Hanspeter Ackermann, CEO Bank Coop. (Foto: Bank Coop)
Basel – Die Bank Coop hat im ersten Halbjahr 2015 einen klaren Gewinnrückgang hinnehmen müssen. Während das Institut im Hypothekarmarkt vorsichtig unterwegs ist, kann es mit seinem «Sparkonto Plus» weitere Kundengelder anziehen. Auch für das Gesamtjahr erwartet die Bank angesichts des Negativzins-Umfelds einen spürbaren Druck auf die Resultate.
Der nach den neuen Rechnungslegungsvorschriften berechnete Geschäftserfolg ging in den ersten sechs Monaten des Jahres um 37% auf 32,6 Mio CHF zurück, wie dem am Mittwoch vorgelegten Halbjahresabschluss der BKB-Tochter zu entnehmen ist. Der Reingewinn lag mit 23,5 Mio CHF um knapp 10% unter dem bereinigten Ergebnis des Vorjahres. Operativ sei das Resultat dennoch «ansprechend» gewesen, schreibt die Bank Coop.
Spürbarer Retrozessions-Verzicht
Im Zinsengeschäft konnte die Bank trotz des Negativzins-Umfelds und steigenden Absicherungskosten den Brutto-Erfolg um 3,3% auf 82,1 Mio CHF steigern. Mit der erstmaligen Berücksichtigung der Wertberichtigungen im Zinsergebnis gemäss den neuen Rechnungslegungsregeln resultierte allerdings ein deutlich niedrigerer Netto-Zinserfolg von 83,3 Mio CHF (-7,0%).
Im Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft bekam die Bank Coop weiterhin den Verzicht auf Retrozessionen zu spüren, die sie seit Anfang Juli 2014 unaufgefordert an die Kunden weiterleitet: Das habe im Vorjahresvergleich zu einem höheren Kommissionsaufwand geführt, so die Bank. Insgesamt ging der Kommission- und Dienstleistungsertrag im Vergleich zum Vorjahr um 7,8% zurück auf 31,4 Mio CHF.
Aus dem weniger bedeutenden Handelsgeschäft resultierte ein Erfolg von 5,4 Mio CHF (-15%). Die geringeren Einnahmen erklärt die Bank vor allem mit der Tieferbewertung der Fremdwährungsbestände als Folge der Aufhebung des Euro-Mindestkurses.
Strategische Initiativen
Der Geschäftsaufwand erhöhte sich dagegen um deutliche 4,8% auf 80,8 Mio CHF. Während sich der Personalaufwand kaum veränderte, stieg der Sachaufwand deutlich an: Die Bank erklärt das zum einem mit höheren Projektaufwendungen aus «diversen strategischen Initiativen» und zum anderen mit ihrer Werbekampagne zu ihrem «Sparkonto Plus».
Im ersten Halbjahr wurden zudem weitere Massnahmen zur Ausschöpfung von Synergien mit der Muttergesellschaft Basler Kantonalbank umgesetzt: So wurden das Produktmanagement, die Abwicklung der Handelsaufträge und des Zahlungsverkehrs sowie die Bereiche Immobilien, Sicherheit und Facility Management bei der BKB zentralisiert. Der Bezug von Leistungen beim Mutterhaus führe dazu, dass im zweiten Halbjahr eine stärkere Verlagerung vom Personalaufwand zum Sachaufwand zu erwarten sei, so die Bank Coop.
Attraktives «Sparkonto Plus»
Die Bilanzsumme der Bank Coop expandierte im Vergleich zum Jahresende 2014 um 2,9% auf 16,6 Mrd CHF. Im Hypothekargeschäft war die schweizweit tätige BKB-Tochter «moderat» unterwegs – die Hypothekarforderungen erhöhten sich im ersten Halbjahr um 0,6% auf 13,7 Mrd CHF. Das Institut erklärt die Zurückhaltung bei der Eigenheim-Finanzierung vor allem mit dem erhöhten Zinsänderungsrisiko.
Die Kundeneinlagen stiegen gleichzeitig um 1,6% auf 11,7 Mrd CHF an. Dafür massgeblich verantwortlich war erneut das attraktiv verzinste «Sparkonto Plus» mit einem Zuwachs um 360,5 Mio CHF, dagegen verzeichneten andere Sparprodukte und das Privatkonto Mittelabflüsse.
Tieferes Ergebnis im Gesamtjahr erwartet
Insgesamt habe der Entscheid der Schweizerischen Nationalbank zur Einführung von Negativzinsen den Druck auf die Ertragslage erhöht, schreibt die Bank Coop. Für das Gesamtjahr 2015 erwartet sie nun ein tieferes operatives Ergebnis als im Vorjahr. (awp/mc/pg)