Bank of England setzt lockere Geldpolitik fort

Mark Carney

Mark Carney, Gouverneur Bank of England.

London – Die britische Notenbank hält trotz starken Wirtschaftswachstums und steigender Hauspreise an ihrem lockeren Kurs fest. Wie die Bank of England am Donnerstag nach ihrer monatlichen Zinssitzung mitteilte, bleiben die Leitzinsen sowie das Volumen der Anleihekäufe unverändert. Der Zins für Zentralbankgeld liegt seit fast fünf Jahren auf dem Rekordtief von 0,5 Prozent. Die Anleihekäufe zur Ankurbelung der Wirtschaft belaufen sich auf 375 Milliarden Pfund. Dieses Volumen ist seit mehr als einem Jahr ausgeschöpft. Die Papiere verbleiben aber in den Büchern der Notenbank. Die Erträge aus fälligen Schuldtiteln werden in neue Papiere reinvestiert.

Die Notenbank veröffentlichte nur eine kurze Erklärung zu ihrem Zinsentscheid. Bankvolkswirte hatten nicht mit einer Kursänderung gerechnet. Die Währungshüter haben bereits klargestellt, dass sie ihre Geldpolitik in naher Zukunft nicht straffen wollen. Dennoch fragen sich Beobachter und Investoren, wie sich die Bank of England künftig verhalten will, weil ihr Versprechen niedriger Zinsen bald auslaufen dürfte. Klarheit erhoffen sich Experten von dem am kommenden Mittwoch erscheinenden Inflationsbericht.

Arbeitslosigkeit sinkt schneller als erwartet
Seit Sommer 2013 verspricht die Zentralbank, über Zinsanhebungen nicht nachdenken zu wollen, so lange die Arbeitslosenquote über sieben Prozent liegt. Wegen des starken Wachstumsschubs, den die britische Wirtschaft im vergangenen halben Jahr erfahren hat, ist die Arbeitslosigkeit aber viel schneller gesunken, als es die Notenbank bei Abgabe ihres Versprechens erwartet hatte. Bereits im November fiel die Quote auf 7,1 Prozent.

Notenbankchef Mark Carney hat bereits durchblicken lassen, dass sich der geldpolitische Ausschuss MPC von der Arbeitslosenquote als ausschlaggebendem Indikator für die Geldpolitik verabschieden dürfte. Wie die Bank of England genau vorgehen könnte, lies er jedoch offen. Beobachter halten mehrere Schritte für möglich.

Tieferer Einblick in die Zinspolitik?
Die Volkswirte von der Unicredit gehen davon aus, dass das Zinsversprechen erneuert wird, ohne jedoch wirtschaftliche Grössen als Schwellenwerte zu verwenden. So könnte die Notenbank ihre Position bekräftigen, von baldigen Zinsanhebungen abzusehen und eine Straffung ihrer Geldpolitik, sobald sie ansteht, sachte zu vollführen. Von einer Absenkung des Werts für mögliche Zinsanhebungen, etwa auf eine Arbeitslosenquote von 6,5 Prozent, rät die Unicredit ab. Das bisherige Vorgehen habe sich nicht bewährt, lautet das Argument.

Nach Meinung der Ökonomen von der Royal Bank of Scotland könnte die britische Notenbank – ähnlich wie die amerikanische Zentralbank Fed – Zinsprognosen der einzelnen MPC-Mitglieder offenlegen. Damit würde sie einen recht tiefen Einblick in ihre Zinspolitik gewähren. Daneben nennt die RBS die Möglichkeit, Zinspfade bekanntzugeben. Dabei wird die Entwicklung der Leitzinsen in Abhängigkeit von der Wirtschaftsentwicklung in die Zukunft projiziert. Ähnlich verfahren gegenwärtig die Notenbanken Schwedens und Norwegens. (awp/mc/ps)

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