Mark Carney, Gouverneur der Bank of England.
London – Die britische Notenbank hält vorerst an ihrer lockeren Geldpolitik fest. Signale für eine baldige Zinsanhebung fielen am Donnerstag schwächer als erwartet aus. Der Leitzins liege weiter bei 0,5 Prozent, teilte die Bank of England in London mit. Auf diesem Niveau befindet er sich seit mehr als sechs Jahren.
Das Volumen des Anleiheprogramms, das seit Herbst 2012 ausgeschöpft ist, wurde ebenfalls nicht verändert. Bankvolkswirte hatten mit den Entscheidungen gerechnet.
Schwache Inflation
Die Marktreaktionen sind darauf zurückzuführen, dass Experten stärkere Signale für eine baldige Zinsanhebung erwartet hatten. So wurde mit zwei bis drei Gegenstimmen zur aktuellen Zinsentscheidung gerechnet. Es stimmte aber mit Ian McCafferty nur ein Mitglied der Notenbank für eine Zinsanhebung. Die meisten Ökonomen rechnen erst im kommenden Jahr mit der ersten Zinserhöhung nach der Finanzkrise.
Die vorsichtige Haltung der Notenbanker ist vor allem auf schwächere Erwartungen zur Teuerung zurückzuführen. Wie aus dem Inflationsbericht der Notenbank hervorgeht, rechnen die Notenbanker für dieses Jahr mit einer Inflation von nur 0,3 Prozent, also nur knapp über der Nulllinie. Für das Jahr 2016 erwarten sie einen Anstieg von 1,5 Prozent. Beide Werte wurden reduziert.
Ölpreise und starkes Pfund
Grund dafür seien unter anderem die niedrigen Ölpreise, wie aus der Mitschrift zur Zinsentscheidung hervorgeht. Auch das derzeit starke Pfund dämpft die Inflation über günstigere Einfuhren. Die Notenbank hatte das Protokoll und den Inflationsbericht erstmals zeitgleich mit der Zinsentscheidung veröffentlicht. Mit der Massnahme will die Bank of England die Transparenz ihrer Entscheidungen erhöhen.
Notenbankchef hält Zinswende offen
Notenbankchef Mark Carney erklärte, zwar rücke eine erste Zinsanhebung nach der Finanz- und Wirtschaftskrise näher. Allerdings sei der Startzeitpunkt ungewiss und abhängig von der wirtschaftlichen Entwicklung. «Kurz gesagt, es wird von den Konjunkturdaten abhängen.» Carney unterstrich abermals, dass die geldpolitische Straffung nach einer ersten Zinsanhebung langsam vonstatten gehen werde. (awp/mc/pg)