Basel – Die Baloise nimmt wie zahlreiche andere grosse Versicherungen in diesem Jahr Anpassungen in der Rechnungslegung nach den neuen Standards IFRS 17 und 9 vor. Während die Kapitalausstattung weiterhin solide bleibt, werden die für das Geschäftsjahr 2022 ausgewiesenen Gewinnzahlen nach unten revidiert.
Mit dem Wechsel in der Rechnungslegung verliere die Baloise weder an Substanz noch an Ertragskraft, betonte die Gruppe am Donnerstag in einer Mitteilung. Die Solvenz bleibe mit einer SST-Quote von 240 Prozent per Anfang 2023 weiter stark und die Barmittelgenerierung als Basis für Dividendenzahlungen unverändert gut.
Allerdings löst die Umstellung Veränderungen in der Erfolgsrechnung wie auch in der Bilanz aus. Neu beziffert die Baloise den Konzerngewinn 2022 mit 245 Millionen Franken. Um Sondereffekte im Nichtlebengeschäft bereinigt wären es 343 Millionen. Nach alten Standards hatte der Konzerngewinn deutlich höhere 548 Millionen betragen.
Neuverteilung im Gewinn
Das hat Gründe: Im Gewinn künftig nicht mehr enthalten seien Ertragskomponenten, die im «übrigen Gesamtergebnis» abgebildet würden oder in der neuen Bilanzkennzahl Contractual Service Margin (CSM), erklärte Finanzchef Carsten Stolz an einer Telefonkonferenz. Die CSM bildet die zukünftigen Gewinne im Lebengeschäft ab. Diese lagen Ende 2022 bei rund 5,4 Milliarden Franken, nach 6,0 Milliarden ein Jahr zuvor.
Wie die Gewinnentwicklung im neuen Gewand aussieht, zeigt sich gut anhand der im Lebengeschäft aufgelösten Reserven. Die Baloise hatte im 2022 insbesondere aufgrund des starken Zinsanstiegs Reserven von knapp 100 Millionen Franken aufgelöst und in der Erfolgsrechnung verbucht. Dieser Effekt werde nun neu zunächst in der CSM erfasst und erst im Laufe der Zeit in die Gewinnrechnung überführt, hiess es.
Das bedeutet, dass der Betriebsgewinn Leben für 2022 sich nur noch auf 261 Millionen Franken nach ursprünglich gemeldeten 377 Millionen beläuft. Im Nichtlebengeschäft führten nebst Reserveentwicklungen auch einmalige Sondereffekte wie Marktwertveränderungen bei Bonds dazu, dass der EBIT auf 99 Millionen von 322 Millionen Franken nach unten revidiert werden muss.
Auswirkungen haben die Anpassungen auch im Eigenkapital. Das fällt per Ende 2022 auf 3,4 Milliarden Franken zurück nach 4,5 Milliarden gemäss alter Rechnungslegung. Zähle man aber die um Steuereffekte bereinigte CSM hinzu, dann betrage die umfassende Eigenkapital-Position 7,7 Milliarden.
Strategische Ausrichtung bleibt
Die neuen Standards veränderten die Betrachtung der Bilanz und Erfolgsrechnung erheblich, sagte Stolz weiter. Und der designierte CEO Michael Müller unterstrich, dass Baloise an dem im «Simply Safe: Season 2»-Programm eingeschlagenen strategischen Weg festhalte und aus dem Versicherungsgeschäft weiterhin solide Geldflüsse generieren werde.
Bezüglich Barmittelgenerierung rechnet die Gruppe für die Periode 2022 bis 2025 kumuliert nach wie vor mit Geldflüssen von mindestens 2 Milliarden Franken. Zudem werden die operativen Ziele zur Schaden-Kosten-Quote bei rund 90 Prozent (2022 revidiert: 92,9%) und zum jährlich angestrebten Leben-EBIT bei über 200 Millionen Franken belassen.
Die Baloise wird erstmalig am 20. September im Rahmen der Vorlage ihrer Halbjahreszahlen nach IFRS 17/9 berichten. Die Zahlen zum Gesamtjahr 2023 werden dann Ende März im neuen Accounting-Kleid präsentiert. (awp/mc/ps)