Unter 10 Franken: Bankaktien setzen Talfahrt fort

Unter 10 Franken: Bankaktien setzen Talfahrt fort

Zürich – Die Aktien der Grossbanken stehen am Freitag in einem schwachen Markt überdurchschnittlich unter Druck. Als Grund werden die erneut deutlich tieferen Renditen an den Anleihenmärkten und die hohe Volatilität genannt.

Gegen 14.20 Uhr büssen Credit Suisse 5,1 Prozent und UBS 4,4 Prozent ein. Mit 9,71 respektive 9,75 Franken sind erstmals beide Grossbankenaktien gleichzeitig für weniger als eine Zehnernote zu haben. Derweil verliert der Gesamtmarkt gemessen am SMI 4,2 Prozent.

Aktuelle Aktienkurs-Entwicklung UBS
Aktuelle Aktienkurs-Entwicklung CS

Es ist die Furcht vor den Folgen der rasanten Ausbreitung des Coronavirus, die die Märkte weiterhin fest im Griff hat und die Kurse purzeln lässt. Bei den Banken kommen die tiefen Zinsen dazu. Tiefe Renditen bedeuten auch weniger Einnahmen für die Finanzinstitute.

Auslöser des «Race to the bottom» bei den Zinsen war die unerwartete und deutliche Senkung der Leitzinsen der US-Notenbank um einen halben Prozentpunkt am Dienstag. Und dies dürfte noch nicht das Ende gewesen sein, am Markt werden weitere Zinsschritte erwartet.

Befeuert wurde die Spekulationen vom Fed-Notenbanker Robert Kaplan. Dieser bezeichnete die Zahl der Neuinfektionen mit dem Coronavirus in den USA als zentralen Faktor bei der nächsten Zinsentscheidung. Die sonst herangezogenen Wirtschaftsdaten seien nicht sonderlich nützlich angesichts der sich schnell ändernden Lage, sagte Kaplan gegenüber Bloomberg TV.

Flucht in Sicherheit
Als Folge fliehen die Anleger in sichere Häfen. Und dazu zählen nun halt einmal vor allem die US-Treasury Bonds. Die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen hat am Donnerstag mit 0,81 Prozent einen neuen Tiefstwert erreicht. Auch die Anleihen der Eidgenossenschaft und der Franken sind gefragt.

Dies macht den ohnehin schon unter der Tiefzinssituation und Strafzinsen leidenden Banken das wirtschaftliche Leben noch schwerer, denn sinkende Renditen bedeuten mehr Druck auf den Margen. Auch wenn dies vorübergehend von höheren Börsenkommissionen etwas entschärft wird, weil die Umsätze steigen, wenn die Anleger sich fast panisch von ihren Aktien trennen.

Hoffen auf Impfstoff
«An diesen Einnahmen können sich die Banken nur kurzfristig freuen, weil die Verkäufer im aktuellen Umfeld nicht so rasch wieder an den Markt zurückkommen dürften», sagt ein Händler. «Denn wer aus dem Markt raus ist, kommt nicht so rasch wieder zurück.» Damit fielen weitere Kommissionen und Gebühren weg.

Erst wenn sich ein Abklingen der Covid-19-Erkrankungen abzeichne und die wirtschaftlichen Folgen besser beurteilt werden könnten, dürfte sich dies wieder ändern.

«Zum gegenwärtigen Zeitpunkt würde ein Impfstoff definitiv mehr helfen als eine weitere Zinssenkung», sagte ein Marktbeobachter. (awp/mc/pg)

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