Basel – Die Privatbank J. Safra Sarasin hat im vergangenen Geschäftsjahr 2019 rund 10 Prozent mehr verdient und netto über 5 Milliarden Franken an Neugeldern an Land gezogen. Sie fühlt sich zudem gut kapitalisiert, um bei einer weiteren Konsolidierung des Marktes als aktiver Player dabei zu sein.
Konkret stieg der Reingewinn um 9,5 Prozent auf 380,2 Millionen Franken, wie das Basler Institut, das seit ein paar Jahren zur brasilianischen Safra-Gruppe gehört, am Donnerstagabend mitteilte. Bereits im Vorjahr hatte der Gewinn in ähnlichem Ausmass zugenommen.
Die genauen Ertragszahlen nannte das Institut nicht. Das Bild sei aber ähnlich wie bei anderen Banken, sagte VR-Präsident Jürg Haller im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AWP: «Die Kommissionseinnahmen sind gestiegen, die Zinseinnahmen gesunken.» Das Tiefzins- bzw. Negativzinsumfeld belastet somit auch Safra Sarasin. Negativzinsen seien natürlich auch ein Thema, sagte er. Ab welcher Grössenordnung Kunden betroffen sind, wollte er allerdings nicht sagen. Haller ist seit letzten September Präsident.
«Wollen grundsätzlich wachsen»
Um deutliche 13 Prozent auf 164,6 Milliarden Franken legten 2019 die Verwalteten Vermögen zu, wobei der Nettozufluss an Neugeldern mit 5,6 Milliarden angegeben wird. Der Rest erklärt sich also vor allem mit den höheren Börsenkursen.
Mit knapp 60 Prozent etwas höher als im Vorjahr (55) war die Cost-Income-Ratio, also das für Banken wichtige Verhältnis aus Kosten und Erträgen. Der Anstieg ist laut Haller unter anderem mit zusätzlichen Personalaufwendungen zu erklären. Die für Privatbanken wichtige Kapitalkraft ist derweil sehr hoch: Die Kernkapitalquote per Ende 2019 lag den Angaben zufolge bei 31,3 Prozent und damit deutlich über den Anforderungen des Gesetzgebers.
Die Kapitalkraft könnte der Bank auch im laufenden Konsolidierungsprozess innerhalb der Branche hierzulande helfen. «Wir haben in Bezug auf Kapital- und Ertragskraft die Basis, um ein Konsolidator zu sein», sagte Haller dazu. Man wolle grundsätzlich wachsen, habe aber keinen Zwang dazu.
Für eine Transaktion braucht es laut dem VR-Präsidenten aber gewisse Voraussetzungen, es gehe dabei nicht nur um Grösse. So müsse ein Zukauf «unserem Risikoappetit» entsprechen. Ausserdem müsse die Kultur der Mitarbeiter und der Kundenfokus kompatibel sein. «Jede Übernahme muss uns einen Schritt weiterbringen», fasste er es zusammen.
Compliance «im Griff»
Das Institut ist 2018 in den Fokus der Schweizer Justiz geraten, wie vor ein paar Monaten bekanntwurde. Die Bundesanwaltschaft hat nämlich im November 2018 als Teil der breit angelegten Korruptionsuntersuchung rund um den brasilianischen Ölkonzern Petrobras und das Bauunternehmen Odebrecht ein Strafverfahren gegen den Vermögensverwalter eingeleitet, wobei von organisatorischen Mängeln die Rede war.
Das laufende Verfahren wollte Haller nicht kommentieren, meinte aber: «Es handelt sich um Altlasten. Ich habe ein sehr gutes Gefühl, dass wir die Risiken in Sachen Compliance heute im Griff haben und dass wir den Anforderungen der Aufsichtsbehörden in dieser Beziehung entsprechen.»
Auch das Corona-Virus ist bereits ein Thema. Gemäss Haller gibt es gewisse Mitarbeiter in Risikoregionen wie Hongkong oder Singapur, die gegenwärtig von zuhause aus arbeiten. Und er betonte in diesem Zusammenhang: «Uns ist wichtig, dass unsere Mitarbeiter sicher sind und dass wir unsere Dienstleistungen gegenüber den Kunden aufrecht erhalten können.» (awp/mc/pg)