AIG-CEO Robert Benmosche.
New York – Die USA ziehen sich langsam aus dem staatlich gestützten US-Versicherer American International Group (AIG) zurück. Die Regierung will einen kleinen Teil ihrer Aktien auf den Markt werfen. Der Kurs der wenigen momentan frei gehandelten Anteilsscheine ist allerdings so niedrig, dass dem Steuerzahler im schlimmsten Falle ein Verlust droht.
AIG kündigte am Mittwoch an, dass der Staat 200 Millionen Aktien und das Unternehmen selbst 100 Millionen Aktien verkaufen wolle. Sollte die Nachfrage nach den Papieren stark genug sein, könnten von Staatsseite weitere 45 Millionen Aktien folgen. Den Termin für den Verkauf liess der Versicherungskonzern indes offen.
Kurs auf niedrigstem Stand seit mehr als einem Jahr
Beim derzeitigen Kurs von knapp 30 Dollar würde der Verkauf über die Börse ein Volumen von rund 9 Milliarden Dollar haben. Das «Wall Street Journal» hatte unter Berufung auf eingeweihte Personen bereits über eine derartige Grössenordnung berichtet und angemerkt, dass sich die Regierung ursprünglich Einnahmen von bis zu 25 Milliarden Dollar erhofft hatte. Doch der einst weltgrösste Versicherer und Allianz-Rivale AIG schreibt immer wieder Verluste. Das hat den Kurs auf den niedrigsten Stand seit mehr als einem Jahr fallen lassen. Vorbörslich gab das Papier weiter nach und bewegte sich auf 28,70 Dollar zu – das ist jener Preis, den der Steuerzahler mindestens einnehmen muss, damit er ohne Verluste aus der Rettungsaktion herauskommt.
Teure Rettungsaktion
AIG hatte sich auf dem US-Häusermarkt verspekuliert und musste vom Staat mit 182 Milliarden Dollar gerettet werden – das war die teuerste Rettungsaktion in der Finanzkrise. Durch den Verkauf von Tochtergesellschaften hat AIG einen Teil seiner Schulden bereits abbezahlt. Doch noch hält der Staat 92,1 Prozent der Aktien. Kommt ein grosser Schwung dieser Anteile auf den freien Markt, droht der Kurs weiter abzurutschen. Das «Wall Street Journal» hat bereits spekuliert, dass der Aktienverkauf am Ende ganz abgeblasen werden könnte, wenn der Kurs weiter sinkt. Der Staat hatte für seine 1,66 Milliarden Aktien insgesamt 47,5 Milliarden Dollar bezahlt. AIG ist eine der letzten grossen Baustellen, die aus der Wirtschafts- und Finanzkrise übrig geblieben sind. Bei der Rückkehr in private Hände hilft auch die Deutsche Bank mit. (awp/mc/ps/upd/ss)