Basel – Der Versicherungskonzern Bâloise hat im vergangenen Jahr etwas weniger verdient als noch 2017. Eine höhere Steuerbelastung und ein geringerer Zustupf von Finanzanlagen waren Grund dafür. Operativ läuft es besser, auch beim «Sorgenkind» Deutschland.
Dort erntet die Bâloise die ersten Früchte aus der laufenden Sanierung. Die Basler setzen in Deutschland auf Privat- und KMU-Kunden und bauen Geschäfte mit Industriekunden ab. In den beiden letzten Jahren habe man die Einnahmen in den Zielsegmenten um rund einen Viertel gesteigert und den Industrieteil nahezu halbiert, sagte Konzernchef Gert De Winter am Donnerstag an der Bilanzmedienkonferenz dazu.
Friday wächst
In Deutschland ist mit Friday auch das Vorzeigeprojekt für innovative Versicherungslösungen daheim. Das Berliner Start-up für Autoversicherungen, die man übers Handy abschliesst, hat in zwei Jahren rund 45’000 Kunden dazugewonnen. Über die gesamte Gruppe hinweg waren es im selben Zeitraum 300’000, wobei bis 2021 eine Million Neukunden angeworben werden sollen.
Dass Friday ein lukratives Geschäftsmodell sein könnte, haben auch deutsche Medienunternehmen festgestellt. Der Finanzinvestor von ProSiebenSat.1, SevenVentures, und German Media Pool haben sich mit insgesamt 43 Millionen Franken an Friday beteiligt. Bâloise bleibt aber mit einem Anteil von über 80 Prozent der gewichtigste Eigentümer.
Die neuen Partner seien für Friday ein Glücksfall, befand De Winter. Denn der Digitalversicherer muss seinen Bekanntheitsgrad steigern und kann nun auf die Hilfe der deutschen Medienfirmen zählen. Die Bâloise behält sich vor, über die Plattform auch andere Versicherungen anzubieten oder das Geschäftsmodell gar in andere Länder zu exportieren.
Operative Steigerung
Im gesamten deutschen Schadengeschäft verbesserte sich der Schaden-Kosten-Satz im Berichtsjahr um drei Prozentpunkte auf 95,8 Prozent. Im hoch profitablen Heimmarkt Schweiz liegt der Wert gar bei 84,5 Prozent. Je deutlicher die Combined Ratio unter 100 Prozent liegt, umso mehr Geld lässt sich mit dem Geschäft verdienen.
Gruppenweit sank die Kennzahl um 0,6 Punkte auf 91,7 Prozent. Auf der einen Seite belasteten Schäden aus Winterstürmen und auf der anderen stützten unüblich hohe Abwicklungsgewinne. Das Prämienvolumen in der Sparte wuchs derweil um 5,5 Prozent, wozu alle Ländereinheiten einen Beitrag leisteten.
Positiv entwickelte sich auch die Lebensversicherung, wo die Bâloise das operative Ergebnis um 8,9 Prozent auf 333,2 Millionen Franken steigern konnte. Die Gruppe musste weniger an Reserven beiseite legen als noch vor Jahresfrist und profitierte vom günstigeren Geschäftsmix. Wie die Konkurrenz setzt man auch bei der Bâloise auf kapitalschonende und weniger auf traditionelle Produkte mit Zinsversprechen.
Das Volumen ging auch deswegen um beinahe 13 Prozent zurück. Hauptverantwortlich war aber der Abrieb bei Produkten mit Anlagecharakter in Luxemburg. Angesichts der Turbulenzen an den Finanzmärkten seien die Anleger vorsichtiger geworden, hiess es. Und es gelte zu bedenken, dass sich die verwalteten Vermögen in diesem Geschäft seit 2012 verdoppelt hätten.
Höhere Dividende
Auch die Bâloise blieb von den Finanzmarktturbulenzen der zweiten Jahreshälfte nicht verschont: Das mit Versicherungsgeldern erzielte Anlageergebnis sank um 370 Millionen auf 1,25 Milliarden Franken. Die Aktien hatten weniger abgeworfen und mit dem Verkauf von Obligationen hatte die Gruppe im Vorjahr mehr von den Gewinnen «realisiert», die in der Bilanz erfasst sind.
Das und die wegen Sondereffekten höhere Steuerbelastung liessen den Jahresgewinn um 4,5 Prozent deutlicher als von Analysten erwartet auf 523,3 Millionen Franken zurückfallen. Der Vorsteuergewinn dagegen rückte um beinahe 8 Prozent vor.
Auf Basis der guten operativen Entwicklung und der gemäss De Winter weiterhin «sehr soliden» Bilanz kommen die Aktionären in den Genuss einer um 40 Rappen auf 6 Franken je Titel erhöhten Dividende. Nebenbei läuft noch ein Aktienrückkauf. (awp/mc/pg)