Bankiervereinigung: Schweizer Bankenplatz wird führend bleiben
Bankenzentrum am Zürcher Paradeplatz.
Zürich – Die Schweizerische Bankiervereinigung glaubt an die Zukunft der Schweizer Finanzplatzes. Obwohl diverse Kennzahlen nach unten zeigen, würden die Institute ihre Chancen packen und zum Beispiel vermehrt Kunden aus den schnell wachsenden Schwellenländern akquirieren.
Die Schweizer Banken haben auf den ersten Blick ein gutes Jahr 2013 hinter sich: Der zusammengezählte Geschäftserfolg stieg um 3,1% auf 60,8 Mrd CHF. Beim Bruttogewinn konnte sogar ein Plus von knapp 12% erreicht werden. Martin Hess, Leiter Wirtschaftspolitik bei der Schweizerischen Bankiervereinigung (SBVg) bezeichnete die Resultate bei der Präsentation des Bankenbarometers 2014 als «sehr solid» und «erfreulich». Er rechnet damit, dass die Branche auch in den nächsten Jahren wachsen kann, wie er gegenüber AWP Video sagte.
Selbst für das Vermögensverwaltungsgeschäft mit ausländischen Kunden sieht die SBVg trotz diverser Steuerkonflikte nicht allzu schwarz: «Wir sind der festen Überzeugung, dass wir die Nummer 1 im grenzüberschreitenden Vermögensverwaltungsgeschäft bleiben werden», sagte Raphael Vannoni, Leiter Economic Analysis bei der SBVg. Er bezifferte den Marktanteil der Schweiz an diesem Geschäft auf aktuell 26%.
Konsolidierung geht weiter
Das Umfeld sei allerdings «sehr anspruchsvoll» gewesen, hiess es weiter. Tatsächlich zeigen sich im «Bankenbarometer 2014» auch negative Entwicklungen. So ging die Anzahl der Banken 2013 in der Schweiz um 14 auf 283 zurück. Zum Vergleich: 1994 gab es laut Hess noch 440 Institute. Die Branchenkonsolidierung sei allerdings kein Schweizer Phänomen, betonte er. So seien die Rückgänge in Deutschland und Grossbritannien in den letzten Jahren ähnlich gewesen. Als Gründe für die Konsolidierung nannte er technologische Entwicklungen und regulatorische Vorschriften. Im ersten Halbjahr 2014 setzte sich die Konsolidierung laut dem Barometer fort.
Die Schweizer Banken beschäftigen hierzulande auch weniger Leute. Ohne die neu in den Kreis der Banken aufgenommene Postfinance nahm der Personalbestand um 2’840 ab. Ende 2013 beschäftigten die Banken 105’735 Mitarbeiter. Im ersten Halbjahr 2014 habe sich diese Zahl um weitere 690 Stellen reduziert, sagte Vannoni. Für die zweite Jahreshälfte ist er optimistischer: Es gebe eine leicht positive Tendenz, allerdings vor allem für Backoffice-Funktionen. «Die Regulierung bleibt nicht ohne Folgen», so Vannoni.
Auch die aggregierte Bilanzsumme nahm ohne den Effekt durch Postfinance um 46,1 Mrd auf 2’732,1 Mrd ab, wie es im Barometer weiter heisst. Die SBVg-Fachleute sehen dies positiv und sprechen von einer Reduktion risikogewichteter Aktiva. Laut Vannoni verpassen die Schweizer Banken dadurch keine Chancen: Das Deleveraging habe vor allem in den fortgeschritten Volkswirtschaften stattgefunden, nicht aber in den schnell wachsenden Schwellenländern.
Abflüsse nach Westeuropa
Positiv entwickelte sich 2013 der Wert der verwalteten Vermögen (+340 Mrd auf 6’136 Mrd CHF); in den ersten Monaten 2014 setzte sich der Trend laut Barometer fort. Treiber hinter dem Wachstum seien die «ausgezeichnete Entwicklung des Kapitalmarktes» gewesen, sagte Vannoni. Zudem sei es zu Zuflüssen aus den Schwellenländern gekommen. Er bezifferte diesen Effekt allerdings nicht.
Auf der anderen Seite habe sich der Wert der verwalteten Vermögen aus Westeuropa reduziert. Laut den SBVg-Vertretern sei dies eine Folge der Steuerzahlungen von europäischen Kunden, die ihr Vermögen regularisierten. Es gebe hingegen keine Anzeichen dafür, dass diese Kunden ihre nun regularisierten Gelder abzögen und auf Banken in ihren Heimatländern verschöben. (awp/mc/ps)