Barclays-CEO Antony Jenkins.
London – Die in zahlreiche Skandale verwickelte britische Grossbank Barclays verschärft ihr Sparprogramm. Bis zu 12’000 der zuletzt knapp 140’000 Stellen sollen in diesem Jahr wegfallen, wie Vorstandschef Antony Jenkins bei der Vorlage der Jahresbilanz sagte. Schon im vergangenen Jahr hatte die Bank 7650 Stellen gestrichen. Jenkins will bis 2015 die jährlichen Kosten um 1,7 Milliarden Pfund drücken. Vor allem im Investmentbanking sollen die Ausgaben runter.
Trotz des Sparkurses und eines deutlichen Rückgangs beim operativen Gewinn schüttet das Institut für 2013 mehr Boni an seine Mitarbeiter aus. 2014 erklärte Barclays zu einem weiteren Übergangsjahr. Das kam an der Börse nicht gut an. Bis zum Mittag verlor die Aktie mehr als 3 Prozent an Wert.
Abbau riskanter Finanzanlagen
Allein in Grossbritannien will die Bank rund 7000 Stellen streichen. Zudem wollen die Briten vor allem im Investmentbanking wie viele internationale Konkurrenten riskante Finanzanlagen abbauen. Im vergangenen Jahr verdiente die Sparte operativ – das ist das vor allem das um die Bewertung der eigenen Schulden bereinigte Ergebnis vor Steuern – mit 2,5 Milliarden Pfund 37 Prozent weniger als 2012. Im vierten Quartal standen sogar rote Zahlen in den Büchern. Hauptgrund war das schwache Anleihegeschäft.
Neue Kosten für Rechtsstreitigkeiten belasten
Der operative Gewinn des Konzerns sank vor allem deshalb um fast ein Drittel auf 5,17 Milliarden Pfund. Zudem belasteten Barclays auch neue Kosten für Rechtsstreitigkeiten sowie die Ausgaben für den laufenden Konzernumbau. Die Bank hatte diese Kennziffer für den Gewinn bereits am Vortag veröffentlicht, nachdem erste Eckdaten zuvor an die Öffentlichkeit geraten waren.
Zurück in den schwarzen Zahlen
Unter dem Strich standen im vergangenen Jahr allerdings wieder schwarze Zahlen. Nach einem Fehlbetrag von 624 Millionen Pfund im Vorjahr wies Barclays nun einen Überschuss von 540 Millionen Pfund aus. 2012 hatte die oft schwankende Bewertung der eigenen Verbindlichkeiten zu erheblichen Verlusten geführt.
Umbauphase
Barclays befindet sich nach zahlreichen Skandalen in den vergangenen Jahren und den Folgen der Finanzkrise in einer Umbauphase. Jenkins, der nach dem Bekanntwerden des Libor-Skandals um manipulierte Zinssätze 2012 an die Spitze von Barclays rückte, will sich von Randgeschäften trennen und dampft etwa die Vermögensverwaltung ein. Zudem räumte er dem Aufbau von Kapital Priorität ein. Im vergangenen Herbst hatte sich die Bank über eine Kapitalerhöhung rund 5,8 Milliarden Pfund frisches Geld besorgt, um die vorher dünnen Kapitalquoten zu stärken.
Hauptaufgabe für Jenkins ist allerdings der Kampf um neues Vertrauen. Als erstes Institut weltweit war Barclays Mitte 2012 im Libor-Skandal bestraft worden. Zudem drehte die Bank wie viele andere britische Institute ihren Kunden lange unnütze Kreditausfallversicherungen an – dafür legte die Bank 2013 weitere 1,35 Milliarden Pfund zurück.
Boni-Topf steigt auf 2,4 Mrd Pfund
Während der Vorstandschef nun selbst auf einen Bonus verzichtet, können sich die meisten Mitarbeiter auf höhere Prämien freuen. Der Topf dafür fiel mit 2,4 Milliarden Pfund 10 Prozent grösser aus als vor einem Jahr. Davon bekommen die Investmentbanker das meiste: Pro Kopf gibt es im Schnitt 60 100 Pfund zusätzlich zum Festgehalt. «Bei Barclays glauben wir an eine wettbewerbsfähige Bezahlung von Leistung», sagte Jenkins der BBC. Die Leistung soll nun aber nicht mehr nur vom Gewinn abhängen, sondern auch vom einhalten von Werten und korrektem Verhalten. (awp/mc/pg)