Wallisellen – Für den «Allianz Financial and Risk Survey» wurde jeweils eine repräsentative Stichprobe von 1000 Teilnehmern in sieben Ländern untersucht: Schweiz, Deutschland, Österreich, Frankreich, Italien, Spanien und die USA. Dabei wurde nach den Erfahrungen in der Corona-Pandemie hinsichtlich Einkommen, Konsum, Sparen, Finanz- und Risikokompetenz gefragt.
Covid-19: Die unfaire Krise
Es war zu erwarten, dass die Pandemie unser Leben in vielfacher Hinsicht beeinflusst: Mindestens 55% der Teilnehmenden in jedem Land gaben daher auch an, dass die Corona-Pandemie das einschneidendste wirtschaftliche Erlebnis in ihrem Leben darstellt. Unterschiede zwischen den Ländern spiegeln dabei die Tiefe der sanitären und wirtschaftlichen Krise wider – wobei die Schweiz sich im Mittelfeld der untersuchten Länder wiederfindet: 29.2% der schweizerischen Befragten gaben an, dass ihr Einkommen wegen der Krise gefallen sei (gegenüber 30% fürs gesamte Sample). Es gibt aber auch zwei Aspekte, die allen Ländern gemeinsam sind: Frauen und Millennials sind übermässig betroffen. 37,8% der Millennials, aber nur 27,2% der übrigen Altersgruppen waren mit einem fallenden Einkommen konfrontiert. Die Geschlechterlücke ist ähnlich gross: Während 32,8% der weiblichen Teilnehmer von einem rückläufigen Einkommen berichten, trifft dies nur auf 27,1% der männlichen Teilnehmer zu. In der Schweiz ist diese Geschlechterlücke mit 3,4 Prozentpunkte etwas kleiner.
Finanzkompetenz: Grosse Geschlechterlücke
Um die Finanzkompetenz der Teilnehmenden zu messen, wurden in der Umfrage vier Fragen zu verschiedenen Aspekten gestellt: rechnerische Fähigkeiten, Zinsen, Buchhaltung und Inflation. Insgesamt ist das Niveau der Finanzkompetenz erschreckend niedrig: Nur 28,5% der Befragten konnten alle vier Fragen richtig beantworten; in der Schweiz liegt dieser Wert nur geringfügig höher (31,2%). Während Unterschiede zwischen den Altersgruppen zu erwarten waren – Finanzkompetenz wird schliesslich kaum in der Schule, sondern im Leben gelernt -, ist die grosse Geschlechterlücke eher überraschend: 36,4% der männlichen Teilnehmer erwiesen sich als «finanzkompetent», aber nur 20,7% der weiblichen Teilnehmerinnen. Mit 15,7 Prozentpunkten ist die Lücke in der Schweiz genauso gross. «Die Geschlechterlücke in der Finanzkompetenz ist alarmierend», sagte Patricia Pelayo Romero, Autorin des Berichts. «Finanzkompetenz ist ein kritischer Faktor, der erklärt, warum einige Teile der Bevölkerung mit Krisen besser umgehen können als andere. Geringe Finanzkompetenz und die grösseren finanziellen Einbussen machen die Corona-Pandemie zum perfekten Sturm für Frauen.»
Wenig Risikokompetenz
Die Allianz stellte auch zwei Fragen zur Risikokompetenz, nämlich zur Wahrscheinlichkeitsverteilung und Diversifikation von Risiken. Wiederum ist das Niveau der Risikokompetenz (sehr) niedrig: nur 27,6% der Befragten konnten beide Fragen richtig beantworten. Das Ergebnis unter den schweizerischen Befragten fällt etwas besser aus: Mit 33,6% erzielten sie den höchsten Wert unter den untersuchten Ländern. Ein Ruhmesblatt ist dieser Wert jedoch auch nicht. Auch die Geschlechterlücke ist wieder gross: Sie beträgt 9,6 Prozentpunkte fürs gesamte Sample und 8,2 Prozentpunkte für die Schweiz.
«Die desaströsen Werte für Finanz- und Risikokompetenz sollten ein Weckruf für Politik und Industrie sein», sagte Patricia Pelayo Romero. «Das Investmentumfeld war bereits vor Covid-19 herausfordernd. Es ist seitdem keineswegs einfacher geworden. Ohne echte Finanzkompetenz sind viele Haushalte dazu verdammt, falsche finanzielle Entscheidungen zu treffen, mit möglicherweise verheerenden Folgen für ihr zukünftiges finanzielles Wohlergehen. Die Politik sollte daher darauf hinarbeiten, Finanzkompetenz in die schulischen Lehrpläne zu integrieren, während die Finanzindustrie ihre Anstrengungen verdoppeln sollte, einfache, leicht verständliche Produkte auf den Markt zu bringen.» (Allianz Suisse/mc/ps)
Die vollständige Studie finden Sie unter https://www.allianz.com/de/economic_research.html