Die Strandung der Costa Concordia forderte am 13. Januar letzten Jahres 32 Menschenleben. (Foto: Samuele Gallini – Fotolia.com)
Zürich – Am 13. Januar havarierte das Kreuzfahrtschiff Costa Concordia vor der Insel Giglio nahe der toskanischen Küste, 32 Menschen starben bei dem Unglück. Die Bilder gingen um die Welt. Die Zahl der weltweiten Schiffsverluste stieg im vergangenen Jahr erstmals wieder deutlich an, wie eine neue Studie der Allianz zeigt. Die meisten Unglücke sind auf menschliches Versagen an Bord zurückzuführen.
Im vergangenen Jahr (bis 25. November) wurden 106 Schiffsverluste registriert, so eine neue Studie der Allianz. Damit sanken 15 Schiffe mehr als im Vorjahreszeitraum mit 91 Schiffsunglücken. Gleichwohl liegt dieser Wert rund ein Drittel unter dem 10-Jahres-Durchschnitt von 146 Schiffsverlusten pro Jahr (2002 – 2012). Durch neue Technologien, bessere Ausbildung, fortschreitende Regulierung und Sicherheitsinitiativen der Branche sind Schiffsverluste seit langem rückläufig. Menschliches Versagen als Hauptursache für Seeunglücke bleibt jedoch weiterhin ein grosses Problem.
Zwei grosse Havarien
Als Schifffahrts- und Transportversicherer der Allianz gibt die Allianz Global Corporate & Specialty (AGCS) in der aktuellen «Safety and Shipping Review» einen Überblick, wie sich Schäden und Sicherheit in der Schifffahrt im vergangenen Jahr entwickelt haben. Das Jahr 2012 war von zwei grossen Havarien bestimmt: der Strandung der Costa Concordia vor Italien am 13. Januar 2012 und dem Untergang der Fähre Rabaul Queen vor Papua New Guinea am 2. Februar 2012. Beide Unglücke kosteten zahlreiche Menschenleben.
Auf «Schiffsuntergang» sind rund die Hälfte (49 Prozent) der Schiffsverluste im vergangenen Jahr zurückzuführen, gefolgt von «auf Grund laufen» (22 Prozent). Kollisionen wie jene des Autotransporters Baltic Ace und des Containerfrachters Corvus J im Dezember 2012 sind dagegen mit nur 6 Prozent eine eher seltene Unglücksursache.
Schiffsunglücke ereigneten sich 2012 besonders häufig in Südchina, Indochina, Indonesien und den Philippinen – mit 30 Unglücken gab es dort doppelt so viele Vorfälle wie in der zweitgefährlichsten Region, dem östlichen Mittelmeer und dem Schwarzen Meer (15). Zahlreiche Seeunglücke passierten auch vor Japan, Korea und Nordchina (10).
Knappe Mittel für Wartung und Ausbildung
Menschliches Versagen bleibt die Hauptursache der meisten Unfälle. Dahinter stehen Übermüdung, Kostendruck oder eine unzureichende Ausbildung. «Einige Schifffahrtsgesellschaften, gerade im umkämpften Geschäft von Schüttgutfrachtern oder Tankern, können sich Wartung und Training ihrer Mitarbeiter kaum mehr leisten», erklärt AGCS-Schifffahrtsexperte Sven Gerhard.
Neue Vorschriften sollen folgenschwere menschliche Fehler an Bord verringern. Im Laufe des Jahres 2013 wird die bereits 2006 verabschiedete Maritime Labor Convention in Kraft treten, die die Arbeitsbedingungen von Seefahrern detailliert regelt. Daneben arbeiteten die International Maritime Organisation und führende Kreuzschifffahrtsunternehmen nach dem Costa Concordia-Unglück intensiv daran, bestehende Sicherheitsbestimmungen zu verschärfen und Betriebspraktiken in der Passagierschifffahrt weiter zu verbessern.
Verbesserte Technologien
Auch die Technologie entwickelte sich im vergangenen Jahr weiter. Seit Juli 2012 ist das Electronic Chart Display and Information System (ECDIS) verpflichtend und könnte dazu beitragen, die Zahl von Unglücken weiter zu reduzieren – entsprechendes Training und Management vorausgesetzt. «Die fortschrittlichsten Geräte sind nur so gut wie die Qualifikation derjenigen, die sie bedienen. Hier sehen wir oft, dass die Fähigkeiten der Mitarbeiter den technologischen Möglichkeiten hinterherhinken», so Gerhard. Entscheidend sei ein vorausschauendes Sicherheitsmanagement an Bord, das über das vorgeschriebene Minimum hinausgehe und durchgängig vom Kapitän bis zur Hilfskraft gelebt werde.
AGCS als der Versicherer der Allianz für Industrie- und Spezialversicherungen zählt zu den führenden Schiffsversicherern weltweit und bietet Sachversicherungen für alle Schiffstypen an. In der Schweiz ist die Allianz Suisse mit einem Marktanteil von über 20 Prozent die mit Abstand grösste Anbieterin von Wasserfahrzeugversicherungen. (Allianz Suisse/mc)