München – Die Allianz setzt wie zuletzt erwartet weiter auf Kontinuität an der Spitze des Konzerns, verliert aber ihren Finanzvorstand Giulio Terzariol an den italienischen Konkurrenten Generali . Der 51-jährige Italiener werde zum 31. Dezember von seinem Amt entbunden, um seine Karrieremöglichkeit ausserhalb der Allianz wahrnehmen zu können, teilte die Allianz am Montag in München mit. An der Börse sorgten die Nachrichten für keine starken Ausschläge. Die Allianz-Aktie legte marktkonform leicht zu. Generali gab zudem bekannt, dass Terzariol ab Januar eine neu gegründete Einheit leitet, in der alle Versicherungsgeschäfte gebündelt werden.
Zuvor hatte die italienische Zeitung «La Stampa» über den Wechsel berichtet. Terzariol sei demnach auch ein Kandidat für die Nachfolge des Unternehmenschefs. Bei der Allianz übernimmt Claire-Marie Coste-Lepoutre den für einen Versicherer sehr wichtigen Posten des Finanzvorstands. Die 48-Jährige sei derzeit Chefaktuarin und Head of Planning & Controlling der Allianz SE. Davor war sie Finanzchefin und stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Allianz Global Corporate & Specialty SE.
Bäte bleibt bis 2028
Der Münchener Konzern sorgte auch an der Führungsspitze für Klarheit. Das Mandat von Oliver Bäte als Vorsitzender des Vorstands sei bis zur Hauptversammlung 2028 verlängert worden. Der 58-Jährige ist seit 2008 bei der Allianz und seit Mai 2015 Konzernchef. Über die Verlängerung seines Vertrags wurde in den vergangenen Wochen bereits mehrfach berichtet. Zuletzt hatte allerdings das «Manager Magazin» berichtet, dass der Vertrag mit Bäte wegen der Kritik an seinem Führungsstil, nicht erreichten Zielen und dem Überschreiten der Altersgrenze wohl eher nur drei und nicht fünf Jahre verlängert wird – jetzt sind es doch fünf Jahre geworden.
Sollte Bäte die Amtszeit vollenden, wäre er insgesamt 13 Jahre an der Spitze des Konzerns. Anders als seine Vorgänger wird Bäte anschliessend aber wohl nicht – wie dem «Manager-Magazin»-Bericht zufolge von ihm gewünscht – in den Aufsichtsrat wechseln. Sein Vorgänger und derzeitiger Aufsichtsratschef Michael Diekmann will als Nachfolger auf seinem Posten eine externe Kandidatin oder einen externen Kandidaten gewinnen. «Mittlerweile wird von institutionellen Anlegern und Stimmrechtsberatern vermehrt erwartet, dass kein ehemaliges Mitglied des Vorstands der Allianz SE den Vorsitz im Aufsichtsrat übernimmt», hatte er bei der Hauptversammlung im Frühjahr gesagt.
Diekmann selbst war von 2003 bis 2015 im Amt – also zwölf Jahre. Vor ihm war Henning Schulte-Noelle ebenfalls zwölf Jahre Vorstandschef der Allianz. Bei dem Münchener Versicherer hat Kontinuität an der Führungsspitze Tradition. Seit der Firmengründung 1890 ist Bäte erst der zehnte Konzernchef. Zuletzt kritisierten Investoren allerdings immer wieder, dass der operative Gewinn und Überschuss der Allianz in den vergangenen Jahren nicht so stark gewachsen sind wie der einiger Konkurrenten. Auch beim Wachstum war der Münchener Versicherer mit seinen fast 160 000 Mitarbeitern allenfalls Durchschnitt.
Wertvollster Versicherer Europas
An der Börse fällt die Bilanz Bätes bisher aber positiv aus. So zog der Aktienkurs in seiner Amtszeit bisher um knapp die Hälfte an. Damit schnitt die Allianz etwas besser als der Dax ab. Auch im Vergleich zu anderen grossen europäischen Erstversichern wie der Axa , Generali oder NN steht die Allianz seit Bätes Antritt im Mai 2015 am Kapitalmarkt gut da. Lediglich die Zurich konnte ähnlich stark zulegen. Dazu kamen bei der Allianz noch jährlich hohe Dividenden. Zudem ist der Konzern mit einem Börsenwert von rund 90 Milliarden Euro der mit Abstand wertvollste Versicherer Europas. (awp/mc/pg)