Allianz: Städte erleben überraschenden Mini-Babyboom

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(Copyright: Joachim Berga/pixelio.de)

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Zürich – Die Geburtenrate liegt in europäischen und US-amerikanischen Grossstädten um 7 Prozent höher als der jeweilige nationale Durchschnitt. Das ist das etwas überraschende Ergebnis der Studie «Bigger cities, more babies?» von Allianz International Pensions, dem Think Tank der Allianz für Demographie und Altersvorsorge. Für die Studie wurde die Geburtenrate in 41 europäischen und US-amerikanischen Grossstädten unter die Lupe genommen.

«Überraschend ist, dass das sogar in den Städten mit den höchsten Lebenshaltungskosten gilt», sagt Brigitte Miksa, Leiterin des International Pensions Teams. Dazu gehören Oslo (+16 Prozent), Kopenhagen (+14 Prozent), Stockholm (+13 Prozent), London (+8 Prozent), New York (+5 Prozent) und München (+5 Prozent). Zürich als einzige in der Studie berücksichtigte Schweizer Stadt bildet in dieser Riege eher eine Ausnahme. So liegt die Geburtenrate in der Limmatstadt lediglich um 1,3 Prozent über dem Schweizer Durchschnitt, womit Zürich im unteren Mittelfeld nach Berlin (+1,6 Prozent) und vor Los Angeles (-0,8 Prozent) zu finden ist.

Bessere Jobmöglichkeitenin der Stadt
Grossstädte sind in den vergangenen Jahrzehnten stark gewachsen: Manche Demographen kommen zu dem Ergebnis, dass es gerade die Standortfaktoren in den urbanen Räumen sind, die zum allgemeinen Rückgang der Geburtenraten beitragen. So haben Frauen dort oft besseren Zugang zu Bildung, Arbeitsmöglichkeiten und Familienplanung. Einige dieser Faktoren könnten laut Allianz jedoch auch Grund für genau die gegenteilige Entwicklung sein.

Miksa: «Nach unseren Ergebnissen sind es vor allem die in den Städten eher vorhandenen Jobangebote mit der Möglichkeit einer besseren Work-Life Balance und eine gute Infrastruktur für die Kinderbetreuung, die die Frauen dazu bewegen, mehr Kinder zu bekommen. Menschen in den Städten sind zudem häufig gut ausgebildet und verdienen genug Geld, um sich die hohen Mieten leisten zu können. Auch ändert sich die Einstellung der vermögenderen Paare zur Elternschaft.»

In ihren Daten erkennen die Experten zudem den so genannten «Brangelina-Effekt»: Kinder sind Statussymbole, ihre Eltern zeigen gern, dass sie sich viele leisten können. Dieses Phänomen wurde nach dem Schauspielerpaar Angelina Jolie und Brad Pitt benannt, die sechs Kinder haben.

Demografie-Problem bleibt
In der vorliegenden Studie wurden die Geburtenraten berechnet und mit den jeweiligen nationalen Geburtenraten verglichen. Die Forscher haben europäische Städte mit mehr als einer Million Einwohner einbezogen. Der Trend zum Mini-Babyboom in Städten ist grenzüberschreitend: Lissabon (+50 Prozent), Bratislava (+31 Prozent) und Birmingham (+17 Prozent) führen die Liste an. In den USA lag die Geburtenrate in New York 5 Prozent höher als im Staat New York, in Chicago 3 Prozent und in Dallas 17 Prozent als der jeweilige Landesschnitt.

Gleichwohl weisen die Forscher der Allianz darauf hin, dass ein Babyboom in den Städten zwar ein demografischer Pluspunkt ist, jedoch kein Patentrezept zur Lösung der Probleme, vor denen die Länder angesichts der demografischen Entwicklung stehen. Denn in den untersuchten Städten bekamen nur Frauen in Dallas und Birmingham mehr als 2,1 Kinder – also so viele, wie es braucht, um die Stärke der Bevölkerung aufrecht zu erhalten, ohne auf externe Faktoren wie zum Beispiel die Immigration zurückzugreifen. Fünf andere Städte – Brüssel, Stockholm, Oslo, London und New York – lagen knapp darunter.

«Das bedeutet», so Miksa, «dass die Länder nach wie vor andere Wege finden müssen, ihre Bevölkerungsstärke zu halten und ihre öffentlichen Dienste und Pensionssysteme zu finanzieren.» (Allianz/mc/pg)

Brigitte Miksa im Interview

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