Allianz-Konzernchef Kai Diekmann. (Foto: Allianz)
München – Europas grösster Versicherer Allianz beglückt seine Aktionäre: Nach einem Gewinnplus im vergangenen Jahr soll die Dividende von 5,30 Euro auf den Rekordwert von 6,85 Euro je Aktie steigen. Der operative Gewinn des Konzerns erreichte 2014 fast Rekordniveau und soll im laufenden Jahr etwa stabil bleiben. Allerdings lief es im letzten Jahr unter der Führung des scheidenden Allianz-Chefs Michael Diekmann nicht überall rund: Während vor allem Lebens- und Rentenversicherungen dem Dax-Konzern dicke Gewinne bescherten, kämpft die Fondstochter Pimco mit der Flucht vieler Anleger.
An der Börse kamen die Nachrichten nicht gut an. Die Aktie verlor am Morgen fast vier Prozent an Wert und war auch am frühen Nachmittag mit minus 1,90 Prozent bei 147,099 Euro Schlusslicht im Dax. Analysten hatten bei Gewinn und Dividende noch mehr erwartet.
Fast Rekordwert beim operativen Gewinn
Im abgelaufenen Jahr verdiente der Versicherer unter dem Strich 6,2 Milliarden Euro und damit vier Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Der operative Gewinn kletterte um rund drei Prozent auf 10,4 Milliarden Euro. Noch im Herbst hatte der Vorstand 10,5 Milliarden Euro in Reichweite gesehen. Trotzdem ist das erreichte Ergebnis nahezu ein Rekord. Nur 2007 hatte der Konzern operativ mehr verdient – als die damalige Tochter Dresdner Bank vor der Finanzkrise und ihrem Verkauf an die Commerzbank schwarze Zahlen beim Münchner Mutterkonzern abgeliefert hatte.
Diesmal kosteten Probleme in Russland, Brasilien und den USA die Allianz zusammen gut eine halbe Milliarde Euro. So dampft die Allianz ihr defizitäres russisches Privatkundengeschäft ein. In Brasilien musste sie für hohe Schäden Geld nachschiessen, und in den USA sanierte sie ihr langjähriges Sorgenkind Fireman’s Fund mit dem Verkauf des Privatkundengeschäfts. Grössere Zukäufe hält Diekmann unterdessen für unwahrscheinlich.
Nachfolger soll Gewinn stabil halten
Nach der Hauptversammlung Anfang Mai übernimmt Vorstandsmitglied Oliver Bäte die Konzernführung vom 60-jährigen Diekmann, der den Konzern dann zwölf Jahre lang geführt hat. Diekmann gab seinem Nachfolger für 2015 ein vergleichsweise bescheidenes Ziel mit: Der operative Gewinn soll erneut rund 10,4 Milliarden Euro erreichen – mit 400 Millionen Euro Luft nach oben und unten.
Ob Bäte dabei wieder stärker auf das Fondsgeschäft der US-Tochter Pimco bauen kann, liess Diekmann offen. Anleger hatten im vergangenen Jahr 236 Milliarden Euro bei Pimco abgezogen, vor allem nach dem überraschenden Abgang des Gründers und Starinvestors Bill Gross. Ein 18-prozentiger Gewinnrückgang der Tochter zehrte die Verbesserungen der übrigen Sparten teilweise auf. «Es gibt weiterhin Abflüsse, aber es gibt auch Zuflüsse von grossen Kunden», zeigte Allianz-Chef etwas Optimismus.
Versicherungsgeschäft wirft mehr ab
Im Versicherungsgeschäft konnte die Allianz ihren Gewinn teils deutlich steigern. Die Kernsparte Schaden- und Unfallversicherung verdiente operativ mit 5,4 Milliarden Euro gut zwei Prozent mehr als im Vorjahr. In Deutschland kam dem Konzern die geringere Zahl von Naturkatastrophen zugute, nachdem Flut und Hagel 2013 schwere Schäden angerichtet hatten.
Mit den Lebens-, Renten- und Krankenversicherungen gelangen der Allianz trotz Problemen mit den Niedrigzinsen glänzende Geschäfte. Die Sparte steigerte ihren operativen Gewinn um 23 Prozent auf 3,3 Milliarden Euro. Vor allem in Deutschland, Italien und den USA wuchsen die Beitragseinnahmen deutlich. Neue Lebensversicherungsverträge ohne klassischen Garantiezins hätten sich seit ihrer Einführung Mitte 2013 hierzulande gut 93 000 Mal verkauft, hiess es. So gefragt sei bisher noch kein neues Produkt gewesen.
Kritik an Zinspolitik
Um dem Zinstief auszuweichen, will die Allianz noch stärker in Infrastruktur und Immobilien investieren. Statt 80 Milliarden sollen mittelfristig jetzt 110 Milliarden Euro aus Eigenmitteln und Kundengeldern in diesen Bereich fliessen. Ende 2014 waren davon bereits 74,4 Milliarden erreicht. Dennoch kritisierte Allianz-Chef Diekmann die Niedrigzins-Politik der Europäischen Zentralbank. Sie berge Sprengstroff für die Währungsunion und zementiere die «Renditen auf niedrigstem Niveau – nahe Null». Das Leiden der Sparer werde sich daher 2015 fortsetzen. (awp/mc/pg)