Apple Pay vs. Twint – und neue Konkurrenz im Anmarsch

Apple Pay

(Foto: Apple)

Im Sommer soll es soweit sein: Apple Pay startet in der Schweiz. (Foto: Apple)

Bern – Der Markt für kontaktloses Zahlen ist im Umbruch. Vor kurzem erst haben Twint und Paymit ihre Fusion angekündigt. Diese Woche lanciert Swatch in der Schweiz die Bezahluhr Bellamy. Und mit Apple Pay mischt hierzulande bald ein internationales Schwergewicht mit.

In Europa kann der Bezahldienst Apple Pay derzeit erst in Grossbritannien genutzt werden. Demnächst soll der Markteintritt auch in Frankreich und der Schweiz erfolgen. Mit Apple Pay bezahlen können zunächst Kunden der Kreditkartenfirmen Visa und Mastercard, die eine Karte von Bonuscard, Cornèrcard und Swiss Bankers besitzen, wie Apple am Dienstag auf seiner Internetseite bekanntgab.

Wann genau Apple Pay in der Schweiz startet, ist aber noch unklar. Gemäss Mitteilungen von Visa und Mastercard soll es «im Sommer» soweit sein. Laut Medienberichten, die sich auf Aussagen des Software-Chefs von Apple an der Entwicklerkonferenz WWDC in San Francisco beziehen, müssen sich die Schweizer Kunden aber noch «ein paar Monate» gedulden.

Kontaktloses Zahlen immer beliebter
Bei Apple Pay muss eine Kreditkarte hinterlegt werden. Danach funktioniert das Handy, wie beim kontaktlosen Bezahlen mit der Kreditkarte. Der Dienst wird also an allen Kassen genutzt werden können, die mit Funkterminals des Near-Field-Communication-Standards (NFC) ausgestattet sind: Neben Migros und Coop ist dies auch bei Aldi, Lidl, Spar sowie bei den Valora-Ketten k kiosk und avec. der Fall.

Gemäss Stefan Holbein, Länderchef von Visa Europe Schweiz, ist die Schweiz geradezu prädestiniert für die Bezahlung via Smartphone. Im Mai seien hierzulande bereits 11,3 Prozent aller Visa-Transaktionen kontaktlos abgewickelt worden. Vor einem Jahr waren es erst halb so viele gewesen.

Schon heute seien zwei Drittel aller Visa-Terminals in der Schweiz mit der NFC-Technologie ausgerüstet. 2020 soll der Standard dann bei allen Terminals verfügbar sein, sagte Holbein an einer Telefonkonferenz am Dienstag.

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Konkurrenz für Twint
Der Markteintritt von Apple Pay dürfte für die Schweizer Bezahl-App Twint, die im Herbst mit dem Konkurrenzprodukt Paymit zusammengeschlossen wird, zum Lackmustest werden. Für die Lösung von Apple spricht, dass die Schweiz mit einem Marktanteil von gut 50 Prozent ein eigentliches iPhone-Land ist. Obgleich die neusten Modelle NFC an Bord haben, verweigert Apple den App-Entwicklern bis anhin den Zugriff auf die Schnittstelle. Der Hersteller erlaubt nur Apple Pay die Kommunikation via NFC.

Deshalb müssen Twint und Paymit bis auf weiteres auf andere Technologien ausweichen. Bei Paymit etwa muss ein QR-Code eingescannt werden. Bei Twint werden Zahlungen über Bluetooth an einem eigenen Terminal an der Ladenkasse abgewickelt.

Für den Fall, dass Apple seine Politik ändert, ist die neue Twint-App aber gerüstet: Die Lösung soll technologieoffen konzipiert werden und kann auch die Funktechnologie NFC integrieren.

Bollwerk gegen Apple
Dennoch muss sich Twint vor Apple Pay nicht verstecken. Hinter dem fusionierten Dienst stehen mit der UBS, Credit Suisse, Postfinance, Raiffeisen und ZKB die fünf grösstem Schweizer Banken, mit Coop und Migros die beiden grösstem Detailhändler und mit der Swisscom der grösste Telekomanbieter der Schweiz. Twint zeigt sich in einer Mitteilung denn auch einigermassen gelassen, was die neue Konkurrenz betrifft. Der Wettbewerb werde begrüsst, heisst es. Dies werde die Nutzer für mobiles Zahlen weiter sensibilisieren.

In der Mitteilung wird zudem betont, dass Twint unabhängig vom Betriebssystem des Smartphones genutzt werden kann. Apple Pay dagegen funktioniert nur mit einem Apple-Betriebssystem. Neben dem iPhone ist das Bezahlen auch mit dem iPad und der Apple Watch möglich.

Neue Konkurrenz im Anmarsch
Doch Apple ist nicht der einzige neue Wettbewerber von Twint. Am Donnerstag startet der Uhrenriese Swatch in der Schweiz mit der Bezahluhr Bellamy. Wie Apple Pay nutzt auch Bellamy die NFC-Technologie. Vergleichbar mit einer kontaktlosen Kreditkarte muss die Uhr lediglich ans Kassenterminal gehalten werden. Der Umweg über das Öffnen einer App entfällt.

Auf die gleiche Technik setzt Mondaine. Im Spätsommer will der Schwyzer Uhrenhersteller eine erste Kollektion mit Bezahlfunktion auf den Markt bringen.

Zudem dürfte es nur eine Frage der Zeit sein, bis auch der Smartphone-Weltmarktführer Samsung mit seinem Bezahlangebot in die Schweiz kommt. Am Donnerstag steht der Marktstart in Singapur an. Bereits verfügbar ist der Dienst in den USA, Südkorea, China und Spanien. (awp/mc/pg)

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