Spanien und Frankreich trotz robuster Nachfrage mit höheren Zinsen
Cristóbal Montoro, spanischer Finanzminister.
Madrid / Paris – Die Euro-Schwergewichte Spanien und Frankreich haben sich am Donnerstag frisches Kapital zu höheren Zinsen besorgt. Bei einer jeweils robusten Nachfrage, was im Vorfeld der spanischen Auktion keinesfalls als sicher galt, stiegen die zu zahlenden Renditen an. In Frankreich fiel der Anstieg allerdings wesentlich schwächer aus als in Spanien. Positives Zeichen: Dank der guten Nachfrage konnten die Iberer sogar mehr Kapital aufnehmen als geplant. In Frankreich lag die Kapitalaufnahme indes leicht unter dem angestrebten Ziel. Die Märkte reagierten gemischt auf die Auktionsergebnisse.
Besonders die Emission spanischer Papiere wurde mit Spannung erwartet, nachdem die Lage am dortigen Anleihemarkt zuletzt turbulent war. Doch die Auktion ging glatt über die Bühne: Mit einem zehn- und zweijährigen Papier konnte das krisengeschüttelte Land insgesamt gut 2,54 Milliarden Euro einsammeln – rund 400 Millionen Euro mehr als geplant. Der Preis: Bei der zehnjährigen Anleihe stieg die zu zahlende Rendite im Vergleich zu einer Auktion Mitte Januar um etwa 0,3 Punkte auf 5,74 Prozent. Die Nachfrage war jedoch ebenfalls höher als im Januar.
Frankreich leicht unter Ziel
Frankreich blieb mit einer Kapitalaufnahme von insgesamt 7,97 Milliarden Euro unterdessen leicht hinter dem maximal geplanten Volumen von acht Milliarden Euro zurück. Zugleich stiegen die Renditen dort wesentlich moderater als in Spanien: Für ein fünfjähriges Papier musste die zweitgrösste Euro-Wirtschaft 1,83 Prozent bieten, nach 1,78 Prozent bei einer früheren Auktion. Wie in Spanien legte zugleich das Interesse der Anleger zu. Darüber hinaus versteigerte Frankreich zwei weitere Papiere mit kürzeren Laufzeiten.
Märkte reagieren gemischt
An den Finanzmärkten wurden die Ergebnisse gemischt aufgenommen: Während der Euro tendenziell positiv reagierte, gerieten die Aktienmärkte zunächst unter Druck. Im weiteren Verlauf drehte sich dort aber der Wind und die Kurse legten zu. Spiegelbildlich war die Reaktion bei sicheren Anlagen wie deutschen Staatsanleihen. Diese erhielten zuerst spürbaren Zulauf, der aber nicht lange anhielt. Aus dem Handel war zu hören, die Auktionen seien unter dem Strich gut verlaufen.
Spanien bleibt im Fokus
Positiv wurde von Experten vermerkt, dass Spanien nunmehr rund die Hälfte seines diesjährigen Refinanzierungsbedarfs abgeschlossen habe. Dennoch bleibt die Lage fragil: Spanien leidet unter seinem schwachen Immobilienmarkt, der die heimischen Banken über eine Vielzahl notleidender Kredite unter Druck setzt. Darüber hinaus ist die öffentliche und private Verschuldung sowie die Arbeitslosigkeit hoch. Insbesondere Jugendliche finden in Spanien zurzeit nur schwer einen Job.
Wahl in Frankreich
In Frankreich sorgen unterdessen die anstehende Präsidentschaftswahl für Verunsicherung. In Umfragen führt derzeit der sozialistische Herausforderer von Präsident Nicolas Sarkozy, Francois Hollande. Beide Kandidaten hatten zuletzt mit wirtschaftspolitischen Positionen, die insbesondere in Deutschland auf Kritik stossen, für Irritation gesorgt. Während Staatspräsident Sarkozy etwa den Aufgabenkatalog der Europäischen Zentralbank (EZB) um ein Wachstumsziel erweitern will, hatte Hollande den europäischen Fiskalpakt in Teilen in Zweifel gezogen. (awp/mc/upd/ps)