(Foto: Allianz Suisse)
Wallisellen – Nach einer Bauzeit von rund vier Jahren hat die Allianz Suisse ihren neuen Hauptsitz in Betrieb genommen. Im Gebäude arbeiten seit November rund 1’900 Personen auf 42’000 Quadratmetern Bürofläche. Die Mitarbeitenden der Allianz Suisse wurden in verschiedene Entscheidungen mit einbezogen, so zum Beispiel bei der Auswahl des Caterers oder bei der Namensgebung der Meetingräume.
Es ist der wohl grösste Umzug eines Schweizer Unternehmens in diesem Jahr. Von Oktober bis November hat die Allianz Suisse ihren neuen Hauptsitz in Wallisellen bezogen. Rund 1’900 Angestellte aus Zürich, Bern und Volketswil wechselten den Arbeitsplatz – samt 12’000 Umzugskartons mit Arbeitsmaterial. Zudem wurden fast 10’000 Einzelmöbel verschoben.
Neue Langfristperspektive
Die Allianz Suisse umfasste bisher sieben Verwaltungsstandorte in der Deutschschweiz. «Die Konzentration auf zwei Standorte, Wallisellen und Genf, ist für uns bahnbrechend», sagt CEO Klaus-Peter Röhler. «Prozesse und Wirtschaftlichkeit sind besser, und wir können unseren Mitarbeitenden so ein Arbeitsumfeld mit modernster Infrastruktur bieten.» Ausserdem, so Röhler, sei das Zusammenrücken ein Gewinn für die Betriebskultur.
«Boomtown» Wallisellen
Dass die Allianz Suisse ihren neuen Hauptsitz nach Wallisellen verlegt hat, ist kein Zufall. Die Zürcher Vorortsgemeinde ist wegen ihrer Standortvorteile seit Jahren im Aufbruch. Zu nennen ist insbesondere die gute Verkehrsanbindung dank der Nähe zu Flughafen, Autobahn, Bus, Tram, S-Bahn und Glattalbahn. Zudem bot sich für die Allianz Suisse die Möglichkeit, das Gebäude für den neuen Hauptsitz von Grund auf mit zu planen.
Flexible Arbeitswelt
Für die Mitarbeitenden sollte eine anregende Arbeitsumgebung entstehen – atmosphärisch variantenreich und flexibel nutzbar. Offene Büros kombiniert mit Ruheinseln, Gesprächsecken, Projekträumen, Sitzungszimmern, Lounges, Terrassen und Meetingräumen begünstigen den schnellen Wechsel zwischen formeller Arbeit und spontanem Gespräch.
Dafür sorgen auch vertikale Öffnungen: Sie schaffen teils einen Sichtkontakt zur höher- oder tieferliegenden Etage. Die flexible Arbeitswelt zeigt sich schon im Erdgeschoss: Die grosszügige Lobby dient zugleich als Foyer für Besucher des ebenfalls im Parterre liegenden Auditoriums. Eine Doppelfunktion hat auch das Personalrestaurant, in dem man nicht nur Pause machen, sondern auch arbeiten kann.
Ungewöhnliche Architektur
Der neue Hauptsitz der Allianz Suisse besteht aus zwei Gebäuden: einem 17-stöckigen Turm plus Dachterrasse und einem fünfstöckigen Blockrandbau mit begrüntem Innenhof. Das Konzept stammt vom holländischen Architekten Wiel Arets. Die Gebäude sind durch verglaste Brücken miteinander verbunden. Charakteristisch für das Gebäude ist die gläserne Hülle. Sie musste mit dem städtebaulichen Bedürfnis nach einer Fassade mit klar sichtbaren Fensterstrukturen in Einklang gebracht werden. Aus diesem Grund sind jeweils zwei Glaselemente mit Folien gerahmt, auf die das abstrahierte Foto eines Onyx-Marmors gedruckt ist.
Farbkonzept: Welche Farben hat die Welt?
Die Büros sind farblich neutral, doch es sind bunte Akzente gesetzt worden, und zwar bei der Innenausstattung der persönlichen Arbeitsplätze, bei Aufsatz- und Mittelzonenmöbeln und bei den Stühlen der Meetingräume. Die Zusatzfarben geben den Etagen ein individuelles, aber unaufdringliches Gesicht. Für das Farbkonzept haben die Gestalter zur Weltkarte gegriffen und gefragt: Auf welcher geographischen Länge liegt Zürich? Und welche Farben hat die Erde entlang dieses Meridians, von Süden bis Norden, von der Antarktis über Westafrika bis Norwegen? Ausgewählt wurden 13 Farben, die jeder Etage ein individuelles Gesicht geben.
Meetingräume: kreative Details
Die Geographie prägt auch das Konzept der Meetingräume. Über deren Glaswände zieht sich als Sichtschutz ein 120 cm breites Band aus halbtransparenter Glasdekorfolie. Darauf zu erkennen sind Umrisse typischer Landschaften, wie sie in Breitengradregionen entlang des 8. Ostmeridians vorkommen, zum Beispiel Eisberge, tropische Küsten oder Wüstengebiete. Die meisten Sitzungszimmer sind mit einem Breitengrad gekennzeichnet. 16 Meetingräume tragen Namen von Schweizer Bergen, etwa Eiger, Matterhorn, Pilatus, Säntis, und Weisshorn.
Geothermie ersetzt fossile Energieträger
Der neue Hauptsitz der Allianz Suisse erfüllt den Minergiestandard. Die Gebäudehülle besteht aus stark dämmendem Mehrfachglas. Zwischen den Glasschichten herrscht Überdruck, was Feuchtigkeit verhindert. Die Energie für Heizung, Kühlung und Warmwasser kommt aus der geothermischen Anlage des Richti-Areals, was den Bezug externer Energiequellen um rund 80 Prozent reduziert. Die gesamte Anlage kann in einer Stunde 400’000 m3 Luft austauschen. Dies entspricht einem Würfel von 70 Metern Seitenlänge.
In den Büros der Allianz Suisse wird das Klima über eine eigens für den Hauptsitz entwickelte Heiz-/Kühldecke reguliert, welche die verborgene Rohbetondecke als Energiespeicher nutzt. Reduziert worden ist ebenfalls der Energieverbrauch für die Beleuchtung: Die 1700 Steh- und Deckenleuchten funktionieren ausschliesslich mit Leuchtdioden (LED). Bewegungsmelder und Zeitschalter verhindern unnötiges Licht. Zur Klimaregulierung tragen ferner computergesteuerte Sonnenschutzvorhänge bei.
Stromversorgung bei Netzversagen
Stromausfälle sind in der Schweiz selten. Doch wird die Gefahr eines Blackouts wegen den Umwälzungen in der europäischen Energielandschaft und vor dem Hintergrund unentwegter Cyberattacken auf die Stromanbieter zunehmend diskutiert. Fliesst kein Strom mehr, kommt es zum Stillstand des Betriebs – oder zumindest zu einer Störung im Kundenservice.
Beim Notstromsystem der Allianz Suisse handelt es sich um eine USV-Anlage. Das heisst: Wenn das Netz versagt, liefert die Anlage umgehend Strom. Das ist nicht bei jeder Notstromanlage der Fall. Notstromanlagen benötigen häufig 10 bis 15 Sekunden bis das Dieselaggregat die Last übernimmt. Der Zeitraum bis zum Start des Aggregats wird bei der Notstromanlage der Allianz Suisse mit Energie aus Batterien überbrückt. Das Herzstück der Notstromanlage besteht aus zwei Dieselaggregaten, die zusammen 2’200 kW leisten – ungefähr so viel wie 20 VW Golf GTI.
Teil eines lebendigen Quartiers
Das Richti-Areal, auf dem der Hauptsitz der Allianz Suisse heute steht, war jahrelang eine Industriebrache. Am 23. Juni 2009 genehmigte die Gemeindeversammlung von Wallisellen den Gestaltungsplan für ein neues, gemischt nutzbares Quartier. Entstanden sind rund 500 Miet- und Eigentumswohnungen für rund 1’200 Personen und Raum für mehr als 3’000 Arbeitsplätze. Das Quartier ist attraktiv: gut erschlossen für den Langsamverkehr, mit öffentlichen Plätzen, Alleen, Arkaden, Innenhöfen und begrünten Wohnstrassen. Der Mix aus Wohnen, Gewerbe, Verkauf und Dienstleistung sowie die unmittelbare Nähe zum Einkaufszentrum Glatt machen das Quartier lebendig. Die Geschäfte sind jeweils im Erdgeschoss der Gebäude untergebracht – im Hauptsitz der Allianz Suisse sind dies ein öffentliches Restaurant und eine öffentliche Kindertagesstätte. (Allianz/mc)