Ära der Negativzinsen dürfte laut UBS-Ökonomen Mitte 2023 vorbei sein

(Bild: © Eisenhans / AdobeStock)

Zürich – Die Ära der Negativzinsen in der Schweiz könnte allmählich zu Ende gehen. Die Ökonomen der Grossbank UBS erwarten, dass die Schweizerische Nationalbank (SNB) den Leitzins von derzeit -0,75 Prozent bis Mitte 2023 auf null Prozent anheben wird.

Die SNB dürfte im Dezember 2022 erstmals seit 2007 den Leitzins um 0,25 Prozent erhöhen, heisst es in einer am Mittwoch veröffentlichten Studie der Bank. Im März und im Juni 2023 erwarten die Ökonomen dann weitere Schritte um je 0,25 Prozent. Damit wäre es mit dem negativen Leitzins ab Mitte 2023 vorbei. Das ist deutlich früher als bisher gedacht: Bis dahin war die Grossbank nämlich von einer ersten Zinserhöhung erst im Dezember 2023 ausgegangen.

Kurswechsel bei der EZB
Die UBS begründet ihre Prognose mit dem jüngsten Kurswechsel der Europäischen Zentralbank (EZB). Diese hatte letzte Woche aufgrund der hartnäckig hohen Inflation im Euroraum eine Zinserhöhung 2022 nicht mehr ausgeschlossen.

Die EZB werde im September und im Dezember 2022 den Leitzins um je 0,25 Prozentpunkte erhöhen, schreibt die UBS. Im kommenden Jahr seien dann drei weitere Schritte – nämlich im März, Juni und September – von je 25 BP zu erwarten. Dies eröffne der SNB einen gewissen Handlungsspielraum. «Wir glauben, dass die SNB der EZB folgen wird, allerdings mit einer gewissen Verzögerung», so die Bank. Derzeit erscheine eine Zinserhöhung der SNB am 15. Dezember am wahrscheinlichsten.

Etwas weniger euphorisch in Bezug auf das Ende der Negativzinsen hierzulande sind derweil die Experten der Credit Suisse. Sie rechnen gemäss einer Anfang Woche publizierten Studie erst 2023 mit einer Zinserhöhung. Die SNB werde den Leitzins 2023 zwei Mal – um insgesamt 0,5 Prozentpunkte – anheben, prognostizieren sie. Aber auch die CS erwartet eine erste Zinserhöhung nun früher als bisher.

Die Gesamtheit der Experten erwartet laut UBS-Studie sogar noch schnellere Zinserhöhungen der SNB, und zwar in den Jahren 2022 und 2023 jeweils um (durchschnittlich) 58 Basispunkte und in 2024 um weitere 16 BP.

Andere Szenarien denkbar
Die UBS hat allerdings auch andere Szenarien. Wenn die EZB die Zinsen in kleineren Schritten anheben und die Inflation in der Schweiz negativ überraschen würde, könnte die SNB sogar schneller auf die erste Zinserhöhung der EZB reagieren. «Wir bezweifeln jedoch, dass die SNB eine Zinserhöhung vor der EZB in Betracht ziehen würde», heisst es bei der UBS.

Signale für eine straffere Geldpolitik der EZB erwartet die UBS anlässlich der EZB-Sitzung vom 10. März. Die SNB betreffend sei die Januar-Inflation, die am 11. Februar veröffentlicht wird, wichtig. Zudem stehe die neue Inflationsprognose, die die SNB mit der geldpolitischen Lagebeurteilung am 24. März veröffentlicht, im Fokus. (awp/mc/pg)

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