Banken: Personalbedarf massiv gestiegen
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Zug – In den vergangenen drei Monaten ist der Personalbedarf in der Schweizer Finanzbranche sprunghaft gestiegen. Ende Juni 2015 waren insgesamt 4’436 Stellen ausgeschrieben. Das sind 7 Prozent mehr als drei Monate zuvor. Vor allem bei den Banken hat sich die Zahl der offenen Stellen markant um 20 Prozent erhöht. Das nahende Ende des US-Steuerstreits, der kommende Automatische Informationsaustausch mit dem Ausland sowie der Innovationsdruck durch neue Fintech‐Geschäftsmodelle beleben die Nachfrage.
Dominierte Anfang Jahr nach dem Entscheid der Schweizerischen Nationalbank (SNB), die Anbindung des Franken an den Euro aufzuheben, die Erwartung grosser Stellenreduktionen, so hat sich genau das Gegenteil ereignet. Die Zahl der ausgeschriebenen Jobs bei Schweizer Banken ist zwischen April und Juni so stark gestiegen wie schon lange nicht mehr.
Dafür gibt es mehrere Gründe: Die strukturellen Veränderungen in der Branche, der steigende Bedarf an Beratungskompetenz sowie der Innovationsdruck, der vor allem von branchenfremden Unternehmen ausgeht, zwingen die Banken, zusätzliches qualifiziertes Personal zu engagieren. Dieser Trend offenbart sich in allen Bankengruppen. Dies geht aus dem neusten Finews-JobDirectory-Index hervor.
Die Banken hatten Ende Juni 2015 insgesamt 1’784 Stellen ausgeschrieben; gegenüber dem 1. Quartal 2015 entspricht dies einem Plus von 20,4 Prozent. Die Versicherungen hatten 1’121 Positionen (-‐7,7 Prozent gegenüber Ende März 2015) offen, und 1’53 Jobs (+5,9 Prozent gegenüber März 2015) waren es bei den übrigen Finanzfirmen (IT, Beratung, Wirtschaftsprüfung).
Somit entwickelte sich der Personalbedarf bei den Banken und den Versicherungen gegenläufig. Offenbar befindet sich die Schweizer Assekuranzbranche noch in einem Prozess der Kostenanpassung, den die Finanzhäuser bereits hinter sich haben. Die massiv gestiegene Personalnachfrage zeigt sich in allen Bankengruppen.
UBS und Credit Suisse dominieren das Angebot
Die UBS hatte Ende Juni 2015 insgesamt 379 offene Positionen gegenüber 331 Jobs drei Monate zuvor (+14,5 Prozent). Nach dem grossen Ausbau in den Sparten Compliance, Risk, Legal und Tax sind jetzt erstmals auch wieder vermehrt Produktspezialisten, Sachbearbeiter und Assistenten gesucht. Offenbar rückt die Rentabilität stärker in den Vordergrund.
Die Credit Suisse (CS wies Ende Juni 2015 total 539 offene Stellen aus, gegenüber 480 Ende März 2015. Dies entspricht einem Plus von 12,3 Prozent. Interessant ist, dass die CS seit rund einem Jahr markant mehr offene Stellen ausgeschrieben hat. Über die letzten zwölf Monate gesehen hat sich die Personalnachfrage (+112,2 Prozent) mehr als verdoppelt.
Weil viele Banken erkennen, dass neue Geschäftsideen ein «jüngeres» Denken bedingen, ist das Interesse an Hochschul-‐Absolventen enorm gewachsen, was wiederum die grosse Zahl an ausgeschriebenen Praktikumsstellen erklärt. So sind beispielsweise rund 25 Prozent der offenen Stellen bei der CS momentan für Hochschul-‐Absolventen gedacht.
Junge, unverbrauchte Mitarbeiter mit Universitätsabschluss, angestellt zu tiefen Startlöhnen, scheinen für die CS eine valable Option zu sein, um im digitalen Wettbewerb an der Spitze mitzumischen. Die Zahl solcher Job-‐Vakanzen ist innert Jahresfrist von 57 auf 154 gestiegen. Die Credit Suisse mag diesbezüglich zwar die Trendsetterin sein. Doch bei allen anderen Banken ist diese Entwicklung ebenfalls zu erkennen. Die Zahl dieser Jobinserate ist in den vergangenen zwölf Monaten von 221 auf 300 gestiegen.
Unterschiedliche Strategien
Mit Blick auf die einzelnen Bankengruppen (ohne UBS und CS) sind es die Regional-‐ und Retailbanken die aktuell am meisten Personal suchen (241 offene Stellen; +22,3 Prozent gegenüber März 2015), gefolgt von den Kantonalbanken mit 224 offenen Stellen (+36,6 Prozent seit März 2015).
Die Privatbanken hatten Ende Juni 194 ausgeschriebene Stellen gegenüber 119 Positionen drei Monate zuvor, was einem signifikanten Plus von 63 Prozent entspricht. Selbst die Auslandsbanken haben, mit momentan 168 ausgeschriebenen Stellen, mehr Vakanzen als drei Monate zuvor; hier beträgt die Zunahme 9,1 Prozent. Diese Zahlen und Zunahmen bestätigen die eingangs erwähnten Beobachtungen.
Die Entwicklung innert Jahresfrist
Ein Blick auf die Entwicklung über die vergangenen zwölf Monate zeigt, dass die Nachfrage der Banken mit Ausnahme des 1. Quartals 2015 laufend gestiegen ist, während die Tendenz bei den Versicherungen seit September 2014 kontinuierlich rückläufig war. Im Vergleich zu Juni 2014 haben die Banken nun 23,8 Prozent mehr Stellen ausgeschrieben, während es bei den Assekuranzunternehmen 8,9 Prozent weniger sind.
Besonders eindrücklich ist die unterschiedliche Entwicklung der beiden Grossbanken: Hatte die UBS Ende Juni 2014 insgesamt 375 offene Jobs, so waren es zwölf Monate zuvor 379 gewesen, was einem Plus von 1 Prozent entspricht. Im Gegensatz dazu ist die Nachfrage bei der CS regelrecht explodiert: Waren Ende Juni 2014 total 254 Stellen offen, so stieg diese Zahl innert einem Jahr auf 539, was einer Zunahme von 112,2 Prozent entspricht!
Frappant sind schliesslich die Trends bei den übrigen Bankengruppen (ohne UBS und CS). So ist die Zahl der Vakanzen bei den Privatbanken innert Jahresfrist um 36,6 Prozent gestiegen, was insofern überrascht, als man in der Branche eher davon ausgegangen war, dass viele dieser Institute die Segel streichen würden.
Rückläufig war die Entwicklung lediglich bei den Auslandsbanken, wo sich die Zahl der offenen Stellen innert der vergangenen zwölf Monate um 21,9 Prozent verringert hat. Demgegenüber legte der Bedarf sowohl bei den Kantonalbanken (+17,3 Prozent) als auch bei den Regional-‐ und Retailbanken (+11,6 Prozent) zu. (Finews/mc/ps)
Der Finanzjob-Index
Der Finews-JobDirectory-Index zeigt die Entwicklung aller online ausgeschriebenen Arbeitsstellen in der Finanzbranche der Schweiz und Liechtenstein. Dafür werden die Angebote von 1’400 Firmen ausgewertet. Der Index wird alle drei Monate vom Schweizer Finanzportal finews.ch mit Daten des Portals JobDirectory.ch der Fenom AG veröffentlicht.
Nächste Publikation: 5. Oktober 2015