Argentiniens Finanzminister Alfonso Prat-Gay.
New York / Buenos Aires – Nach über einem Jahrzehnt Rechtsstreit hat Argentinien Schulden in Milliardenhöhe bei US-Hedgefonds beglichen. Das Land habe sein Versprechen gehalten und die Gläubiger ausgezahlt, teilte der vom zuständigen Gericht bestellte Vermittler Daniel Pollack am Freitag in New York mit. «Es beginnt eine neue Ära», twitterte Argentiniens Finanzminister Alfonso Prat-Gay.
Insgesamt wurden 9,3 Milliarden Dollar (8,3 Mrd Euro) überwiesen, wie die staatliche Nachrichtenagentur Telam in Buenos Aires meldete. 6,2 Milliarden seien an die Hedgefonds gegangen, die im Februar einen Vergleich akzeptiert hatten. Der Deal soll ihnen etwa 75 Prozent ihrer ursprünglichen Forderungen einbringen.
Die restlichen 3,1 Milliarden Dollar wurden laut Telam bei der Bank of New York Mellon für andere Gläubiger deponiert. Argentinien hatte am Dienstag nach 15-jähriger Abstinenz erstmals wieder die Finanzmärkte angezapft und Staatsanleihen über 16,5 Milliarden US-Dollar (14,5 Mrd Euro) versteigert. Der grösste Teil des Geldes wurde für die Auszahlung der Hedgefonds benötigt.
Bei der Auseinandersetzung geht es um Schulden aus der Staatspleite von Ende 2001. Eine «Holdouts» genannte Gruppe um die New Yorker Hedgefonds NML Capital und Aurelius hatte – anders als 93 Prozent der restlichen Gläubiger – Umschuldungsangebote abgelehnt und auf volle Rückzahlung geklagt. Ein US-Richter schlug sich auf ihre Seite. Der Fall wird in New York verhandelt, weil die Staatspapiere unter US-Recht ausgegeben worden waren.
«Aasgeier» und «Finanzterroristen»
Argentinien weigerte sich über Jahre beharrlich, die von der ehemaligen Staatschefin Cristina Fernández de Kirchner als «Aasgeier» und «Finanzterroristen» bezeichneten Hedgefonds auszuzahlen. Kirchner warf ihnen vor, die Anleihen zu Schleuderpreisen aufgekauft zu haben, als sie schon wertlos waren. Die Ex-Präsidentin nahm sogar ein Urteil aus den USA in Kauf, das untersagte, neues Geld bei Investoren einzusammeln und andere Gläubiger zu bedienen.
Erst mit dem Regierungswechsel im Dezember kam die Wende. Der neue Staatschef Mauricio Macri einigte sich mit den Hedgefonds rasch auf einen Kompromiss. Den Befreiungsschlag, durch den die gerichtliche Zahlungs-Blockade gelöst und der Weg zurück an die Märkte geebnet wurde, lässt sich Argentinien aber einiges kosten. Die Hedgefonds wurden letztlich wesentlich besser gestellt als die Gläubiger, die die Umschuldungen der Jahre 2005 und 2010 akzeptierten. Sie mussten im Schnitt über 70 Prozent ihrer Forderungen abschreiben. (awp/mc/ps)