Aufräumarbeiten bei Unicredit zahlen sich aus
Mailand – Der Radikalumbau der italienischen Grossbank Unicredit trägt Früchte. Das problembehaftete Geldhaus ist deutlich besser in das Jahr gestartet als erwartet. So verdiente die Unicredit im ersten Quartal unterm Strich mehr als Deutsche Bank und Commerzbank zusammen. Die Anleger waren begeistert: Am Donnerstag Vormittag zog der Aktienkurs zeitweise um mehr als 5 Prozent an.
Die Unicredit hatte in der Vergangenheit vor allem unter faulen Krediten gelitten. Der seit Juli amtierende Bankchef Jean Pierre Mustier hatte daraufhin Problemkredite abgestossen, Geschäftszweige aufgegeben, die Kosten insgesamt gesenkt und frisches Geld am Kapitalmarkt eingesammelt. Der Umbauplan wirke, stellte Mustier fest.
Fabrizio Bernardi vom Analysehaus Fidentiis Equities bescheinigte dem Bankchef ebenfalls erste Erfolge: Auch wenn der Gewinn vor allem vom Handelsgeschäft mit Wertpapieren getrieben worden sei, hätten sich nach einem ersten Blick auf die Bilanz auch alle anderen Bereiche besser entwickelt. Analyst Benjie Creelan-Sandford von Jefferies International sprach gleichfalls von einem durchweg ordentlichen Abschneiden.
Gewinn mehr als verdoppelt
Im ersten Quartal konnte die Mutter der HypoVereinsbank ihren Gewinn auf 907 Millionen Euro mehr als verdoppeln. Selbst unter Ausklammerung von Sondereffekten lag der Zuwachs noch bei rund 41 Prozent. Experten hatten mit einem deutlich niedrigeren Ergebnis gerechnet. Zum Vergleich: Deutsche Bank und Commerzbank kamen im gleichen Zeitraum zusammen auf einen Überschuss von rund 800 Millionen Euro. 2016 hatte die Unicredit noch einen Verlust von fast 12 Milliarden Euro hinnehmen müssen.
Die Unicredit hatte erst im Februar ihre 13 Milliarden Euro schwere Kapitalerhöhung abgeschlossen. Damit stopfte das Institut Kapitallücken, die unter anderem die Abschreibungen auf faule Kredite in die Bilanz gerissen hatten. Das Problem ist ein branchenweites: Wegen der schwächelnden italienischen Wirtschaft können viele Kreditnehmer ihre Raten nicht mehr bedienen. Das Traditionshaus Monte dei Paschi di Siena musste sogar vom Staat gestützt werden.
Auch an einer anderen Kennziffer lässt sich die Entspannung der Lage ablesen: Die harte Kernkapitalquote (CET 1) – eine wichtige Kennziffer für die Krisenfestigkeit einer Bank – stieg Ende März auf 11,45 Prozent und soll bis Jahresende auf 12 Prozent wachsen.
Der Aktienkurs der Unicredit hatte im vergangenen Jahr um fast 47 Prozent nachgegeben. Das Papier war damit der mit Abstand schwächste Titel unter den europäischen Grossbanken. Im laufenden Jahr sieht es dagegen deutlich besser aus: Mit einem Plus von 22 Prozent hat sich die Aktie doppelt so gut entwickelt wie der Branchenindex. Das italienische Institut ist an der Börse derzeit wieder rund 37 Milliarden Euro wert und liegt damit auf Augenhöhe mit der Deutschen Bank . (awp/mc/ps)