Bank of England erhöht Leitzins auf höchsten Stand seit 2009

Bank of England erhöht Leitzins auf höchsten Stand seit 2009
Grossbritanniens Notenbankgouverneur Mark Carney. (Foto: BoE/Flickr)

London – Die britische Notenbank hat ihre Geldpolitik erwartungsgemäss etwas gestrafft. Wie die Bank of England am Donnerstag in London mitteilte, steigt ihr Leitzins um 0,25 Prozentpunkte auf 0,75 Prozent. Dies ist das höchste Zinsniveau seit dem Jahr 2009, als die damalige Finanzkrise auf die Gesamtwirtschaft übergriff und eine schwere Rezession auslöste. Nach dem Brexit-Referendum 2016 hatte die Notenbank den Zins nochmal reduziert, diesen Schritt aber im Herbst 2017 wieder rückgängig gemacht.

Analysten hatten mehrheitlich mit der nun erfolgten Straffung gerechnet. Als wichtigster Grund für die Zinsanhebung gilt die über dem Inflationsziel der Notenbank liegende Inflation. Hingegen sprechen die stockenden Verhandlungen über den Austritt des Landes aus der EU und die aus dem Brexit resultierenden wirtschaftlichen Risiken eher gegen höhere Leitzinsen.

Pfund legt zu
Das britische Pfund stieg nach Bekanntwerden der Zinsanhebung zu Euro und Dollar an. Dazu trug auch bei, dass die Entscheidung im geldpolitischen Ausschuss der Notenbank einstimmig fiel. Damit hatten nur die wenigsten Analysten im Vorfeld gerechnet. Einstimmige Entscheidungen der Bank of England sind sehr selten.

Die Notenbank stellte zudem weitere Zinsanhebungen in Aussicht, falls sich die Wirtschaft wie von der Bank of England erwartet entwickeln sollte. Für 2018 rechnet sie mit einem Wirtschaftswachstum von 1,4 Prozent, 2019 wird eine Wachstumsrate von 1,8 Prozent erwartet. Die Inflation dürfte allerdings nur langsam in Richtung des Zwei-Prozent-Ziels der Notenbank sinken, wird erwartet.

Schätzung zu gleichgewichtigem Zins erstmals veröffentlicht
Die Zentralbank veröffentlichte erstmalig eine Schätzung für den aus ihrer Sicht gleichgewichtigen Zins. Auch dies wurde mit Spannung erwartet, weil der sogenannte natürliche Zins unter Fachleuten als Richtschnur dafür gilt, in welches Terrain die Notenbank ihre Leitzinsen mittelfristig anheben könnte.

Die Notenbank veranschlagt den natürlichen Nominalzins zwischen zwei und drei Prozent. Dies ist deutlich höher als die meisten Analysten erwartetet hatten. Mit anderen Worten: Der britische Leitzins könnte in den kommenden Jahren stärker steigen als bislang vermutet. (awp/mc/ps)

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