Basel – Die Bâloise hat im Jahr 2020 weniger verdient. Zahlungen für die Corona-Pandemie, ein schwächeres Anlageergebnis und der Wegfall eines positiven Steuereffekts haben dazu geführt. Der Versicherer will weiter wachsen und mit dem Digitalversicherer Friday den französischen Markt erobern.
Der Gewinn der Bâloise sank im vergangenen Jahr um 37 Prozent auf 434 Millionen Franken, wie es in der Mitteilung vom Dienstag heisst. Damit verfehlt die Gruppe die Vorgaben der Analysten, die mit einem Überschuss von rund 450 Millionen gerechnet hatten.
Der Rückgang hat sich abgezeichnet: Einerseits fiel ein positiver Steuereffekt aus dem Vorjahr im Umfang von knapp 150 Millionen Franken weg und andererseits belasteten Corona-Zahlungen die Rechnung netto mit 72 Millionen. Darüber hinaus fiel auch noch das Anlageergebnis tiefer aus.
Die Aktionärinnen und Aktionären sollen trotz Gewinnrückgang in den Genuss einer zum Vorjahr unveränderten Ausschüttung von 6,40 Franken je Titel kommen. Die Kapitalisierung sei mit einer Solvenzquote gemessen am Swiss Solvency Test (SST) von geschätzten 180 Prozent stark.
Wachstum in Belgien
Das Geschäftsvolumen fiel im Berichtsjahr um 6,1 Prozent auf 8,93 Milliarden Franken. Auch das zeichnete sich ab, nachdem die Bâloise im Jahr davor in der Lebensparte vom Rückzug des Konkurrenten Axa aus dem BVG-Vollversicherungsgeschäft profitiert hatte.
Im Lebengeschäft schrumpften die Einnahmen um beinahe einen Fünftel auf 3,29 Milliarden Franken, nachdem der Axa-Effekt das Volumen 2019 um rund 570 Millionen aufgebläht hatte. Das Prämienvolumen in der Nichtlebenversicherung wuchs dagegen um 7,3 Prozent auf 3,80 Milliarden.
Im Nichtlebenteil kamen die in Belgien erfolgten Zukäufe erstmals voll zum Tragen. Ohne den Einfluss der Akquisitionen und Währungseinflüsse hätte die Sparte um gut 4 Prozent zugelegt. Auch das organische Wachstum war von Luxemburg und Belgien (+7,5%) getrieben und im Heimmarkt Schweiz legte die Sparte um beinahe 2 Prozent zu.
Im Aufbau befindet sich bei der Bâloise die Vermögensverwaltung für institutionelle Anleger, das Asset Management. Von Drittkunden flossen Nettoneugelder in Höhe von 1,24 Milliarden Franken, das ist verglichen mit dem Vorjahr ein Plus von 48 Prozent.
Das Anlageergebnis der Gruppe gab um 6,3 Prozent auf 1,27 Millionen Franken nach. Nebst dem anhaltenden Tiefzinsumfeld hätten auch die Verwerfungen an den Kapitalmärkten im Frühjahr nach Ausbruch der Corona-Pandemie und daraus resultierende Wertberichtigungen belastet.
Mit Strategie auf Kurs – Friday expandiert
Die Bâloise sei mit den im «Simply Safe»-Programm bis 2021 gesetzten Vorgaben nun auf der Zielgeraden und auf Kurs, wird Chef Gert De Winter in der Mitteilung zitiert. Ein Ziel ist der Gewinn von einer Million zusätzlicher Kunden, seit 2017 seien bereits 738’000 Neukunden dazugekommen. Mit dem Nachfolgeprogramm «Simply Safe: Season 2» wird bis 2025 ein weiteres Wachstum von 1,5 Millionen Kunden angestrebt.
Einen Beitrag zum Kundenwachstum liefern eine Reihe von digitalen Initiativen in den Ökosystemen Heim und Mobilität wie auch der deutsche Digitalversicherer Friday. Mit dem auf Motorfahrzeugversicherungen ausgerichteten Friday expandiert die Bâloise nun in den französischen Markt. Der Markteintritt sei für Friday und in der Digitalstrategie der Gruppe ein entscheidender Schritt, heisst es.
Den Schritt bewerkstelligen sollen der französische Tech-Unternehmer Jehan de Castet und die Versicherungsmanagerin Maud Mariani. Wie in Deutschland soll Friday auch in Frankreich zu einem führenden digitalen Versicherer aufsteigen.
An der Generalversammlung vom 30. April schlägt die Bâloise zudem Karin Lenzlinger Diedenhof zur Wahl in den Verwaltungsrat vor. Sie ist Vizepräsidentin der SV Group, Präsidentin der Zürcher Oberland Medien und sitzt auch im VR der Bank Linth LLB.
Aktie verliert
Die Anleger zeigten sich am Dienstag von den Zahlen gar nicht angetan und schickten die Aktie bachab. Zu Handelsschluss standen die Bâloise-Titel 4,2 Prozent tiefer bei 161,70 Franken. (awp/mc/ps)