Alexander Hänsel, CEO Congress Centre Kursaal Interlaken AG (CKI)

Alexander Hänsel

Alexander Hänsel, CEO Congress Centre Kursaal Interlaken AG. (Foto: zvg)

von Bob Buchheit

Moneycab.com: Herr Hänsel, das Geschäftsjahr 2018 war ein gerades. Deshalb fanden grössere Kongresse statt, die dem Congress Centre einen Reingewinn von 600’000 bescherten. Worauf sollen sich die Aktionäre in diesem ungeraden Jahr 2019 einstellen?

Alexander Hänsel: Es ist richtig, das Jahr 2018 war überaus erfolgreich. Es zeichnet sich bereits ab, dass dieser Erfolg auch in diesem Jahr fortgesetzt werden kann. Zwei wichtige Gründe für die gegenüber dem Vorjahr in Höhe von 25 Prozent erzielte Umsatzsteigerung ist, dass zahlreiche Kongresse, Veranstaltungen und Events stattfanden, die grösser und umsatzstärker waren, und dass die Betriebskosten konsequent gesenkt werden konnten. Auch wenn es sich beim Jahr 2019 um ein ungerades Jahr handelt, das traditionsgemäss etwas weniger erfolgreich ist, werden wir diese Entwicklung auch in diesem Jahr fortsetzen.

Was lässt Sie so optimistisch sein?

Zum einen haben einige Kongresse ihre Rhythmen gewechselt, sodass das Ungleichgewicht zwischen geraden und ungeraden Jahren weitgehend aufgehoben ist. Zum anderen richtet sich der Fokus weiterhin auf eine intensivere persönliche Kundenbetreuung und auf das Engagement, verstärkt grössere Veranstaltungen und Kongresse nach Interlaken zu holen. Denn das Kongresswesen Interlakens ist noch längst nicht ausgeschöpft.

Ihre Beteiligung an der Casino Interlaken AG (CI) trägt wesentlich zum Gesamterfolg der CKI bei. Nach dem «Ja» des Schweizer Volkes zum Geldspielgesetz streben Sie im Online-Bereich eine strategische Allianz mit einem branchenkundigen Partner an. Was genau soll da passieren?

Das Casino Interlaken blickt wie gesagt zufrieden auf konstante Umsatzzahlen des vergangenen Jahres zurück. Was allerdings fehlt, ist Wachstum. Das neue Geldspielgesetz, das Anfang 2019 in Kraft getreten ist, ermöglicht Schweizer Spielbanken ihr Angebot auf den Online-Bereich auszuweiten. Es gelten jedoch strenge finanzielle Auflagen, unter anderem für das Eigenkapital und die Liquidität. Aus diesem Grund wurde mit der ACE Casino Holding AG mit Sitz in Zürich ein Minderheitsaktionär gefunden, um die gesetzlichen Vorschriften erfüllen zu können. Auf der Suche nach einem strategischen Partner für das Online-Business ist man in Wien fündig geworden. Die Greentube Internet Entertainment Solutions ist in mehreren Ländern Europas etabliert und eine Tochtergesellschaft des Novomatic Konzerns. Noch ist nichts entschieden, denn die Kooperation bedarf der Zustimmung der eidgenössischen Spielbankenkommission (ESBK). Das letzte Wort hat ausserdem der Bundesrat. Er wird auf Empfehlung der Spielbankenkommission über das am 4. Juni von der CI eingereichte Konzessionsgesuch entscheiden.

«Auf der Suche nach einem strategischen Partner für das Online Business sind wir in Wien fündig geworden.»

Alexander Hänsel, CEO Congress Centre Kursaal Interlaken AG

Im Jahr 2025 muss die Casino-B-Lizenz erneuert werden. Ist das ein Problem?

Über das kommende Konzessionsverfahren ist noch nichts bekannt. Die eidgenössische Spielbankenkommission (ESBK) wird die bestehenden Casinos rechtzeitig über das Verfahren und über die mit der Erteilung der Konzession in Verbindung stehenden Anforderungen informieren. Erst dann sind wir in der Lage, eine seriöse Antwort zu geben.

Das Raumangebot auf Ihrem Gelände ist sehr vielschichtig. Kann man da noch etwas verbessern?

Die historischen Gebäude des Congress Centre Kursaal Interlaken AG sind denkmalgeschützt. Die rechtlich verbindlichen Massnahmen zur Erhaltung von denkmalgeschützten Gebäuden und Anlagen sind eng gesteckt.

Die Verkehrssituation in Interlaken ist schlecht. Reden Sie darüber mit den politisch Verantwortlichen?

Ja, selbstverständlich sprechen wir mit den politisch Verantwortlichen und weisen auf die für die Besucher der verschiedenen Locations schwierige Verkehrssituation hin. Allerdings sind die Ansprüche der Gemeinde Interlaken sowie die Interessen der Anwohner und die des Kursaals mit seinem Kongresszentrum, dem Restaurant Spycher und dem Casino naturgemäss nicht deckungsgleich. Bei Veranstaltungen mit über 1000 Teilnehmern und einer täglichen Casinobesucherzahl von 300 ist eine reibungslose Zufahrt mit ausreichendem Parkplatzangebot nicht gewährleistet, sondern wird zu einem Glücksspiel. Die aktuelle Situation ist für alle Beteiligten ausserordentlich belastend. Wir hoffen deshalb, dass die Verantwortlichen in naher Zukunft eine Lösung für dieses Problem finden.

«Selbstverständlich sprechen wir mit den politisch Verantwortlichen und weisen auf die für die Besucher schwierige Verkehrssituation hin.»

Seit dem 1. Januar 2019 ist der vertragslose Zustand bei den Parkeinnahmegebühren passé. Wie wird sich das auf Ihre Bilanz auswirken?

Tatsächlich hat es nie einen vertragslosen Zustand gegeben. Was Sie ansprechen ist, dass es unterschiedliche Interpretationsmöglichkeiten gab. Mittlerweile sind eine Einigung erzielt und ein Konsens gefunden worden. Bitte haben Sie jedoch Verständnis dafür, dass wir über konkrete Inhalte und Zahlen von Verträgen keine Auskunft geben. Das ist ein wesentlicher Grundsatz, der in unseren Statuten verankert ist.

«Wir verfolgen keine aktiven Pläne bezüglich eines Hotelprojektes.»

Grössere Kongresse können wegen des geringen Bettenangebots in Interlaken kaum durchgeführt werden. Ist denn gar kein Grossinvestor für ein Hotel in Sicht?

Wir haben bereits darüber gesprochen, dass es der Congress Centre Kursaal Interlaken AG gelungen ist, grössere und umsatzstärkere Kongresse, Veranstaltungen und Events nach Interlaken zu holen. Richtig ist, dass in der Kongresshochsaison die Anzahl der Betten nicht ausreichend ist, auch weil es zu Überschneidungen mit dem Leisure-Tourismus kommt. Ein weitaus grösseres Problem sind jedoch die Qualitätsunterschiede zwischen den Hotels gleicher Kategorie. Diesbezüglich könnte ein Kongresshotel in entsprechender Grösse, von dem aus die Congress Centre Kursaal Interlaken AG fussläufig zu erreichen ist, eine ausgleichende Wirkung haben. Das CKI selbst verfolgt keine aktiven Pläne bezüglich eines Hotelprojektes.

Welche Rolle spielen Package-Deals in Ihrem Geschäft? Sind diese insbesondere im Eventbereich matchentscheidend?

Package-Deals spielen im Leisure-Tourismus eine bedeutende Rolle. Anderes gilt für das Kongresswesen, wo sie keine grosse Bedeutung haben. Das liegt zum einen an den Inhalten und daran, dass uns eine transparente Preispolitik wichtig ist.

Bevor Sie Managing Director wurden, haben Sie in der Congress Centre Kursaal Interlaken AG den Bereich Food & Beverage geleitet. Restaurantbesucher werden immer anspruchsvoller. Das mussten Sie auch im Restaurant Spycher erleben, wo die Frequenzen zurückgingen. Welche neuen Trends werden Sie in Ihrem erneuerten Gastroangebot aufgreifen?

Das Restaurant Spycher wird als Restaurant mit typisch schweizerischem Charme sowohl von Einheimischen als auch von Gästen aus aller Welt frequentiert. Am Abend finden hier folkloristische Aufführungen statt. Insoweit ist das Spycher ein reines Gruppenrestaurant. In diesem Business herrscht ein Preiskampf, bei dem derjenige den Zuschlag erhält, der am billigsten ist. Dem Preiskampf und billigen Preisen steht unser Anspruch an die Qualität der angebotenen Speisen und Getränke entgegen. Teilweise werden hier am Platz und anderswo 3 Gänge-Menüs zu einem Preis von 15 Franken angeboten. Aufgrund unseres Qualitätsanspruchs und unserer Infrastruktur sind wir nicht bereit, bei diesem Preisdumping mitzuziehen.

Das Kongresszentrum ist für Hochzeiten ideal. Wachsen Sie in diesem Bereich besonders stark?

In der Vergangenheit hat das CKI grosse und umsatzstarke Hochzeiten ausgerichtet, und so ist der Kursaal im Jugendstil mittlerweile zu einer sehr beliebten Location für Hochzeiten geworden. Ein wichtiger Grund für diesen Erfolg ist, dass sich das CKI um die Planung und Organisation der Feierlichkeiten kümmert, sodass Hochzeiten zu einem einmaligen und rund gelungenen Erlebnis werden. Deshalb wird unser Fokus neben Kongressen und Veranstaltungen auch in Zukunft auf Hochzeiten liegen.

Gibt es eine Chance, dass das Weinfestival wiederbelebt wird?

Es ist richtig, dass in der Vergangenheit das Wein-Festival im historischen Kursaal in Interlaken stattfand. Tatsächlich passte es thematisch hervorragend zu der mondänen Jugendstilatmosphäre des 1858 erbauten Kursaals. Uns sind allerdings keine Aktivitäten bekannt, die in Richtung einer Wiederholung des erfolgreichen Wein-Festivals gehen. Denkbar wäre eine Neuauflage als eigenes Format, das durch Sponsoring und Einnahmen finanziert wird.

Wie hoch sind die Vorlaufkosten für den ab 2020 geplanten Swiss Outdoor & Adventure Summit?

Wir sind sehr stolz darauf, dass am 26. und 27. März 2020 das erste Swiss Outdoor & Adventure Summit mit dem Veranstaltungsthema «Moving Business» stattfinden wird. Auch in Zukunft werden sich die unterschiedlichsten Player aus den Bereichen Tourismus, Handel, Versicherungen, Verbände, Behörden und aus dem Gesundheitswesen alljährlich in Interlaken treffen, um im Rahmen eines regen Austauschs eine erfolgreiche Community aufzubauen. Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir zu einzelnen Veranstaltungen und Projekten keine Zahlen kommunizieren. Was ich sagen kann, ist, dass ein detaillierter Finanzplan besteht, der im Bereich der budgetierten Vorgaben und der finanziellen Rahmenbedingungen liegt.

Der Stammkundenanteil des CKI beträgt 85 Prozent. Wie können mehr Neukunden gewonnen werden?

Wir freuen uns über diesen hohen Stammkundenanteil. Doch besteht für uns keine Veranlassung, uns auf diesem auszuruhen. Stattdessen werden wir uns weiterhin sehr engagiert und mit allen medialen Möglichkeiten dafür einsetzen, Neukunden zu gewinnen. Wir werden unsere Verkaufsanstrengungen national und international auf die Zielgruppen richten, die zum Ambiente des Kursaals, zu unserer Infrastruktur und zu unserer Dienstleistung passen.

Sie verfügen über 10 Millionen flüssige Mittel und 8,5 Millionen an freien Reserven. Wie kann man diese ertragreich bewirtschaften, oder braucht es diese, falls jemand das Casino knackt?

Das stimmt. Als Casinobetreiber sollte man immer «Bares» auf der hohen Kante haben, der nächste Scheich oder Spieler eines internationalen Fussballclubs, wie vor Jahren beispielsweise vom FC Liverpool, kommen bestimmt…

Zum Gesprächspartner:
Seit über 20 Jahren wohnt Alexander Hänsel in der Schweiz. Er wohnt in Merligen am Thunersee. Seit 2010 ist er für das Congress Centre Kursaal Interlaken tätig. Davor war Alexander Hänsel stellvertretender Hoteldirektor in Österreich und Deutschland. Er hat die Hotelfachschule abgeschlossen und einen Betriebswirt in Internationalem Management gemacht. Seine Hobbies sind Reisen (Lieblingsländer: Japan, Neuseeland, Vereinigte Arabische Emirate), Gourmetrestaurants weltweit und Fotografie.


Zusätzliche Informationen zur Congress Centre Kursaal Interlaken AG wie

finden Sie bei der Zürcher Kantonalbank hier…


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