Bank of America kämpft sich zu Quartalsgewinn
Brian Moynihan, CEO Bank of America.
Charlotte – Das Sorgenkind der Wall Street hat die Rückkehr in die Gewinnzone geschafft. Im dritten Quartal verdiente die Bank of America – schlechtester Wert des Dow Jones in diesem Jahr – unter dem Strich wieder 5,9 Milliarden US-Dollar, wie das Institut am Dienstag mitteilte. Dazu trugen neben einem stabilen Privatkundengeschäft vor allem eine Reihe von Sondereffekten wie die Neubewertung der eigenen Schulden und der Verkauf von Tafelsilber bei.
Im Investmentbanking dagegen bekam das Institut die Euro-Schuldenkrise mit voller Wucht zu spüren. Besonders hart traf es das einst so einträgliche Geschäft mit Anleihen, Währungen und Rohstoffen – es kam beinahe zum Erliegen, weil sich die Investoren mit ihren Geldanlagen sehr zurückhalten. In der Investmentbanking-Sparte verlor die Bank of America 302 Millionen Dollar, nachdem sie hier im vergangenen Jahr noch 1,5 Milliarden Dollar verdient hatte.
Privatkunden als Stütze
Dagegen habe sich das Privatkundengeschäft in einer «sehr herausfordernden Umgebung» als Stütze erwiesen, sagte Bankchef Brian Moynihan. Die Vorsorge für faule Kredite reduzierte die Bank um 2 Milliarden auf 5,4 Milliarden Dollar. Vor allem die Kreditkarten warfen wieder gutes Geld ab. Im vergangenen Jahr hatte die Bank wegen Sonderabschreibungen auf das Kreditkartengeschäft unterm Strich einen Verlust von 7,6 Milliarden Dollar hinnehmen müssen. Im Vorquartal musste die Grossbank sogar ein Rekordminus von 9,1 Milliarden Dollar verbuchen, nachdem sie einen Schlussstrich unter alte riskante Hypothekengeschäfte gezogen hatte.
Analystenerwartungen bei weitem übertroffen
Mit dem neuen Quartalsgewinn übertraf die Bank of America die Schätzungen von Analysten zwar bei weitem. Allerdings hatten diese nicht mit so umfangreichen Sondereffekten gerechnet. Die Aktie schwankte im vorbörslichen Handel zwischen Gewinnen und Verlusten. Sie hat in diesem Jahr bereits mehr 55 Prozent an Wert verloren.
Positive Bilanzierungseffekte
Alleine die Neubewertung der Verbindlichkeiten trieb den Vorsteuergewinn der Bank nun um 4,5 Milliarden Dollar nach oben. Möglich wird dies ausgerechnet, weil das Institut wegen der schlechteren Lage der Branche für aufgenommenes Geld inzwischen höhere Risikoaufschläge bezahlen muss als noch vor einigen Monaten. Zum Bilanzstichtag hat die Bank of America wie zuvor schon JPMorgan , die Citigroup und die Schweizer Grossbank UBS die schon länger bestehenden Kredite zu den aktuellen Bedingungen bewertet. Den Vorteil der alten Kreditkonditionen gegenüber den neuen schrieben sie sich nun als Gewinne gut. Der Verkauf von Aktien der chinesischen Grossbank China Construction Bank brachte dem Institut aus Charlotte einen weiteren positiven Vorsteuereffekt von 3,6 Milliarden Dollar.
Bislang Problemfall unter US-Instituten
Die Bank of America war zuletzt der Problemfall unter den US-Kreditinstituten. Sie hatte in der Finanzkrise neben der Investmentbank Merrill Lynch den grossen Immobilienfinanzierer Countrywide übernommen – ein schwerer Fehler, wie sich im Nachhinein herausstellte. Countrywide hatte seine Kredite viel zu lax vergeben. In der Krise konnten dann reihenweise Hausbesitzer ihre Raten nicht mehr zahlen. Die Bank of America musste sich nun mit den Verlusten herumschlagen und wurde mit Milliarden vom Staat gestützt.
Harter Sparkurs
Bankchef Moynihan hat einen harten Sparkurs eingeschlagen – 30.000 der insgesamt rund 300.000 Stellen sollen wegfallen, die Kosten um 5 Milliarden Dollar pro Jahr sinken. Damit will er sein Haus profitabler machen und es für die künftigen härteren Finanzmarktregeln vorbereiten. Für Verärgerung unter den Kunden sorgte die Ankündigung, Einkaufen mit sogenannten Guthaben-Karten (Debit-Cards) solle künftig 5 Dollar pro Monat kosten. An der Börse hat Moynihan noch kein Vertrauen gewonnen. Auch der Einstieg der Investorenlegende Warren Buffett änderte daran wenig. Dessen Investmentgesellschaft Berkshire Hathaway steckte Ende August 5 Milliarden Dollar in Vorzugsaktien. Buffetts Einstieg gilt eigentlich als Gütesiegel. Er hatte in der Finanzkrise bereits der Investmentbank Goldman Sachs mit einer milliardenschweren Geldspritze geholfen.. (awp/mc/upd/ps)