Zürich – Durch einschneidende Rentenreformen wurden die Ruhestandsleistungen in 16 OECD-Staaten in den vergangenen zehn Jahren um rund ein Viertel gekürzt. Gleichzeitig ist der Anteil der Arbeitnehmer zwischen 60 und 64 Jahren deutlichen gestiegen. Der aktuelle Demographic Pulse der Allianz beleuchtet die neue Rentenwirklichkeit und zeigt die Notwendigkeit der privaten Altersvorsorge auf.
Nach zehn Jahren Rentenreformen in Westeuropa und der Einführung neuer Altersvorsorgesysteme in Osteuropa und Asien vollzieht sich ein Strukturwandel bei den Alterseinkommen. Die staatlichen Rentenleistungen sinken – die Anteile privater und betrieblicher Renten steigen hingegen. So auch in der Schweiz: machten die staatlichen Leistungen in der gesetzlichen Rentenversicherung (AHV) im Jahr 2000 noch 50,8% des Alterseinkommens aus, sank dieser Wert zehn Jahre später auf nur noch 43,3 Prozent. Anders das Bild in der betrieblichen Altersvorsorge (BVG): Hier stieg der Wert von 26,6% im Jahr 2000 auf 32,8 Prozent in 2010. Insgesamt gewinnt die private Altersvorsorge angesichts des demographischen Wandels und leerer Statskassen zunehmend an Bedeutung, lautet ein Fazit der aktuellen Studie Demographic Pulse der Allianz. «Diese Entwicklung ist auch in der Schweiz spürbar, obwohl wir mit dem Dreisäulen-System international gut dastehen», betont Rudolf Alves, Leiter Leben der Allianz Suisse. Allerdings «Aber darauf können wir uns nicht ausruhen: damit zukünftige Ruheständler ein Alterseinkommen in vergleichbarer Höhe mit dem der heutigen Rentner erzielen, muss jeder Einzelne mehr Eigenverantwortung übernehmen und für das Alter sparen», betont Alves. Denn die Alterung der Gesellschaft schreite unerbittlich voran, die Zahl der Beitragszahler schrumpfe kontinuierlich. Bereits heute subventionieren die Erwerbstätigen dadurch zunehmend die Renten der Pensionierten.
Zunehmende Erwerbstätigkeit bei über 60jährigen
Der Strukturwandel im Rentensystem wurde durch Schuldenkrise, den Schwankungen an den Finanzmärkten sowie durch das Niedrigzinsumfeld substantiell herausgefordert. Die Entwicklungen haben die Möglichkeiten einer kapitalgedeckten Altersvorsorge eingeschränkt. Mittlerweile üben Arbeitnehmer ihren Beruf nicht nur deshalb länger aus, weil das Renteneintrittsalter angehoben wurde, sondern weil ihre Einnahmen aus kapitalgedeckten Rentenplänen krisenbedingt niedriger als erwartet ausfallen und sie länger als vorgesehen für das Alter sparen müssen. Als Folge erhöhte sich in Europa, Asien und den USA die Erwerbstätigenquote der 60- bis 64-Jährigen über die letzten zehn Jahre. Die Schweiz weist mit einer Erwerbstätigenquote von rund 58 Prozent nach Schweden (63 Prozent) den zweithöchsten Wert aller untersuchten OECD-Länder auf.
Die neue Rentenwirklichkeit
Nach mehr als zehn Jahren Rentenreformen hat sich die Altersvorsorgestruktur in fast allen Ländern, die in der Allianz Studie untersucht wurden, geändert. Fast durchgehend ging der Anteil am Alterseinkommen aus der gesetzlichen Rente zurück. In Schweden, Deutschland oder Frankreich wurden diese Einbussen durch Alterseinkommenszuwächse aus Vermögen oder privater Vorsorge ausgeglichen. Doch ob diese Zuwächse in der tatsächlichen Ruhestandsphase ausreichen werden, um Kürzungen bei der staatlichen Rente vollständig aufzufangen, bleibt offen.
«Eine der zukünftigen Herausforderungen wird es sein, die Beschäftigungschancen älterer Arbeitnehmer zu verbessern. 65 Prozent der Beschäftigten in Europa möchten die Möglichkeit erhalten, im Alter teils von Erwerbsarbeit und teils von Renteneinkommen zu leben», sagt Alves. Dafür sei es notwendig, attraktive Angebote für ältere Arbeitnehmer zu schaffen und die Flexibilität zu erhöhen. Allerdings gehe auch dann kein Weg daran vorbei, privat für das Alter vorzusorgen. Denn ohne Absicherung des Langlebigkeitsrisikos werde so mancher im hohen Alter auf seinen gewohnten Lebensstandard verzichten müssen.
Die Studie «Demographic Pulse» steht in englischer Sprache unter http://www.presseportal.ch/go2/Studie_Demographic_Pulse zum download zur Verfügung (Allianz/mc/ps)