Sarasin-CEO Joachim Strähle.
Basel – Die Basler Privatbank Sarasin hat im ersten Semester 2012 die unsicheren Märkte sowie die Zurückhaltung der Kunden zu spüren bekommen und einen Gewinnrückgang hinnehmen müssen. Der Neugeldzufluss blieb zudem unter den Erwarungen. Für die Übernahme durch die brasilianische Safra-Gruppe liegen nun alle Genehmigungen vor: Der Abschluss der Transaktion (Closing) wird für den 31. Juli erwartet.
Der Konzerngewinn verringerte sich in den ersten sechs Monaten des Jahres um 29% auf 48,2 Mio CHF, wie den am Montag veröffentlichten Semesterergebnissen zu entnehmen ist. Nach Abzug der Minderheiten resultierte ein Gewinn von 44,5 Mio CHF, was einem Rückgang um 27% im Vergleich zum Vorjahr entspricht.
Cost Income-Ratio über 80%
Der Betriebsertrag sank um 9% unter das Vorjahresergebnis auf 330,3 Mio CHF, wie das Unternehmen am Montag mitteilte. Neben der gestiegenen Unsicherheit wegen der Euroschuldenkrise hätten auch die klar tieferen durchschnittlichen Kundenvermögen zum Ertragsrückgang beigetragen. Entsprechend lag der Erfolg im Kommissions- und Dienstleistungsertrag mit -13% klar unter dem Vorjahreswert.
Die Kosten sanken um 1% auf 259 Mio CHF. Dabei blieb der Personalaufwand stabil, obwohl die Zahl der Mitarbeitenden seit Jahresbeginn um 16 anstieg. Der Sachaufwand konnte durch diverse Sparmassnahmen um 4% gesenkt werden. Da die Kosten insgesamt aber deutlich weniger sanken als die Erträge, verschlechterte sich die Cost Income-Ratio im Vergleich zum Vorjahressemester auf 83,3% von 76,4%.
Geringer Neugeldzufluss
Der Netto-Neugeldzufluss belief sich in der ersten Jahreshälfte auf 0,5 Mrd CHF. Im ersten Semester 2011 hatte er sich noch auf 3,9 Mrd CHF belaufen, im zweiten Halbjahr 2011 war unter dem Strich allerdings Geld abgeflossen. Dank einem positiven Beitrag der Marktperformance sowie unter dem Strich positiven Wechselkurseffekten stiegen die verwalteten Kundenvermögen auf 99,1 Mrd CHF gegenüber 96,4 Mrd per Ende 2011.
Mit den ausgewiesenen Zahlen hat das Basler Institut die Erwartungen des Marktes beim Gewinn übertroffen, beim Neugeld allerdings enttäuscht. Von AWP befragte Analysten rechneten im Durchschnitt mit einem Betriebsertrag von 331,5 Mio CHF und einem Reingewinn nach Minderheiten von 37,3 Mio CHF. Das Nettoneugeld wurde auf 1,3 Mrd CHF und die verwalteten Kundengelder auf 99,1 Mrd CHF geschätzt.
Mittelfristziele überprüfen
Aufgrund der «schwierigen Geschäftsentwicklung» habe die Bank im ersten Quartal 2012 «erste Sofortmassnahmen» auf der Kostenseite eingeführt, heisst es weiter. So seien bei den Sachkosten die Budgets gekürzt worden. Dennoch würden in Hinblick auf die Akquisition von neuen Kunden weiterhin neue Kundenberater angestellt.
Vor dieser Ausgangslage wollen die Bankverantwortlichen die bisherigen Mittelfristziele aber einer Überprüfung unterziehen. Details dazu wurden in der Mitteilung aber nicht genannt. Die Zurückhaltung bei den Investitionen lasse ein im Vergleich mit den letzten Jahren zwar nicht mehr ganz so schnelles, aber weiterhin positives Neugeldwachstum der Sarasin Gruppe erwarten, hiess es lediglich.
Weitere Umsetzung der Weissgeldstrategie
Weiterhin arbeite die Bank an der Umsetzung ihrer Weissgeldstrategie. Die Bank wolle ihre Geschäftsbeziehungen mit solchen Kunden bis Ende Jahr auflösen, bei welchen eine steuerliche Plausibilisierung in den verbleibenden Monaten 2012 nicht durchgeführt werden könne oder die nicht zur Regularisierung bereit seien.
Für die bestehenden internationalen Kunden sei entsprechend ein «umfassender Prozess» eingeführt worden, heisst es. Ausgenommen von den Regelungen sind zum einen Kunden mit Wohnsitz Schweiz. Andererseits verzichtet Sarasin vorläufig auch für Kunden mit Wohnsitz in Staaten, mit denen die Schweiz ein Steuerabkommen mit Ziel Abgeltungssteuer ausgearbeitet hat, auf die steuerliche Überprüfung.
Öffentliches Angebot folgt später
Der Abschluss der Übernahme der Mehrheit an der Sarasin durch die brasilianische Safra-Gruppe ist laut der Bank für den 31. Juli 2012 zu erwarten. Mittlerweile lägen alle notwendigen Bewilligungen der Aufsichtsbehörden vor. In der Mitteilung drückt der Vice-Chairman der Safra-Gruppe, Jacob Safra, sein «Vertrauen in das Managementteam unter der Führung von Joachim Strähle» aus. (awp/mc/upd/ps)
Noch nicht bekanntgegeben worden ist das öffentliche Angebot der Safra-Gruppe an die Minderheitsaktionäre. Zu diesem ist die Safra laut einer früheren Mitteilung der Schweizerischen Übernahmekommission verpflichtet, sobald sie mehr als einen Drittel der Stimmrechte an der Bank hält. Das öffentliche Übernahmeangebot könne auch noch nach dem Closing erfolgen, sagte eine Sarasin-Sprecherin auf Anfrage. (awp/mc/ps)