Auch Anleihemärkte der Euro-Kernländer unter Druck
Frankfurt am Main – Die Schuldenkrise der Eurozone hat am Mittwoch verstärkt auf die Kernländer der Eurozone übergegriffen. So stiegen die Anleiherenditen nicht nur bei den bisherigen Krisenländern wie Italien und Spanien an. Mittlerweile geraten auch die Anleihen von als sicher geltenden Ländern wie Österreich, Finnland und auch Deutschland unter Druck. Besonders dramatisch spitzte sich die Lage in Belgien zu.
Verstärkt wurde am Mittwoch die sowieso schon hohe Nervosität durch eine sehr schlecht verlaufene Anleihenauktion in Deutschland. Bei einer Versteigerung neuer Staatsanleihen mit einer Laufzeit von zehn Jahren blieb die Bundesfinanzagentur auf etwa einem Drittel der Papiere sitzen. Bei einem Angebot im Volumen von 6,0 Milliarden Euro fanden nur Anleihen im Wert von 3,89 Milliarden Euro einen neuen Besitzer. Am Sekundärmarkt stieg die Rendite von zehnjährigen Bundesanleihen um 0,11 Prozentpunkte auf 2,029 Prozent.
«Misstrauensvotum gegen gesamte Eurozone»
Die Versteigerung sei «ein Misstrauensvotum gegen die gesamte Eurozone», sagte Ralf Umlauf, Anleihenexperte bei der Landesbank Hessen-Thüringen. Die geringe Nachfrage nach den festverzinslichen Papieren sei «sehr besorgniserregend». Seit Beginn der Schuldenkrise galten deutsche Anleihen als «sicherer Hafen» in unsicheren Zeit. Diese Funktion scheint jetzt zunehmend verloren zu gehen. Besonders drastisch spitzte sich die Lage am belgischen Anleihemarkt zu. Am Montag hatte die Staatskrise in Belgien einen neuen Höhepunkt erreicht, nachdem der designierte Premierminister Elio Di Rupo nach Rückschlägen bei den Budgetverhandlungen das Handtuch geworfen hatte. Belgien hat seit eineinhalb Jahren keine Regierung mehr. Die Renditen stiegen am Mittwoch um 0,40 Prozentpunkte auf 5,417 Prozent.
Italien-Rendite nur noch knapp unter 7 Prozent
Mehr Zinsen für ihre Staatspapiere mussten auch die üblichen Verdächtigen wie Italien und Spanien bezahlen. In Italien lag die Rendite nur noch knapp unter der Marke von sieben Prozent. Aber auch ein Land mit Top-Bonität wie Österreich geriet weiter unter Druck. Hier wird ein Verlust der Bestnote «AAA» bei den Ratingagenturen befürchtet. Der Chef der Österreichischen Nationalbank Ewald Nowotny, hat Sorgen um eine mögliche Herabstufung Österreichs indes als «völlig übertrieben» bezeichnet. Die Banken des Landes sind stark in Mittel- und Osteuropa engagiert. Österreichische Kreditgeber handelten nach einem traditionellen Modell, sagte Nowotny der «Financial Times» (Mittwochsausgabe). Österreich wird von den drei weltweit führenden Ratingagenturen mit der Bestnote «AAA» bewertet.
Von der Flucht aus der Eurozone profitierten die europäischen Anleihemärkte ausserhalb der Eurozone. In Grossbritannien, Schweden und Norwegen stiegen die Kurse und die Renditen gingen zurück. (awp/mc/ps)