Zürich – Die Schweizerische Bankiervereinigung (SBVg) will sich unter ihrem seit einem Jahr amtierenden Präsidenten Herbert Scheidt als Vordenkerin positionieren. Der Verband sucht dabei noch verstärkter das Gespräch mit der Politik, um mit Nachdruck die Anliegen der Branche bei regulatorischen Entscheidungsprozesse einbringen zu können. Letztlich will der Verband damit erreichen, dass der Schweizer Finanzplatz an der Spitze bleibt, wie es heisst.
Zahlreiche Rankings würden belegen, dass die Schweiz im internationalen Wettbewerb vordere Plätze einnehme, sagte Claude-Alain Margelisch, CEO des SBVg, anlässlich einer Medienkonferenz zur Generalversammlung vom Donnerstag. Das heisse aber nicht, dass sich die Schweiz auf den Lorbeeren ausruhen dürfe, ergänzte Herbert Scheidt, der vor einem Jahr zum Präsidenten des Verbands gewählt worden war. Im Gegenteil müsse alles versucht werden, «um an der Spitze zu bleiben».
Wettbewerbsfähigkeit erhalten
Als «Vordenkerin der Rahmenbedingung von Morgen» habe sich der Verband drei Leitlinien definiert, mit denen der Finanzplatz Schweiz erfolgreich bleiben könne: Erstens fordert die Bankiervereinigung die konsequente Berücksichtigung der Wettbewerbsfähigkeit bei allen Regulierungsprojekten.
Dabei geht es Scheidt darum, dass sich der Verband für die Interessen der Banken im Hinblick auf mögliche Wettbewerbsnachteile Gehör verschafft. «Regulierung muss ohne Wenn und Aber auf Wettbewerbsfähigkeit setzten und Spielräume zum Ausland nutzen», forderte Scheidt. Die Schweiz brauche keinen Swiss Finish sondern einen Swiss Way, ergänzte er. Deshalb fordert der SBVg-Präsident, dass bezüglich neuen Regulierungsideen ein Marschhalt eingelegt wird.
Damit der Verband mit seinen Forderungen auch durchdringt, müsse er geschlossen als Stimme der Branche auftreten. Entsprechend werde er sich Tendenzen, die Keile in die Bankiervereinigung treiben wollen, widersetzten.
Anerkennung von Schweizer Gesetzen
In der zweiten Leitlinie steht vor allem der Marktzugang in der EU im Vordergrund. Der Verband setzt sich für offene Märkte ein und fordert die Anerkennung der Äquivalenz einschlägiger Schweizer Gesetze durch die EU. Aus Sicht des Verbands schaffen nämlich das Finanzdienstleistungsgesetz (Fidleg) und das Finanzinstitutsgesetz (Finig) eine gleichwertige Gesetzesgrundlage hinsichtlich der EU-Gesetzgebung MiFiD II. Deshalb gebe es kein Grund, der Schweiz die Äquivalenzanerkennung zu versagen.
Um dem nötigenfalls Nachdruck zu verleihen, schliesst sich der Verband einer Überlegung des Bundesrates an, die Gewährung des Kohäsionsbeitrags von der Anerkennung der Äquivalenz abhängig zu machen.
Drittens stellt der Verband die Innovationsfähigkeit der Branche in den Fokus. In der dritten Leitlinie will die SBVg mit ihren Mitgliedern über die Trends in der Industrie diskutieren, die durch die Entwicklung im Bereich der Digitalisierung ermöglicht werden. Zu diesem Zweck hat die SBVg im letzten Sommer eine Expertengruppe ins Leben gerufen, in der Branchenspezialisten laufend die Eignung der bestehenden Rahmenbedingungen im Hinblick auf diese Entwicklungen analysieren. (awp/mc/pg)