Tokio – Die japanische Zentralbank hält angesichts der andauernden Corona-Pandemie an ihrer extrem lockeren Geldpolitik fest. Das beschloss die Bank of Japan (BoJ) am Donnerstag nach zweitägigen Beratungen. Zugleich passte sie ihren Wirtschaftsausblick leicht an: Für das laufende Fiskaljahr bis Ende März wird eine etwas stärkere Schrumpfung der Wirtschaftsleistung erwartet. Für das kommende Fiskaljahr rechnen die Notenbanker dafür mit einer etwas stärkeren Erholung.
Wie auch andere Zentralbanken hat die Bank of Japan ihre Geldpolitik in der Corona-Krise erheblich gelockert. Der Schwerpunkt lag auf Kreditprogrammen zur Unterstützung der darbenden Wirtschaft und zur Stabilisierung der Finanzmärkte. Die grundsätzliche geldpolitische Linie war bereits vor der Pandemie extrem locker gewesen: Die Notenbank kontrolliert die Kapitalmarktzinsen über ihr Konzept der Zinskurvenkontrolle. Es sieht variable Wertpapierkäufe vor, um bestimmte Zielgrössen für die Kapitalmarktzinsen zu erreichen. Das soll die Finanzbedingungen für die Wirtschaft günstig halten.
Die Wirtschaft werde im bis 31. März laufenden Fiskaljahr voraussichtlich um 5,6 Prozent schrumpfen, teilte die Bank of Japan mit. Vor drei Monaten war sie von einem etwas geringeren Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 5,5 Prozent ausgegangen. Im kommenden Fiskaljahr dürfte die Wirtschaft jedoch wieder um 3,9 Prozent zulegen und damit etwas stärker als um die bisher geschätzten 3,6 Prozent.
Aussenhandel im Dezember erstmals seit zwei Jahren wieder gestiegen
Etwas Entlastung erfuhr die drittgrösste Volkswirtschaft der Welt Ende vergangenen Jahres durch den Aussenhandel. Die Ausfuhren des stark vom Export abhängigen Landes sind im Dezember erstmals seit etwa zwei Jahren wieder gestiegen. Vor allem die Ausfuhren nach China sorgten für Belebung, während die Ausfuhren in die USA und nach Europa weiter rückläufig waren. Chinas Wirtschaft erholt sich gegenwärtig von einem Einbruch in der Corona-Krise, während die Lage in vielen westlichen Industrieländern nach wie vor angespannt ist.
Analysten hatten mit den Entscheidungen der Bank of Japan weitgehend gerechnet. Die Währungshüter haben für März eine Überprüfung ihrer geldpolitischen Strategie angekündigt. Nach der letzten Überprüfung hatte die Zentralbank 2016 die genannte Zinskurvenkontrolle eingeführt. Ob die jetzige Prüfung ähnlich einschneidende Änderungen mit sich bringen wird, ist ungewiss.
Die Bank of Japan kämpft schon seit Jahren gegen einen chronisch schwachen Preisauftrieb, der aus ihrer Sicht die wirtschaftliche Entwicklung bremst. Bisher sind die Erfolge trotz einer extrem lockeren Geldpolitik mager. (awp/mc/ps)