Ackermann verhandelt über Schuldenschnitt Athens
Josef Ackermann, Vorstandsvorsitzender Deutsche Bank.
Berlin – Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann ist einem Zeitungsbericht zufolge zentral an Verhandlungen über einen Schuldenschnitt für Griechenland beteiligt. Wie die «Bild»-Zeitung am Montag unter Berufung auf Finanz- und Regierungskreise berichtet, geht es um einen Erlass von bis zu 50 Prozent der griechischen Schulden, den die privaten Banken formal freiwillig leisten sollen. Ob dies bis Ende dieser Woche zustande komme, sei sehr fraglich.
Ackermann ist Vorsitzender des Internationalen Bankenverbandes (IIF). Ein Sprecher der Deutschen Bank wollte sich am Sonntag zu dem Bericht nicht äussern. Die Euro-Länder wollen nach Angaben von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) bis zum europäischen Gipfel am nächsten Sonntag (23.10.) ein umfassendes Paket zur Lösung der Schuldenkrise vorlegen. Die Hinweise auf eine harte Umschuldung Griechenlands hatten sich zuletzt verdichtet. Wie die Deutsche Presse-Agentur vor einer Woche aus Finanz- und Verhandlungskreisen erfahren hatte, werden aktuell in der Eurogruppe Szenarien für einen Schuldenschnitt von bis zu 60 Prozent durchgespielt. Gläubiger Griechenlands müssten dann auf diesen Anteil ihrer Forderungen verzichten. Als problematisch gilt die Auswirkung eines solchen Schritts auf die europäischen Banken.
«Kontraproduktive Debatte»
Ackermann hatte am Donnerstag die Debatte um eine Rekapitalisierung von Geldhäusern als kontraproduktiv bezeichnet. Sie sende an die Märkte das Signal, dass ein Schuldenschnitt Griechenlands immer wahrscheinlicher werde. Einem Bericht der «Bild am Sonntag» zufolge sieht der Chef der Deutschen Bank eine mögliche Aufstockung des Euro-Rettungsschirms skeptisch. Ackermann habe auf einem Kongress seiner Bank gesagt: «Rettungsschirme mögen aus Sicht von Investoren ganz richtig sein, aber damit ist das Problem an sich nicht gelöst. Wir können uns Rettungsschirme in dieser Grössenordnung gar nicht erlauben. Das werden die Gerichte, aber auch die Bevölkerungen an sich nicht zulassen.» Notwendig sei eine schrittweise Haushaltskonsolidierung in den Euro-Ländern zur Bewältigung der Krise. (awp/mc/ps)