Martin Strobel, CEO Bâloise Group
Basel – Die Baloise packt die im vergangenen Dezember angekündigte Restrukturierung im Deutschlandgeschäft an. Einer Mitteilung vom Montag zufolge wird sich der Versicherer auf die Standorte Hamburg und Bad Homburg konzentrieren; Bremen und Nürnberg sollen im Laufe des Jahres 2016 geschlossen werden. Von den Optimierungen seien rund 400 Arbeitsplätze betroffen, die bis Ende 2017 abgebaut werden sollen.
Die Baloise will mit den Basler Versicherungen in Deutschland in den kommenden Jahren einen auf Ertrag ausgerichteten und kosteneffizienten Wachstumskurs verfolgen, heisst es weiter. Der Versicherer verspricht sich jährliche Kosteneinsparungen in Höhe von 40 Mio EUR ab 2015. Erste Steigerungen der Ertragskraft werden bereits für 2013 erwartet.
Ziel sei es, in Deutschland bis 2015 eine kombinierte Schaden-Kostenquote (Combined Ratio) zwischen 93 und 96% zu erreichen. Im vergangenen Jahr lag dieser Wert nur knapp unter der Schwelle von 100%. Mit der angestrebten Verbesserung erreiche die Baloise das Kostenniveau der Wettbewerber, so die Mitteilung. Um die Ziele zu erreichen, setze das Unternehmen für die Umstrukturierung bis Ende 2015 das 1,5-fache der jährlichen Ergebniseffekte ein. Bestandteile seien eine Mittelstandsinitiative in der Schadenversicherung, neue biometrische Lebensversicherungsprodukte, die Neuausrichtung des Vertriebs, Prozessoptimierungen, die Vereinheitlichung der IT sowie das Präventionsprogramm «Basler Sicherheitswelt». Der Vertrieb werde dabei organisatorisch enger mit den Sparten verknüpft.
Bad Homburg bleibe Unternehmenssitz und Kompetenzzentrum für die Schadenversicherung, Hamburg das Kompetenzzentrum für die Lebens- und Unfallversicherung.
Fokussierung auf ertragreiche Geschäftsfelder
In der Schadenversicherung fokussieren sich die Basler Versicherungen in Zukunft noch stärker auf Lösungen für Gewerbe- und Industriekunden. Ausserdem soll die traditionell starke Position im Bereich erneuerbare Energien weiter ausgebaut werden. Eine wichtige Rolle spiele nach wie vor das auf Zielkunden und -partner ausgerichtete Konzept indem etwa die Betreuung der Makler umgestaltet, die Abläufe digitalisiert und die Risikokompetenz umgestaltet würden. Im Privatkundengeschäft sei der Ausbau des bereits erfolgreichen Unfallgeschäfts vorgesehen. Weiter sollen auch innovative Lösungen etwa bei Mietkautionsversicherungen das Segment stärken und neue Kooperationen den Marktzugang verbreitern.
In der vom anhaltenden Tiefzinsumfeld belasteten Lebensversicherung werde sich die Baloise künftig als Spezialist für Biometrie (Berufsunfähigkeit, Todesfall oder Pflege), Fondspolicen mit marktkonformen Garantien und für standardisierte bAV-Produkte (betriebliche Altersvorsorge) positionieren. Bereits heute machen fondsgebundene Lebensversicherungen einen Anteil von 70% am Neugeschäft aus. Konventionelle Lebensversicherungs- und komplexe bAV-Produkte will die Baloise mittelfristig nicht mehr selber entwickeln. Sollte der Verwaltungsaufwand bei staatlich geförderten Produkten weiter zunehmen, würden auch diese auf den Prüfstand gestellt. Den Partnern würden dann nicht mehr selbst entwickelte Produkte über Kooperationen zur Verfügung gestellt. Die langjährigen Kooperationen bei Rechtsschutz, Krankenversicherung und Bestattungsvorsorge werden erweitert.
Die Neustrukturierung solle so sozialverträglich wie möglichst gestaltet werden, heisst es weiter. Über das Gesamtprogramm würden in Kürze Beratungen mit den Arbeitnehmervertretern aufgenommen. In Deutschland beschäftigt der Versicherer insgesamt rund 2’000 Mitarbeiter. Beim Konzern sind insgesamt rund 8’800 Mitarbeitende angestellt.
Aktie unter Druck
Die lang erwartete Optimierung in Deutschland nehme nun Gestalt an, die Baloise bringe die Pläne endlich einen wichtigen Schritt voran, meint der Analyst der Bank Vontobel. Er geht davon aus, dass die Umstrukturierung zu einer Verbesserung des Vorsteuergewinns im Jahr 2015 von 7 bis 8% und der Eigenkapitalrendite um 0,5 bis 0,7 Prozentpunkte führen könnte, das Rating belässt er auf ‹Hold› und das Kursziel bei 95 CHF.
Während der Umbau des Belgien-Geschäfts bereits gelungen sei, sei noch Deutschland als Sorgenkind geblieben, heisst es im Kommentar der Bank J.Safra Sarasin. In Deutschland wurden im Jahr 2012 mit 21% der gruppenweiten Prämieneinnahmen lediglich 3% des operativen Gruppengewinns erzielt. Der geplante Umbau der Basler Versicherungen sei daher eine gute Nachricht für die Anleger.
Die Aktie ist mit tieferen Notierungen in den Handel gestartet und verliert bis um 09.40 Uhr 0,8% auf 92,85 CHF (SMI: -0,71%).