Alois Keiser, CEO Gotthard Raststätte A2 Uri AG
Alois Keiser, CEO Gotthard Raststätte A2 Uri AG. (Foto: zvg)
von Patrick Gunti
Moneycab.com: Herr Keiser, wenn sich wie zuletzt an Ostern die Autos am Gotthard kilometerweit stauen, dürften Sie eine der wenigen Personen sein, die das freut. Des einen Freud, des anderen Leid – wie liefen die Geschäfte der Gotthard Raststätte an Ostern?
Alois Keiser: Dem ist nicht so! Sobald der Stau zunimmt, nehmen die Konsumationen bei uns ab. Viele Reisende machen schon gar keinen Stopp, da sie den Stau möglichst schnell hinter sich bringen wollen. So machen sie nur einen kurzen Halt für das Nötigste wie Tanken und/oder einen Toilettenbesuch.
Im Verhältnis zu Ostern 2013 und 2012 war der Umsatz marginal besser. Die Ostern 2015 schliesst aber im Vergleich zum Vorjahr negativ ab. Zu berücksichtigen gilt der aktuelle günstigere Treibstoffpreis und dass die Ostern 2015 rund zwei Wochen früher waren als im Vorjahr.
Neben den Feiertagen wie Ostern oder Pfingsten ist der Sommer die Hauptreisezeit. Welcher Anteil der Gesamterlöse fällt in diese Zeit?
Wir erwirtschaften die Hälfte des gesamten konsolidierten Betriebsertrags in den Monaten Juni bis September. In dem Sinn ist die Hauptreisezeit auch unsere Hochsaison.
«Sobald der Stau zunimmt, nehmen die Konsumationen bei uns ab.»
Alois Keiser, CEO Gotthard Raststätte A2 Uri AG
Schweizer Autobahnraststätten werden sowohl von den Automobilverbänden wie auch von den Kunden gut bewertet. Was sind für Sie die Erfolgsfaktoren?
Die Gotthard Raststätte liegt inmitten einer imposanten alpinen Szenerie rund 20 Kilometer vor dem Gotthardtunnel. Nebst der wunderschönen Lage in den Schweizer Alpen und der Nähe zum Vierwaldstättersee ist die Gotthard Raststätte wegen ihrer modernen und grosszügigen Architektur, der sauberen Einrichtung und der gemütlichen Atmosphäre beliebt bei Reisenden und Pendlern; Zudem ist unsere Raststätte die grösste Schweizer Raststätte, welche alle Dienstleistungen aus einer Hand anbietet. Dadurch können wir noch besser auf die Kundenbedürfnisse eingehen.
Die Geschäftstätigkeit der Gotthard Raststätte A2 Uri AG ist in die drei Profitcenter Tankstelle, Shop und Gastronomie unterteilt. Wie verteilen sich hier die Erlöse?
Der Betriebsertrag von 28 Mio. im Geschäftsjahr 2013 teilte sich wie folgt auf: 40% Tankstellen, 35% Gastronomie, 25% Shop.
Im Shop-Bereich sehen Sie sich immer grösserer Konkurrenz gegenüber. Welchen Einfluss haben die zahlreichen Tankstellenshops und auch die längeren Öffnungszeiten im Detailhandel auf Ihr Shop-Geschäft und auf dessen Ausrichtung/Konzept?
80% unserer Kunden sind Ferienreisende. Der Anteil an Souvenirartikel im Shop ist bei uns beachtlich und bis anhin konnten wir den Minderertrag von Food mit Mehrerlös von Non-Food Artikeln kompensieren. Selbstverständlich reagierten wir aufgrund der „neuen“ Mitbewerber-Situation und fokussieren schon seit längerem auf ein breiteres Souvenirsortiment mit integrierten regionalen Produkten und differenzieren uns dadurch von den grossen Tankstellen-Shops.
Reisende beklagen immer wieder die hohen Benzinpreise. Wie lassen sich die zum Teil massiven Preisunterschiede rechtfertigen?
In erster Linie hat dies mit unseren grossen Treibstofflagern zu tun und mit der zusätzlichen Konzessionsabgaben an den Kanton. Die OPEC stellte zum Beispiel im letzten Jahr ihre eigenen Marktanteile über den Verkaufspreis und hat damit dazu beigetragen, dass sich der Treibstoffmarkt stark korrigierte. Der Rohölpreis hat sich innerhalb von sechs Monaten halbiert. Die Gotthard Raststätte konnte die Preisabschläge aufgrund der grossen Lagerkapazitäten nicht mit der gleichen Kadenz weitergeben.
Sie bieten als erster Autobahnraststätten-Betreiber der Schweiz auch eine Stromtankstelle für Elektrofahrzeuge. Wie gross ist derzeit die Nachfrage?
Unsere Stromtankstelle für Elektrofahrzeuge ist eine Gratis-Dienstleistung der Gotthard Raststätte und einem lokalen Energieunternehmen. Aufgrund des Stromverbrauches und des damit verbundenen Lastprofils mit der angenommen Ladezyklen gehen wir im Kalenderjahr 2013 von 40 Ladezyklen pro Tankstelle (ca. 80 Kunden) aus und verzeichnen eine Zunahme im Jahr 2014 auf 80 Ladezyklen pro Tankstelle mit ca.160 Kunden.
«Die Freundlichkeit und das gästeorientierte Denken und Handeln muss noch stärker gelebt werden.»
Die Raststätte wird sehr stark von Reisenden aus dem europäischen Ausland frequentiert. Welche Folgen erwarten Sie durch die anhaltende Frankenstärke?
Wir haben 2011 die Eurokorrektur von 1.50 auf 1.20 gemeistert und schaffen nun auch diese „Eurokrise“. Sicherlich werden wir Ertragsrückgänge verzeichnen müssen, wir werden aber alles daran setzen, diesen Minderertrag so gering wie nur möglich zu halten. Unsere Kostenstruktur ist grösstenteils gegeben und wir haben bereits in den letzten drei Jahren flankierende Massnahmen zur Kostensenkung getroffen. Umso mehr gilt es nun, den Gästeaufenthalt mit Engagement, Qualität und Können ins Zentrum der Wahrnehmung zu führen. Die Freundlichkeit und das gästeorientierte Denken und Handeln muss noch stärker gelebt werden. Wir müssen dem Gast für den gefühlten Mehrpreis mehr bieten!
Durch die Aufhebung des Euro-Mindestkurses sind die Preise für Touristen aus der Eurozone noch höher geworden. Stellen Sie ein verändertes Konsumverhalten der Reisenden fest?
Im Moment ist es noch zu früh, einen Trend im Konsumverhalten festzustellen. Wir sind aber überzeugt, dass die Gotthard Raststätte für diesen Sommer 2015 von mehreren Grossprojekten in der Region profitieren wird. So glauben wir fest daran, dass wir durch die Raiffeisenbank-Aktion zahlreiche Schweizerinnen und Schweizer von einem Ausflug oder Aufenthalt in der Ferienregion Uri überzeugen und so den Heimmarkt merklich stärken können. Auch erhoffen wir uns mehr Pässeverkehr als im letztjährigen Schlechtwetter-Sommer.
Schliesslich darf auch damit gerechnet werden, dass die Weltausstellung in Mailand von Mai bis Oktober zu erhöhten Frequenzen auf unserer Raststätte führen wird. Zudem ist unser Markanteil an asiatischen Carreisenden weiterhin markant am Steigen, was auch unsere Bemühungen im Touroperating wiederspiegelt. Asiatische Gäste sind weniger Euro-sensibel.
Nächstes Jahr wird entschieden, ob am Gotthard vor der Sanierung des Gotthardstrassentunnels eine zweite Röhre gebaut wird. Haben Sie Pläne in der Schublade für den Fall, dass die zweite Röhre abgelehnt wird und der Strassentunnel für längere Zeit gesperrt bleibt?
Wir haben mit Befriedigung die Botschaft des Bundesrates für den zweiten Gotthard-Strassentunnel ohne Kapazitätserweiterung zur Kenntnis genommen. Eine längere Schliessung des Gotthard-Strassentunnels würde mit diesem Vorschlag verhindert. Die wirtschaftlich negativen Folgen einer zeitlichen Schliessung der Strasse und auch unserer Raststätte können dadurch vermieden werden. Denn die Auswirkungen einer Schliessung wären klar und unumgänglich. Die Gotthard Raststätte müsste während der Sanierungsphase ihren Betrieb stark zurückfahren.
«Unser Markanteil an asiatischen Carreisenden steigt weiterhin markant, was auch unsere Bemühungen im Touroperating wiederspiegelt.»
Eigentümer der Marke MY STOP sind die Gotthard Raststätte A2 Uri AG und die Autobahn-Raststätte A4 AG. MY STOP im Knonauer Amt hatte von Beginn weg mit Schwierigkeiten zu kämpfen. Im Februar haben die Aktionäre den VR beauftragt, die Raststätte zu verkaufen. Wie stark ist Gotthard Raststätte A2 Uri AG hier engagiert?
Die Aktionäre der Raststätte A4 AG haben dem Verwaltungsrat die Kompetenz erteilt, den Betrieb und die Liegenschaft an einen Investor zu verkaufen. Faktisch wurde somit die Gesellschaft liquidiert. Die Zusammenarbeit mit der Raststätte Knonau im Bereich der Erbringung von administrativen und finanztechnischen Dienstleistungen wurde aufgelöst. Die A4 AG erledigt seit dem 1. März 2014 alle administrativen Arbeiten selber. Die Beteiligung an der Raststätte A4 AG war bereits in den Vorjahren auf einen Franken wertberichtigt worden.
Wie ist der Stand der Dinge bei der geplanten – und durch Einsprache lange Zeit blockierten – Raststation Hörbranz bei Bregenz, wo MY STOP Restaurant und Shop betreiben möchte?
Der Baubeginn der Raststätte Hörbranz bei Bregenz verzögert sich weiter. Gegen die Baubewilligung wurde von den Anrainern Einspruch erhoben. Das Verfahren kann sich noch weiter in die Länge ziehen. Das Provisorium vor Ort wirft gute Erträge ab. Ob die Raststätte wie geplant gebaut werden kann, ist jedoch aufgrund der laufenden Verfahren ungewiss.
Herr Keiser, besten Dank für das Interview.
Zur Person:
Alois Keiser
Dipl. Tourismus-Experte FH
Dipl. Hôtelier-Restaurateur HF
Der 40-jährige Touristiker und Gastronom Alois Keiser ist seit 2012 CEO der Gotthard Raststätte A2 Uri AG. Zuvor war er während acht Jahren Geschäftsführer im Stadtkeller Luzern. Vor dem Engagement im Stadtkeller war Alois Keiser in der Geschäftsleitung bei den Pilatus-Bahnen und im Art Deco Hotel Montana, Luzern tätig. Er ist verheiratet und hat einen Sohn.