frei erfunden» zurück. Ackermann sprach sich beim 5. «Führungstreffen Wirtschaft» der «Süddeutschen Zeitung» mit Nachdruck gegen eine Aufspaltung der Deutschen Bank aus. «Wir werden nicht die Bank aufteilen.» Die integrierte Universalbank sei momentan «das stabilste und profitabelste Geschäftsmodell». Diese Geldinstitute seien alle «gut durch die Krise gekommen». (awp/mc/ps)