Basel – Der Versicherer Baloise ist im ersten Halbjahr 2023 von einem rückläufigen Lebensversicherungsgeschäft ausgebremst worden und muss einen Gewinnrückgang vermelden. In der Sachversicherung konnte das Basler Unternehmen dagegen von tiefen Elementarschäden in der ersten Jahreshälfte profitieren.
Unter dem Strich resultierte ein Gewinn von 205,7 Millionen Franken, was einem Rückgang um 4,2 Prozent entsprach, wie die Baloise am Mittwoch mitteilte. Allerdings seien die Ergebnisbeiträge im Lebengeschäft von der Umstellung auf die neuen Rechnungslegungsstandards «erwartungsgemäss» tiefer ausgefallen, wie die Gruppe in der Medienmitteilung betont. Die Baloise legte die Zahlen erstmals nach den neuen Rechnungslegungsstandards IFRS 17 und 9 vor, entsprechend wurden auch die Vorjahreswerte angepasst.
Beim Geschäftsvolumen verzeichnete die Baloise einen kleinen Rückgang von 1,5 Prozent auf 5,34 Milliarden Franken, der allerdings auf die Währungsentwicklung zurückzuführen war. Währungsbereinigt habe ein kleines Wachstum von 0,6 Prozent resultiert, so der Versicherer weiter.
Verbesserter Schaden-Kosten-Satz
Im Nichtlebengeschäft profitierte Baloise von geringen Belastungen durch Elementarschäden in den ersten sechs Monaten. In der Folge verbesserte sich der Schaden-Kosten-Satz klar um 1,7 Prozentpunkte auf 87,3 Prozent. Liegt der Satz unter 100 Prozent, dann verdient ein Versicherer im operativen Geschäft Geld. Gleichzeitig konnte Baloise in dem Segment aber auch von einem guten Anlageergebnis profitieren.
Klar rückläufig war das Betriebsergebnis dagegen im Lebengeschäft. Finanzchef Carsten Stolz verwies dabei auf eine entgegen den Modellannahmen verlaufene Zinsentwicklung in der Schweiz sowie die Erstarkung des Frankens: Dies führte zu einer tieferen Auflösung bei der neuen Bilanzposition «Contractual Service Margin» (CSM). Auch das Geschäftsvolumen im Lebengeschäft verringerte sich vor allem wegen tieferer Volumen an gezeichneten Prämien im Schweizer Kollektivlebengeschäft und im Lebengeschäft in Belgien.
Innovationsinitiativen überprüfen
Im zweiten Halbjahr sieht sich die Baloise im Nichtlebengeschäft nun wieder mit einer «Häufung» von Elementarschäden konfrontiert: CEO Michael Müller verwies auf die massiven Sturmschäden in La-Chaux-de-Fonds vom Juli und die Hagelschäden im Tessin von Ende August. Diese würden das Ergebnis voraussichtlich mit einem mittleren zweistelligen Millionenbetrag belasten – für genauere Aussagen sei es aber weiterhin zu früh.
Der neue CEO, der das Amt nach dem krankheitsbedingten Rücktritt von Gert De Winter per Anfang Juli übernommen hatte, will zudem die «Innovationsinitiativen» des Konzerns und die Ökosysteme «Home» und «Mobility» überprüfen. Diese sollen «näher ans Kerngeschäft geführt» werden, Start-ups sollen zudem schneller in die Gewinnzone gelangen. Es sei aber zu früh zu sagen, ob es «im Einzelfall zu strukturellen Anpassungen» komme, sagte Müller.
Aktie gibt deutlich nach
Des Weiteren soll das Angebot im Bereich Asset Management noch stärker auf Versicherungs- und Finanzlösungen ausgerichtet werden, um so zusätzliche Drittgelder zu generieren. Den Aktionären stellt Baloise weiterhin eine Barmittelgenerierung von 2 Milliarden Franken bis 2025 und «Fortführung unserer bisherigen attraktiven Dividendenpolitik» in Aussicht.
Am Aktienmarkt zeigten sich die Investoren dennoch enttäuscht von den Semesterergebnissen, auch wenn die Zahlen unter dem neuen Rechnungslegungsstandard schwieriger zu interpretieren seien, wie mehrere Analysten einräumten. Dennoch sei das Unternehmen vor allem im Lebensversicherungsbereich unter den Erwartungen geblieben. Die Baloise-Aktien gaben bis am Mittag an einem insgesamt verhalten positiven Markt über 7 Prozent nach. (awp/mc/pg)