Basel – Die Privatbanken-Gruppe J. Safra Sarasin hat den Gewinn 2022 in einem schwierigem Umfeld mit Krieg, Inflation und Energiekrise weiter gesteigert. Ausserdem zog die Bank netto 4 Milliarden Franken an Neugeldern an Land.
Konkret stieg der Reingewinn um 4 Prozent auf 440,2 Millionen Franken, wie das Basler Institut, das seit ein paar Jahren zur brasilianischen Safra-Gruppe gehört, am Dienstagabend mitteilte. Auf operativer Ebene legte der Gewinn derweil um rund 14 Prozent auf 688,3 Millionen zu.
Auch bei den Erträgen konnte sich Safra Sarasin verbessern. Dabei seien die Kommissionserträge wegen des schwierigen Börsenumfeldes leicht gesunken, sagte Verwaltungsratspräsident Jürg Haller im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AWP. Wegen der gestiegenen Zinsen habe sich dagegen das Zinsergebnis verbessert, und auch die Handelserträge seien höher ausgefallen als im Jahr davor.
Die Erträge seien auch stärker gestiegen als die Kosten, so Haller. Eine Verbesserung des Verhältnisses aus Kosten und Erträgen (Cost-/Income-Ratio) sei allerdings kein strategisches Ziel der Bank.
Netto-Neugeldzufluss, aber tiefere Vermögen
Für das Gesamtjahr 2022 weist die Bank ausserdem einen Netto-Neugeldzufluss von 4,0 Milliarden Franken aus, während die verwalteten Vermögen wegen der schwachen Performance an den Finanzmärkten um knapp 27 Milliarden Franken auf 197,9 Milliarden per Ende 2022 zurückgingen.
Die Neugeldern sind laut Haller geographisch breit verteilt und stammten auch aus der Schweiz. Auf die Frage, ob ein Teil der Zuflüsse auch von Kunden der kriselnden Credit Suisse stammten, wollte Haller zwar keine konkrete Antwort geben, er liess aber durchblicken, dass dem so sei. Er sagte nämlich: «Wir erhalten immer wieder Zulauf von Kunden anderer Banken, und dazu gehört auch die Credit Suisse.»
Gewachsen ist erneut auch der Mitarbeiterbestand, insgesamt um 86 im letzten Jahr. Darunter seien Kundenberater, aber auch neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Support- und Kontrollfunktionen. Insgesamt hatte Safra Sarasin damit per Ende Jahr gut 2400 Angestellte.
Die für Privatbanken wichtige Kapitalkraft wurde ebenfalls weiter verbessert. Das Kernkapital der Gruppe erhöhte sich von 5,7 Milliarden auf 6,2 Milliarden Franken. Damit lag die Kernkapitalquote mit 44,1 Prozent per Ende 2022 noch deutlicher über den Anforderungen des Gesetzgebers als vor einem Jahr.
Organisches Wachstum
Für die weitere Zukunft gibt sich die Bank entsprechend optimistisch. «Das Jahr hat an den Börsen gut angefangen, wir sind zuversichtlich für den weiteren Geschäftsverlauf», meinte Haller. Grundsätzlich sei bei Sarasin dabei immer die langfristige Perspektive entscheidend und man lege «grossen Wert» auf das Risiko-Management. «Wir haben dabei stets das finanzielle Wohlergehen unserer Kunden im Blick, was sicherstellt, dass unsere Interessen eng mit denen unserer Kunden abgestimmt sind», heisst die etwas PR-lastige Floskel dazu.
Weiteres Wachstum wird vor allem in Form eines Ausbaus des bestehenden Geschäftes – also organisch – angestrebt. Safra Sarasin habe dazu letztes Jahr neue Büros in Mailand und Madrid eröffnet. Haller kann sich aber auch Zukäufe vorstellen, wenn die entsprechenden Institute zur Bank passten und man nachhaltiges Wachstum sehe. «Finanzielle Restriktionen in Bezug auf Zukäufe gibt es jedenfalls nicht», so der Sarasin-Chef. (awp/mc/pg)