Bâloise-CEO Martin Strobel.
Basel – Der Gewinn der Bâloise ist 2011 eingebrochen. Das operative Geschäft des Versicherers entwickelte sich gut, während der Reingewinn von Sonderfaktoren belastet um 86% sank. Trotzdem geniessen die Aktionäre eine Dividende von unverändert 4,50 CHF je Aktie. Der Reingewinn sank in der Berichtsperiode auf 61,3 Mio CHF von 436,7 Mio im Vorjahr.
Wie in der Gewinnwarnung vom November angekündigt, drückten Sondereffekte auf das Ergebnis. Die tiefen Zinsen veranlassten die Bâloise dazu, im Lebengeschäft Rückstellungen in der Höhe von 89 Mio zu bilden. Anlageseitig musste die Gruppe auf Aktienpositionen im Versicherungsteil 109 Mio und in den Bankeinheiten 10 Mio wertberichtigen. Auf griechischen Staatsanleihen erfolgte ein Impairment von 78 Mio und das sich verschlechternde konjunkturelle Umfeld in Kroatien löste einen Abschreiber von 50 Mio aus.
Schuldenkrise hinterlässt Spuren
«Mit der Gewinnentwicklung kann ich nicht zufrieden sein», erklärte CEO Martin Strobel am Donnerstag vor den Medien. Dagegen habe sich die Nichtlebensparte einmal mehr als «Fels in der Brandung» erwiesen. Mit dem leicht gestiegenen und damit schlechteren Schaden-Kosten-Satz von 95,5% habe sie besser abgeschnitten als die Konkurrenz. Unwetter- und Grossschäden belasteten den Wert mit 3,6 Prozentpunkten stark. Demgegenüber sank die Kostenquote um 0,5 Punkte auf 31,4%.
Im Endeffekt sank der EBIT in der Sachversicherung aber um zwei Drittel auf 127 Mio CHF. In der Lebensparte hielt sich die Bâloise mit 15,9 (VJ 183) Mio in der Gewinnzone. Hier war das Ergebnis nebst Wertberichtigungen zusätzlich vom Zinszerfall geprägt. Gut gewirtschaftet hat die Banksparte, wo das Ergebnis um 8% auf 73,3 Mio stieg. Die mit der europäischen Schuldenkrise verbundenen Preisschwankungen haben im Anlageergebnis tiefe Spuren hinterlassen. Der Nettoertrag sank um knapp 30% auf 1,4 Mrd CHF (Nettorendite: 2,5%). Ende Februar 2012 habe die Gruppe alle noch verbliebenen griechischen sowie auch alle portugiesischen Staatsanleihen verkauft.
Volumen sinken
Das Geschäftsvolumen sank um knapp 15% (-9,9% in LW) auf 8,1 Mrd CHF. Der Hauptgrund für den Rückgang liege dabei in den anlagegebundenen Lebensversicherungen in Luxemburg und Liechtenstein, deren Volumen sich nach starkem Wachstum in den Vorjahren erwartungsgemäss auf noch 1,3 Mrd halbierte. Um Kosten zu sparen sollen die beiden Gesellschaften enger zusammenarbeiten. Die Bruttoprämieneinnahmen gaben nur um 0,8% auf 6,8 Mrd nach (+4,1% in LW). In der Schweiz wuchsen die Einnahmen in der Sachversicherung um 1,4% auf 1,3 Mrd, gingen aber im Lebengeschäft um 2,4% auf 2,7 Mrd zurück. Man habe bewusst den Verkauf klassischer Lebensversicherungen gedrosselt, so Strobel.
In Belgien stärkte die Bâloise Group die Marktposition über Zukäufe und organisches Wachstum, während in Deutschland nach der Entflechtung der Deutscher-Ring-Teile der zur Bâloise gehörende Teil in die Gruppe integriert werde.
Solide Bilanz
Das Eigenkapital sank um 5,8% auf 3,9 Mrd CHF und die Eigenkapitalrendite betrug noch 1,6% nach 10,4% im Vorjahr. Das Renditeziel von 15% sei im aktuellen Tiefzinsumfeld nicht mehr erreichbar, meinte Strobel. Bis in einem Jahr soll ein neues Ziele gesetzt werden. Der Fokus liege zunächst auf dem Kerngeschäft, wo eine Combined Ratio von «deutlich unter 100%» und in der Lebensversicherung eine Neugeschäftsmarge von mindestens 10% resultieren soll. Derweil habe «Baloise 2012» bereits eine Ergebnisverbesserung von 150 Mio der angestrebten 200 Mio erreicht.
Die konsolidierte Solvabilität wird mit 203% angegeben nach 227% zur Jahresmitte. Die Gruppe erfülle auch die strengen gesetzlichen Vorgaben des ‹Swiss Solvency Test› und bewege sich gut im ‹grünen Bereich›. An der Börse stehen die Bâloise-Aktien stark unter Druck und verlieren bis um 14.05 Uhr vor allem aufgrund von Gewinnmitnahmen 6,0% auf 71,50 CHF während der SPI um 0,66% nachgibt. (awp/mc/upd/ps)