Basel – Die Bâloise hat im ersten Halbjahr 2016 sowohl im deutschen Nichtlebensgeschäft, wie auch in der Lebensparte die Reserven verstärkt und musste daher einen Gewinnrückgang hinnehmen. Sieht man aber von der Altlasten-Bereinigung in Deutschland ab, zeigt sich beim gut kapitalisierten Basler Versicherungskonzern eine solide Geschäftsentwicklung. Eine wichtige Stütze bleiben die Aktivitäten am Heimmarkt.
In den Monaten Januar bis Juni sank der Konzerngewinn der Bâloise von den Nachreservierungen in Deutschland belastet um 10% auf 224 Mio. Ohne diese Massnahme (54,8 Mio CHF) wäre der Gewinn hingegen um 4,8% auf beinahe 262 Mio angestiegen, teilte der Versicherer am Dienstag mit.
«Mit den Reservierungen haben wir das Geschäft in Deutschland auf ‹gesunde Beine› gestellt», sagte der neue CEO Gert de Winter an einer Telefonkonferenz. Das Management habe sich zu diesem Schritt entschieden, nachdem sich die Bâloise wiederholt mit Abwicklungsverlusten konfrontiert sah und sich bei den Renten im Haftpflichtbereich wegen tiefer Zinsen Nachreservierungen abzeichneten.
Deutschland um Altlasten bereinigt
In Deutschland schrieb die Bâloise folglich einen Betriebsverlust von 50,6 Mio CHF, während sich der Schaden-Kostensatz auf 116,3% (VJ 106,0%) verschlechtert hat. Aber auch ohne die Reservestärkung wäre die Combined Ratio mit 101,1% über den für die Profitabilität des Versicherungsgeschäfts massgebenden Wert von 100% gelegen. Mit der Verlagerung weg vom Industrie- hin zum KMU- und Retail-Geschäft sowie Einsparungen soll diese Marke künftig wieder unterschritten werden.
Auf Gruppenebene stieg die Combined Ratio trotz der Probleme in Deutschland nur um 0,2 Prozentpunkte auf 92,5% und bereinigt läge der Wert auf sehr tiefen und damit guten 88,7%. Ausschlaggebend dafür war einmal mehr der sehr profitable Heimmarkt: In der Schweiz sank die Kennzahl dank einem günstigen Schadenumfeld um 6,5 Punkte auf 78,4%. In Luxemburg ging der Wert um 2,0 Punkte auf 87,2% zurück, in Belgien stieg er leicht um 1,3 Punkte auf 94,1%.
Tiefe Zinsen belasten
Im Lebengeschäft sah sich die Bâloise aufgrund der Zinssituation dazu veranlasst, die versicherungstechnischen Rückstellungen zu stärken, was den EBIT auf 46 Mio CHF von 70 Mio im ersten Halbjahr 2015 zurückfallen liess. Gleichzeitig sei das Neugeschäft mit traditionellen Versicherungen (-8,7%) bewusst gedrosselt und der Fokus auf Prämien mit Anlagecharakter (+19%) gelenkt worden.
Das Geschäftsvolumen sank in der Lebensversicherung um 1,7% auf 3,50 Mrd CHF. In der Nichtlebensparte wuchs die Bâloise dagegen um 3,1% auf 2,13 Mrd, was dem Wachstum in Belgien (+8,4%) und Luxemburg (+12%) zuzuschreiben ist. Die gesamte Gruppe weist ein mit 5,62 Mrd stabiles Volumen aus.
Auf den Kapitalanlagen erzielte die Bâloise eine nicht annualisierte Nettorendite von 1,8% (VJ 1,6%). Die Steigerung habe man mit Umschichtungen insbesondere bei Bonds sowie dem Aufbau von Immobilien erreicht, hiess es. Das Eigenkapital ging seit Jahresbeginn nur leicht auf 5,44 Mrd CHF zurück.
«Auf Kurs»
Trotz tieferem Gewinn sei man auf Kurs, das Jahr 2016 mit einer Eigenkapitalrendite innerhalb des angepeilten Zielkorridors (8-12%) abzuschliessen, ist CFO German Egloff überzeugt. Schliesslich sei nicht davon auszugehen, dass das Jahresergebnis von zusätzlichen Altlasten beeinträchtigt werde.
Die Ziele für die nächsten fünf Jahre will das Management am 26. Oktober anlässlich des Investorentags präsentieren. Bis dahin werde auch über weitere Aktienrückkäufe diskutiert, so der Finanzchef. (awp/mc/pg)