Unternehmensanleihen sind eine defensive Lösung für Emerging-Markets-Investments. Davon sind Andrew Stanners, Senior Investment Manager EMD, und Siddharth Dahiya, Leiter Emerging Markets Corporate Debt, von Aberdeen Standard Investments überzeugt. Im Interview erläutern Sie ihre Strategie.
Markus Baumgartner: Herr Stanners, was ist das Besondere am Aberdeen Global II – Emerging Markets Total Return Bond Fund?
Andrew Stanners: Der Fonds eröffnet Investoren einen Zugang zu Schwellenländeranleihen und deren langfristig potenziell hohen Erträgen, aber mit geringerer Volatilität als bei traditionellen Anleihefonds für Schwellenländer. Um seine Anleger zu schützen, kann der Fonds in unsicheren Zeiten seine Emerging-Markets-Allokation reduzieren. Unsere jeweilige Gewichtung hängt davon ab, wie viele attraktive Anlagemöglichkeiten gerade zur Verfügung stehen. Sehen wir nicht so viele Chancen, erhöhen wir unseren Anteil in US-Staatsanleihen oder die Cash-Quote. Zudem können wir ausgewählte Short-Positionen eingehen – entweder, um unsere risikoadjustierten Erträge zu erhöhen, oder zu Absicherungszwecken.
Wie ist der Fonds zurzeit positioniert?
Stanners: Wir sind zwar weiterhin recht zuversichtlich für Schwellenländeranleihen, sind aber nicht mehr so stark investiert wie zu Jahresanfang. So haben wir Gewinne aus Frontier-Markets-Anleihen mitgenommen und diese in US-Staatsanleihen und Cash investiert. Zurzeit liegt der Schwellenländeranteil im Portfolio bei 75 Prozent. Der Grossteil davon, 63 Prozent, steckt in Staatsanleihen und Quasi-Staatsanleihen in Hartwährung, 12 Prozent stecken in Lokalwährungsanleihen. US-Treasuries sind aktuell mit 19 Prozent gewichtet, und 6 Prozent halten wir in Cash.
Sie investieren auch aktiv in Schwellenländer-Währungen. Wie sind Sie hier aufgestellt?
Stanners: Der Fonds ist eigentlich immer zu mindestens 85 Prozent in US-Dollar investiert. Wir setzen zwar auch auf viele Schwellenländerwährungen, gehen hier aber Long- und Short-Positionen ein, so dass das Netto-Engagement am Ende relativ gering ist. Zurzeit liegt es bei 5,5 Prozent.
Herr Dahiya, mit dem Aberdeen Global – Emerging Markets Corporate Bonds Fund verfolgen Sie einen anderen Ansatz und investieren nur in Schwellenländer-Unternehmensanleihen – und das nur in Hartwährung. Wo sehen Sie hier die Vorteile?
Siddharth Dahiya: Erst einmal haben Unternehmensanleihen natürlich einen höheren Spread als die Staatsanleihen des jeweiligen Landes. Hinzu kommt: Der Unternehmensanleihen-Markt in den Schwellenländern ist viel stärker diversifiziert. Der Staatsanleiheindex in Hartwährung enthält rund 70 investierbare Länder. Unser Unternehmensanleihe-Universum besteht aus 600 bis 800 Emittenten. Die Duration ist im Durchschnitt deutlich kürzer, was den Markt weniger auf Zinsbewegungen reagieren lässt. Zudem verfügt der Unternehmensanleihen-Markt über bessere Ratings. Der Durchschnitt liegt hier im Investmentgrade-Bereich bei BBB-, bei Staatsanleihen bei BB+.
Corporates aus den Schwellenländern sind also nicht so risikoreich, wie häufig vermutet?
Dahiya: Wir denken, in den Emerging Markets sind Unternehmensanleihen eine der defensivsten Anlagelösungen. Sie haben eine deutlich geringere Volatilität als Staatsanleihen und als Aktien sowieso. Tatsächlich wiesen Unternehmensanleihen in jedem grösserem Ausverkauf in den vergangenen fünf Jahren schwächere Verluste auf als Staatsanleihen. Da wir nur in US-Dollar-Anleihen investieren, sind unsere Anleger auch nicht den Schwankungen der Lokalwährungen ausgesetzt.
Emerging-Markets-Anleihen sind dieses Jahr schon gut gelaufen. Wie geht es weiter in den nächsten zwölf Monaten?
Dahiya: Wir sind positiv gestimmt. Die Emerging Markets sind zurzeit in einem makrozyklischen Sweet Spot. Sie profitieren von der Kombination aus starkem Wachstum, überschaubarer Inflation und soliden Fundamentaldaten der Unternehmen.
Keine Risiken?
Stanners: Doch natürlich. Die grössten Herausforderungen für die Emerging Markets sind steigende Zinsen in den Industriemärkten, eine harte Landung Chinas und deutliche Veränderungen bei den Rohstoffpreisen. In allen drei Punkten sehen wir zurzeit aber keine grosse Gefahr. Aus fundamentaler Sicht ist die Schwellenländer-Story weiter intakt. Wenn wir jedoch meinen, dass die Unsicherheiten und die Volatilität an den Märkten zunehmen, können wir im Total-Return-Fonds reagieren und die Schwellenländer-Allokation reduzieren. (Aberdeen/mc/hfu)