Asiens aufstrebende Länder generieren bis 2050 mehr als die Hälfte der Weltwirtschaftsleistung

Asiens aufstrebende Länder generieren bis 2050 mehr als die Hälfte der Weltwirtschaftsleistung
Urs Rohner, VR-Präsident Credit Suisse. (Bild: Credit Suisse)

Zürich – Die asiatischen Schwellenländer verändern sich rasant: bis 2050 dürfte der Anteil der Region an der Weltwirtschaftsleistung 55 % erreichen. Die Aktien- und Bondmärkte der Region sind auf bestem Weg, bis 2030 einen globalen Anteil von fast 30 % auszumachen. Grundlage hierfür ist eine Verlagerung des Fokus der Wirtschaftstätigkeit in der gesamten Region. Die heute publizierte Studie «Asia in Transition» des Credit Suisse Research Institute (CSRI) hebt die wichtigsten wirtschaftlichen, sozialen, technologischen und politischen Veränderungen in der Region hervor.

Wirtschaft

  • Auf dem Weg zu einem ausgewogeneren Wachstum: Asiatische Volkswirtschaften mit gehobenem mittleren Einkommen verändern ihr Wachstumsmodell – weg vom prägenden Industrie- hin zum Dienstleistungssektor. Gleichzeitig kommen grosse Mengen inländischer Ersparnisse zunehmend dem Konsum zugute. Sie werden zum Wachstumsmotor und zu einem Ausgleich zu schuldenfinanzierten Investitionen.
  • Exporte entwickeln sich weiter – in Bezug auf Zusammensetzung, Richtung und globalen Marktanteil: Der asiatische Exportmix wird zunehmend durch die steigende inlandorientierte Wirtschaftsleistung und Exporte innerhalb der Region ergänzt. Aber die steigenden Lohnkosten dürften wahrscheinlich zu einer Umverteilung des dominanten Exportanteils Chinas hin zu Volkswirtschaften mit niedrigeren Einkommen und florierenden Produktionssektoren, wie Vietnam und Bangladesch, führen. Dies kann unter Umständen verstärkt werden durch die Diversifizierung der Lieferkette, die aufgrund der potenziell anhaltenden Handelskonflikte zwischen den USA und China erforderlich ist.

Gesellschaft

  • Eine nord- und südasiatische Kluft in der demographischen Zusammensetzung: Reifere nordasiatische Volkswirtschaften verlieren ihren demografischen Vorteil, während weniger entwickelte Nachbarstaaten im nächsten Jahrzehnt bzw. in den nächsten Jahrzehnten wohl weiterhin Vorteile daraus ziehen werden. Herausforderungen im Zusammenhang mit steigenden Altersquotienten und die Verlangsamung der Urbanisierung stellen Hindernisse für künftiges Wachstum in China, Südkorea und Taiwan dar. Hingegen werden südasiatische Länder wie Indien, Pakistan, Bangladesch und Sri Lanka für mindestens noch zwei Jahrzehnte Vorteile aus einem wachsenden Anteil der erwerbsfähigen Bevölkerung ziehen können.
  • Zunehmender Wohlstand der asiatischen Mittelschicht: Die Vermögensbildung der asiatischen Haushalte verzeichnet den schnellsten Anstieg weltweit. In den letzten sieben Jahren sind 93 Millionen Personen in die Mittelschicht (definiert als Vermögen in einem Bereich von USD 10’000 bis USD 100’000) aufgestiegen.

Technologie

  • Asien wird eine führende Rolle im Bereich disruptiver Technologien spielen: Technologische Innovationen und deren Einführung haben das Potenzial, die asiatischen Schwellenländer zu transformieren. Sie bieten Volkswirtschaften mit niedrigerem Einkommen die Möglichkeit, ihre Fortschritte auf dem Weg hin zu einer vollständigen finanziellen Inklusion voranzutreiben. Volkswirtschaften mit mittlerem Einkommen wird dies ermöglichen, globale Führungspositionen in wissensbasierten Wirtschaftszweigen einzunehmen.
  • Zusätzlicher Fokus auf erneuerbare Energien, um den überproportional negativen Auswirkungen des Klimawandels entgegenzuwirken: Erneuerbare Energien sind für die Bewältigung der Herausforderungen im Zusammenhang mit erhöhtem Energiebedarf und dem Klimawandel von zentraler Bedeutung. Der Verbrauch von umweltschädlichen fossilen Brennstoffen (Kohle und Öl) hat in Asien einen unverhältnismässig hohen Anteil von 78 % im Energiemix der Region, im Vergleich zu 52 % im Rest der Welt.

Politik

  • Wechselnde wirtschaftliche und politische Allianzen in einer zunehmend multipolaren Welt: Asien erlebt eine geopolitische Transformation, bei der regionale Führungsmächte mit unterschiedlichen Absichten um Einfluss kämpfen. Kleinere Länder, die in diesen Kampf hineingezogen werden, müssen daher für den Schutz ihrer Interessen mit den besten Wirtschafts- und Sicherheitsbündnissen konkurrieren.

Reformen und Investitionen

  • Verbesserung der Governance führt durch Produktivitätsgewinne zu einer besseren Wertschöpfung: Reformprogramme, die Ineffizienzen des Arbeitsmarkts angehen sowie Investitionen in Humankapital dürften zu Produktivitätssteigerungen führen. Zusammen mit erhöhter Governance und Qualität der Institutionen wird dies die Rentabilität der Unternehmen und die Wertschöpfung stärken.
  • Inländische Institutionalisierung von asiatischen Kapitalmärkten: Das zunehmende Angebot von Aktien und festverzinslichen Anlagen aufgrund der Entwicklung der asiatischen Kapitalmärkte wird zunehmend im Inland absorbiert, da Spareinlagen-Pools in einem Umfeld mit stärker werdender Retail-Anlagekultur höhere Renditen anstreben. Wir erwarten eine Institutionalisierung dieser Anlagen hin zu Vorsorge-, Versicherungs- und Anlagefonds – ähnlich wie in den USA nach der Einführung der 401(k)-Vorsorgepläne.

Alexander Redman, Leiter Global Emerging Market Equity Strategy bei der Credit Suisse, sagte: «Die Veränderungen in den asiatischen Schwellenländer weisen immenses Potenzial für Wachstum und Entwicklung auf, insbesondere aufgrund der Umschichtung hin zu einem nachhaltigeren Modell der Wirtschaftsleistung und der damit verbundenen technologischen Fortschritte. Herausforderungen, die sich durch Veränderungen der geopolitischen und demografischen Zusammensetzung der Region ergeben, bleiben bestehen, werden aber durch Belege einer sich verbessernden wirtschaftlichen Widerstandsfähigkeit kompensiert. Bei der Bewältigung der Herausforderungen des Klimawandels wird von zentraler Bedeutung sein, wie die Region erneuerbare und sauberere Energiequellen einsetzt, um das enorme künftige Nachfragewachstum zu befriedigen.»

Urs Rohner, Präsident des Verwaltungsrats der Credit Suisse Group und Vorsitzender des Credit Suisse Research Institute, sagte: «Da die asiatischen Schwellenländer in den letzten Jahren ein nachhaltiges und verstärktes Wachstum erzielt haben, fühlten wir uns veranlasst, diese vielschichtigen und spannenden Veränderungen in der Region genauer zu betrachten. Unser Bericht ‹Asia in Transition› beleuchtet die enormen Möglichkeiten sowie die beträchtlichen Herausforderungen, mit denen die Region in den kommenden Jahren konfrontiert sein wird, und zwar vor dem Hintergrund der Neugewichtung des Wachstums und einer sich dank technologischer Innovationen rasant verbessernden finanziellen Inklusion.» (Credit Suisse/mc/ps)

Die Studie «Asia in Transition» ist online verfügbar unter:
https://www.credit-suisse.com/ch/en/about-us/research/research-institute.html

Über das Credit Suisse Research Institute
Das Credit Suisse Research Institute ist der hauseigene Thinktank der Credit Suisse. Das Institut wurde nach der Finanzkrise 2008 eingerichtet, um langfristige wirtschaftliche Entwicklungen zu untersuchen, die nicht nur im Bereich Finanzdienstleistungen, sondern auch darüber hinaus weltweite Auswirkungen haben bzw. voraussichtlich haben werden. Weitere Informationen über das Credit Suisse Research Institute finden Sie unter www.credit-suisse.com/researchinstitute.

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