Von Stefan Kunzmann, Leiter Investment Research & Advisory, Competence Center Asset Management Bank Coop.
Basel – Die Nuklearkatastrophe in Japan hat global zu einer Neubewertung der Atomenergie geführt. Dabei ist es nicht überraschend, dass Deutschland eine Vorreiterrolle eingenommen hat. Gemäss einer Forsa-Umfrage lehnen zwei Drittel der Deutschen die Atomenergie ab.
Dabei ist Deutschland bei weitem nicht das einzige Land, welches die Notbremse gezogen hat. Auch in Italien wurde das 2008 erlassene Gesetz zum Wiedereinstieg in die Atomkraft nach Fukushima gestoppt. In den USA ist es gar die Atomindustrie selbst, welche aus der Kernenergie aussteigen will. So ist nach dem Super-Gau in Japan die Entwicklung der Kernenergie gemäss dem US-Energiekonzern NRG unberechenbar geworden – mit entsprechend negativen wirtschaft-lichen Folgen. Und selbst die Chinesen, bei welchen sich 27 Reaktoren im Bau und 50 weitere in der Planung befinden, haben die Genehmigungs-verfahren vorerst ausgesetzt.
Welche Stromarten profitieren von Energiewende?
Vor diesem Hintergrund drängt sich die Frage auf, welche Stromarten von der Energiewende profitieren werden. Zu den Gewinnern zählen zweifelsohne Erzeuger alternativer Energien, wie zum Beispiel Wind- und Solarenergie. Die Aktien von Unternehmen, welche in diesen Bereichen tätig sind, konnten von den Ausstiegsdiskussionen aber nur kurzfristig profitieren. Nach einem ersten Hype traten wirtschaftliche Faktoren wieder in den Vordergrund. Dies gilt besonders für den Bereich der Solarenergie, der von vielen mit Namen wie Q-Cells, Solarworld oder der chinesischen Yingli Green Energy in Verbindung gebracht wird.
Intensiver Wettbewerb
Dabei herrscht besonders im Bereich der Solarmodule ein äusserst intensiver Wettbwerb. So leiden die Unternehmen aktuell unter hohen Lagerbeständen und stetig sinkende Preisen. Sinkende Preise und steigende Kosten drücken auf die Margen dieser Hersteller. Auch der hohe Silberpreis bleibt hier nicht ohne Wirkung. Barclays Capital schätzt den Kostenanteil von Silber an der Herstellung von Solarmodulen bei einem Silberpreis von 15 US-$/Unze auf 4-5%. Steigt der Silberpreis wie zuletzt geschehen auf 48 US-$/Unze, dann steigt der Kostenanteil von Silber auf 13-15%.
Hersteller von Massenprodukten meiden
Bei Investitionen im Bereich der erneuerbaren Energien ist es deshalb von zentraler Bedeutung, die Hersteller von Massenprodukten zu meiden. Zu den Gewinnern gehören unseres Erachtens Technologieführer, welche nicht ohne weiteres kopierbar sind. Daneben favorisieren wir Unternehmen, die den Ausbau intelligenter Stromnetze vorantreiben werden. Diese sogenannten „Smart Grids“ gelten als Voraussetzung dafür, dass der Ausstieg aus der Atomkraft überhaupt gelingen kann. (Coop Bank/mc/ps)