Bankkonten: Wenn die Gebühren die Zinsen killen

Bankkonten: Wenn die Gebühren die Zinsen killen
Ralf Beyeler, Experte bei Verivox. (Foto: Verivox)

Zürich – Ein Bild der Vergangenheit: Der Kunde bringt sein Geld auf die Bank und es vermehrt sich ohne sein Zutun. Heute dagegen fressen die Gebühren die mickrigen Zinsen auf. Das Konsumenten-Portal Verivox hat die Konditionen von zehn grossen Schweizer Banken unter die Lupe genommen. Der Vergleich zeigt, wo der Bankkunde unter dem Strich noch etwas bekommt.

Hypotheken sind fast gratis – das ist in aller Munde. Doch die Kehrseite bleibt oftmals im Dunkeln: Kleinsparer bekommen im besten Fall mickrige Zinsen. Die Gebühren vernichten diese dann vollständig. «Was die Schuldner freut, ist das Leid der Sparer. Der einzige Trost: Immerhin gibt es bei den grossen Banken noch keine Negativzinsen für Kleinsparer», erklärt Ralf Beyeler, Experte beim Konsumenten-Portal Verivox.

Die Statistik der Schweizerischen Nationalbank bestätigt die aussergewöhnlich niedrigen Zinsen. Seit 14 Jahren liegt der Sparzins bei weniger als 1 Prozent.

Grafik: Durchschnittlicher Zinssatz auf Sparkonten in den letzten 50 Jahren
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Quelle: SNB

«Der Kunde sollte neben den Zinsen auch die Gebühren berücksichtigen», empfiehlt Verivox-Experte Beyeler. Er kann froh sein, wenn er dann überhaupt noch im positiven Bereich landet (siehe Tabelle unten). Verivox hat berechnet, wie hoch die Zinsen und Gebühren für einen Kunden sind, der durchschnittlich 10’000 Franken auf dem Privatkonto und 50’000 Franken auf dem Sparkonto hat. Er nutzt gängige Dienstleistungen per E-Banking und hat keine Kreditkarte der Hausbank. In der Tabelle wurde das günstigste Angebot pro Bank berücksichtigt. (Berechnungsgrundlage siehe Kasten, S.2).

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Betrachtet man nur die Zinsen des Profilkunden, fährt er am besten mit der Bank Coop (100 Franken), der Credit Suisse (80 Franken) und der Zürcher Kantonalbank (73 Franken). Bezieht man die Gebühren mit ein, verändert sich das Bild. Die höchsten Spesen verrechnet die Credit Suisse mit 197 Franken, gefolgt von der Zürcher Kantonalbank mit 151 Franken. Dass es auch anders geht, beweist die Postfinance: Unser Profilkunde zahlt dort keine Gebühren. Dies, weil er mehr als 25’000 Franken auf seinen Konten hat und sich für das «Plus»-Angebot entscheidet.

Betrachtet man den Saldo nach Gebühren und Zinsen, bleibt für den Profilkunden nur bei zwei Banken etwas übrig: Postfinance (+25 Franken) und Raiffeisen Bank (+7 Franken). Am meisten verliert er bei der UBS (-126 Franken).

Bankpakete oftmals teuer
Die Anbieter bewerben stark ihre Bankpakete. Verivox hat diese selbstverständlich auch ausgewertet. Bei der UBS, der Credit Suisse, der Zürcher Kantonalbank, der Valiant Bank (mit «Lila Plus») und Bank Coop (mit «E-Classic») ist im Paket auch eine Kreditkarte enthalten. Selbst wenn der Profilkunde diese nicht nutzt, sind die Pakete bei der Credit Suisse, der Zürcher Kantonalbank und der Bank Coop günstiger als die Einzelkonten (siehe auch Tabelle). Der Grund: Die Kunden mit Bankpaket haben auf dem Sparkonto einen deutlich besseren Zinssatz.

Geld unter der Matratze als Alternative?
«Bei vielen Angeboten verliert der Kunde Geld. Es ist trotzdem keine Alternative, das Geld unter der Matratze zu verstecken. Im Fall eines Einbruchs oder Feuers ist das Vermögen weg», gibt Beyeler zu bedenken. Seine Empfehlung: «Besser ist es, zu einer günstigeren Bank zu wechseln. Das wäre auch ein guter Neujahrs-Vorsatz, um dem Januarloch entgegen zu wirken».

Tipp: Wer eine Kreditkarte zum Zahlen nutzt, muss diese nicht bei der Hausbank beziehen. Eine günstige Lösung sind die Gratis-Kreditkarten von Migros und Coop.

Berechnungsgrundlagen
Berücksichtigt wurden für den Vergleich die grössten überregional tätigen Banken für Privatkunden sowie die drei grössten Kantonalbanken: UBS, CS, Raiffeisen, ZKB, Postfinance, Banque Cantonale Vaudoise, Migros-Bank, St. Galler Kantonalbank, Valiant Bank, Bank Coop.

Der Profilkunde hat durchschnittlich 10’000 Franken auf dem Privatkonto und 50’000 Franken auf dem Sparkonto. Er tätigt seine Zahlungen via E-Banking, ruft die Unterlagen elektronisch ab und bezieht 40 Mal pro Jahr an einem Schweizer Bancomaten Geld (je 20 Bezüge bei der Hausbank und einer fremden Bank), 3 Mal im Ausland. Er erhält 18 Mal im Jahr Geld auf sein Konto. Er nutzt von seiner Hausbank keine Dienstleistungen wie Kreditkarte oder Vermögensverwaltung. Nicht berücksichtigt: Promotionsangebote sowie Bonuszinsen für den Wertzuwachs bzw. als Treuebonus.

Raiffeisen: Berechnung anhand der Empfehlung an die einzelnen selbstständigen Raiffeisenbanken. Jeder Raiffeisenbank legt ihre Konditionen und Gebühren selbst fest, deshalb kann es zu Abweichungen kommen.

 Die 9 wichtigsten Tipps für Kleinsparer

  1. E-Banking statt Post: Wer seine Kontodokumente über E-Banking herunterlädt, spart bei vielen Banken Gebühren.
  2. Gebührenfreie Kontokarte: Wer Geld nur am Bancomaten seiner Hausbank bezieht und keine Einkäufe mit seiner Debitkarte zahlt, kann auf diese verzichten und so die Jahresgebühr sparen. Die Kontokarte funktioniert allerdings nur an den hauseigenen Bancomaten.
  3. Für den Bargeldbezug an bankfremden Automaten fallen bei vielen Banken Gebühren an, in der Regel 2 Franken. Wer nicht jedes Mal überlegen will, ob Spesen anfallen, wählt ein Produkt mit gebührenfreiem Bargeldbezug. Übrigens: Mit dem Privatkonto Plus von Postfinance oder dem Lila Plus-Paket von Valiant kann man sogar weltweit spesenfrei Bargeld beziehen.
  4. Bargeld an der Migros-Kasse: Kunden der Migros Bank und der Postfinance erhalten an der Migros-Kasse spesenfrei Bargeld.
  5. Bargeld an Bancomaten unbedingt mit der Debitkarte (Maestro, Postfinance Card, V-Pay) beziehen. Mit der Kreditkarte fallen sehr hohe Gebühren an.
  6. Wer bei einer Bank einen grösseren Betrag angeegt hat, bezahlt keine oder weniger Gebühren. Oftmals ist ein Gesamtvermögen von 7’500 oder 10’000 Franken notwendig. Übrigens: Es zählt nicht nur das Guthaben auf dem Privatkonto, sondern auch auf Spar- oder Säule 3a-Konten.
  7. Keine Überweisungen vom Sparkonto: Rechnungen über das Sparkonto zu zahlen ist teuer. Einzig Überweisungen innerhalb der gleichen Bankbeziehung sind spesenfrei möglich. Wenn man eine Rechnung mit Geld vom Sparkonto bezahlen will, sollte man dieses zuerst auf das eigene Privatkonto Geld übertragen und von diesem bezahlen. Aufpassen müssen Paare mit einem gemeinsamen Haushalts-Sparkonto. Je nach Bank gilt die Überweisung vom Haushalts-Sparkonto auf das eigene Privatkonto nicht als spesenfreie Überweisung innerhalb der gleichen Bankbeziehung.
  8. Rückzugsbedingungen beachten: Je nach Konto kann nur ein bestimmter Betrag gebührenfrei abgehoben werden. Manche Banken verlangen bis zu 2 Prozent Gebühren, wenn man sich nicht an die Regel hält. Typischerweise beträgt die Einschränkung 20’000 oder 50’000 Franken pro Monat oder Quartal.
  9. Mit «1% Zins» bewirbt die Zürcher Kantonalbank ihr Sparkonto. Doch aufgepasst: Den – für heutige Verhältnisse – sehr hohen Zins gibt es nur bis 5’000 Franken.

(Verivox/mc/ps)

Über Verivox
Verivox.ch schafft für Konsumenten in den komplexen Versicherungsmärkten Transparenz. Die Kunden können bei Verivox mehr Offerten für Krankenkassen-Produkte bestellen als bei allen anderen Vergleichsdiensten. Als erstes Vergleichsportal in der Schweiz bietet Verivox zudem einen persönlichen Kundenservice an. Dazu gehören an sieben Tagen die Woche die kostenlose Beratung per Gratis-Hotline (0800 80 80 89) und ein Live-Dialog in Form eines Chats per Internet mit dem Kundendienst.  
Die Verivox Schweiz AG gehört zur Verivox-Gruppe, einem führenden unabhängigen Verbraucherportal in Deutschland. Verivox wurde 1998 in Heidelberg gegründet. Heute arbeiten an den Standorten der Verivox-Gruppe insgesamt rund 350 Menschen daran, Kunden den Vergleich von Tarifen und Angeboten so einfach wie möglich zu machen. Seit 2015 gehört die Verivox-Gruppe zur ProSiebenSat.1 Gruppe.

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