Zürich – Die Allianz Suisse ist bislang gut durch die Coronakrise gekommen: Die Tochter der deutschen Allianz-Gruppe musste zur Deckung pandemiebedingter Schäden kaum Geld in die Hand nehmen und erzielte ein robustes Anlageergebnis. Weiter wachsen will der Versicherer etwa im Geschäft mit KMU-Kunden.
«Wir haben im vergangenen Jahr ein den Umständen entsprechend gutes Ergebnis erzielt», sagte Allianz Schweiz-Chef Severin Moser am Mittwoch im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AWP. Der Blick in die Erfolgsrechnung beweist das: Der operative Gewinn nahm um 1,7 Prozent auf 367 Millionen Franken und der Jahresgewinn gar um 3,4 Prozent auf 304 Millionen Franken zu.
Widerstandsfähig zeigte sich im «Corona-Sturm» die Anlageseite. Als es nach Pandemie-Ausbruch an der Börse drunter und drüber ging habe die Gruppe zum Schutz der Bilanz kaum Massnahmen ergreifen müssen, sagte Finanzchef Stefan Rapp. Ende 2020 lag die Anlagerendite zu Marktwerten mit 2,5 Prozent daher nur leicht unter dem Durchschnitt der letzten Jahre.
Kaum Corona-Schäden
Auch in der Rechnung des Sachgeschäfts hinterliess Corona nur leichte Spuren. Zugenommen haben die Leistungen im Krankentaggeldgeschäft. Der Schaden-Kosten-Satz verschlechterte sich aber nur um 0,6 Prozentpunkte auf 91,1 Prozent. Liegt der Wert unter 100 Prozent, dann ist das Geschäft profitabel.
Entscheidend war, dass die Allianz im Gegensatz zur Konkurrenz nicht für Schäden zu den während der Lockdowns angeordneten Betriebsschliessungen aufkommen musste. Die Allianz hatte beispielsweise Restaurants Versicherungen nur mit Hygienedeckungen verkauft, die etwa bei der Schliessung wegen Salmonellen-Problemen zum Zug kommen.
Das Pandemierisiko wurde in den Verträgen der Allianz explizit ausgeschlossen. «Das hat ein Gutachten der Versicherungs-Ombudsstelle bestätigt», sagte Moser. In Verträgen der Konkurrenz war dieser Ausschluss nicht genug stichhaltig formuliert mit der Folge, dass Versicherer den Kunden Vergleichsangebote unterbreiten und Leistungen zu Betriebsschliessungen bezahlen mussten.
Suche nach Branchenlösung
In der Versicherungsbranche ist man sich einig: Das Pandemierisiko ist nicht versicherbar. «Von einer Pandemie sind nicht nur wenige Betriebe betroffen, betroffen ist die ganze Gesellschaft», erklärte Moser. Dieses flächendeckende Risiko könne mit traditionellen Versicherungen nicht gedeckt werden.
Der Schweizerische Versicherungsverband (SVV) und die Politik suchen nun nach Lösungen, wie die Schäden einer nächsten Pandemie besser aufgefangen werden können. Dazu brauche es am Ende wohl ein partnerschaftliches Modell der Branche mit der öffentlichen Hand, ist Moser überzeugt.
Wachstum mit KMU
Das Prämienvolumen der Allianz Suisse sank 2020 um 5,0 Prozent auf 3,69 Milliarden Franken. Dabei fielen die Einnahmen in der Lebensversicherung wenig überraschend um 11 Prozent zurück. 2019 hatte man in der Beruflichen Vorsorge (BVG) vom Rückzug des Konkurrenten Axa aus der Vollversicherung profitiert. Das hatte die Einmaleinlagen damals künstlich aufgebläht.
Leicht zulegen konnte die Allianz im Sachgeschäft und da vor allem im Geschäft mit KMU-Kunden. Dort sieht Moser weiteres Potenzial, etwa auch im Verkauf von Cyberversicherungen. Das Volumen sei zwar noch klein, das Interesse an Cyberversicherungen habe aber mit Homeoffice und Berichten zu Cyberattacken zugenommen, sagte Moser.
Einer wachsenden Nachfrage erfreuen sich auch Produkte zur privaten Vorsorge. Angesichts der weiterhin ungelösten Probleme in der AHV und im BVG-Geschäft, werde vermehrt privat vorgesorgt. (awp/mc/pg)