Bank of America muss Hypothekenärger verdauen
Brian Moynihan, CEO Bank of America. (Foto: BoA)
Charlotte – Streitigkeiten um Hypothekengeschäfte aus der Zeit der Finanzkrise haben ein tiefes Loch bei der Bank of America gerissen. Das zweitgrösste Kreditinstitut des Landes schrieb im ersten Quartal unterm Strich einen Verlust von 276 Millionen US-Dollar (199 Mio Euro). Im gleichen Zeitraum des Vorjahres hatte das Geldhaus aus dem Bundesstaat North Carolina noch 1,5 Milliarden Dollar verdient.
«Die Kosten für die Erledigung weiterer Hypothekenthemen hat unser Ergebnis belastet», erklärte Bankchef Brian Moynihan am Mittwoch am Sitz in Charlotte. Die Bank hatte sich nach langem Ringen im März dazu bereiterklärt, die beiden staatlichen Immobilienfinanzierer Fannie Mae und Freddie Mac für missglückte Deals aus den Jahren 2005 bis 2007 zu entschädigen.
Hypotheken-Streitigkeiten schlagen mit 6 Mrd USD zu Buche
Aller Hypothekenärger zusammengenommen schlug mit 6,0 Milliarden Dollar im Quartal zu Buche. Damit verdreifachten sich die Belastungen aus Rechtsstreitigkeiten nahezu im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Die Aktie fiel im frühen New Yorker Handel um mehr als zwei Prozent.
Der Vergleich mit den staatlichen Immobilienfinanzierern machte den grössten Teil der jetzigen Belastungen aus. Die Aufsichtsbehörde FHFA hatte im Jahr 2011 insgesamt 18 Finanzkonzerne verklagt, die Fannie Mae und Freddie Mac Hypothekenpapiere verkauft hatten. Der Vorwurf: Die Banken hätten die enthaltenen Hauskredite zu rosig dargestellt. In der ab 2007 hereinbrechenden Finanzkrise verloren die Papiere an Wert und der Steuerzahler musste Fannie Mae und Freddie Mac retten.
Auch die Bank of America brauchte damals staatliche Hilfe, um zu überleben. Der Konzern hatte in der hochkochenden Krise sowohl den grossen Immobilienfinanzierer Countrywide als auch die Investmentbank Merrill Lynch übernommen – zusammen mit deren Problemgeschäften, für die das Geldhaus aus dem Süden der USA bis heute geradestehen muss.
Konkurrenz glänzt
Der Verlust der Bank of America steht im krassen Gegensatz zu den Gewinnen der Konkurrenz. Branchenprimus JPMorgan Chase verdiente im ersten Quartal 5,3 Milliarden Dollar, die Citigroup 3,9 Milliarden Dollar und Wells Fargo sogar 5,9 Milliarden Dollar.
Allerdings litten alle Geldhäuser darunter, dass die US-Notenbank Fed allmählich aus der ultralockeren Geldpolitik aussteigt. Damit ebbt die Flut des billigen Geldes ab. Das lange boomende Geschäft mit Anleihen wirft deshalb weniger ab, wobei sich die Bank of America hier noch vergleichsweise gut halten konnte. Problematischer war der Rückgang der Refinanzierungen bei Hauskrediten angesichts wieder steigender Zinsen. Positiv erwiesen sich geringere Ausfälle bei vergebenen Krediten.
Insgesamt fielen die Erträge – die gesamten Einnahmen – bei der Bank of America um drei Prozent auf 22,6 Milliarden Dollar. Das Management reagiert mit Einsparungen darauf. So sank die Zahl der Mitarbeiter binnen eines Jahres um neun Prozent auf 238 560.
An diesem Donnerstag legen mit Goldman Sachs und Morgan Stanley die zwei grössten noch eigenständigen Investmentbanken an der Wall Street ihre Geschäftszahlen vor. Die Deutsche Bank veröffentlicht ihre Zwischenbilanz am 29. April. (awp/mc/upd/ps)