Bankensektor muss laut Wirtschaftsforschern ins «Fitness-Programm»
Basel – Der Schweizer Bankensektor muss laut BAKBASEL ins «Fitness-Programm». Kurzfristig werde sich die Neuausrichtung negativ auf Wertschöpfung und Beschäftigung auswirken, mittel- und langfristig aber zu mehr Produktivität und internationaler Wettbewerbsfähigkeit führen, heisst es in einer Mitteilung vom Freitag.
Im Bankensektor finde ein Umstrukturierungsprozess seit einigen Jahren statt, hält das Wirtschaftsforschungsinstitut in einem Branchenausblick fest. Die Umsetzung neuer Regulierungsvorschriften, sinkende Margen, aber auch die relative Verschlechterung der internationalen Wettbewerbssituation würden zudem auch 2013 und 2014 die Entwicklung des Bankenplatzes Schweiz dominieren.
Zurück auf dem Wachstumspfad
So könne der Bankensektor 2013 und 2014 nicht im gleichen Mass von der Aufhellung der konjunkturellen Aussichten profitieren wie die Gesamtwirtschaft. Nach Einschätzung von BAKBASEL sollte die Branche nach zweijähriger Stagnation aber auf den Wachstumspfad zurückfinden, dies mit plus 1% 2013 und 1,1% 2014.
Keine nachhaltige Entwicklung zwischen 2000 und 2010
Die Dekade 2000-2010 – von der dot-com-Blase über die globale Finanzblase bis zur Finanzkrise – sei in der Branche von einer insgesamt nicht nachhaltigen Entwicklung geprägt gewesen: Die Gesamtwirtschaft habe jährlich um 1,7% expandiert, die Wertschöpfung der Banken sei aber jährlich um durchschnittlich 1% geschrumpft.
Strukturwandel «alternativlos»
Gleichzeitig habe der Sektor jedoch die Beschäftigtenzahl aufgebläht, um 1,5% jährlich. Zusammen mit der sinkenden Wertschöpfung büssten so die Erwerbstätigen der Branche jährlich rund 2,8% ihrer Stundenproduktivität ein. Als Folge stieg der Anteil des Personalaufwands am Gesamtertrag von rund einem Drittel in den 1990er-Jahren auf rund die Hälfte am Ende der Dekade bis 2010.
Eine Korrektur dieser Entwicklung ist laut BAKBASEL «alternativlos». Finanzkrise und folgende Regulierungsflut hätten den Druck noch erhöht: Die Banken seien zu einem «Fitness-Programm» gezwungen. Dieses komme 2013 voll in Gang und führe zu einem deutlichen Beschäftigungsrückgang von 2,5%. Dieser werde mit minus 1,1% auch 2014 anhalten.
Die Umstrukturierung werde zudem noch einige Zeit brauchen. Längerfristig könne die Branche aber die Früchte ernten und bis Ende der laufenden Dekade mit der Gesamtwirtschaft wieder Schritt halten oder gar auf einen leicht überdurchschnittlichen Wachstumspfad einkehren. Die grossen Sprünge von vor der Krise würden die Wachstumsraten aller Voraussicht nach aber nicht wieder erreichen.
Andere profitieren von Erholung
Von der für die kommenden Monate und 2014 weltwirtschaftlich erwarteten Verbesserung profitieren könnten die übrigen exportorientierten Branchen der Schweiz, heisst es weiter. 2013 seien Uhrenindustrie, Chemie- und Pharma sowie Baugewerbe vorne, dagegen litten die Investitionsgüterindustrie und der Tourismus unter der schwachen Nachfrage aus Europa.
Die Dynamik der meisten binnenwirtschaftlich orientierten Branchenschwäche sich derweil etwas ab. Eine deutliche Abschwächung erwarten die Wirtschaftsforscher 2014 zudem für das Baugewerbe; insbesondere würden die Wirkungen der Zweitwohnungsinitiative bereits voll zum Tragen kommen.
Unterdurchschnittliche Entwicklung in der Region Zürich/Aargau
Wegen des Bankensektors vorerst unterdurchschnittliche Aussichten sieht das Institut in der Region Zürich/Aargau. In der Südschweiz kämen die zusätzlichen Belastungen in Tourismus und Baugewerbe hinzu, während das Bassin Lémanique dank Branchenmix und weiterer Faktoren trotzdem gut abschneide. Von der globalen Belebung profitieren könnten die Ostschweiz und die Region Basel. (awp/mc/pg)