Barclays bleibt auf Erholungskurs
Barclays-CEO Robert Diamond.
London – Die britische Grossbank Barclays bleibt auf Erholungskurs. Im ersten Quartal blieb der Überschuss im Vergleich zum starken Vorjahresergebnis fast stabil, wie das Institut am Mittwoch in London mitteilte. Unter dem Strich stand ein Gewinn von gut einer Milliarde Pfund (1,13 Mrd Euro), das waren fünf Prozent weniger als vor einem Jahr.
Kurz nach der Finanzkrise herrschte damals noch eine Sonderkonjunktur. Die Schweizer Banken UBS und Credit Suisse etwa mussten daher nun weit höhere Gewinnrückgänge hinnehmen. Barclays-Chef Bob Diamond sprach von einem guten Start ins Jahr. Die Erwartungen von Analysten verfehlte er dennoch leicht. Anleger reagierten enttäuscht. Die Aktie verlor zu Handelsbeginn fast vier Prozent. Der erst seit Jahresbeginn amtierende Vorstandschef hatte die Messlatte selbst hoch gehängt. Von seinen Renditezielen ist er aber noch weit entfernt. Diamond will die Nettoerträge auf das eingesetzte Kapital mittelfristig auf mindestens 13 Prozent steigern. Zu Jahresbeginn schaffte Barclays aber nur 8,1 Prozent. Im Gesamtjahr 2010 lag die Rendite auf das Kapital der Aktionäre bei 7,2 Prozent. Belastet wurde das Barclays-Ergebnis von gestiegenen Kosten für eigene Schulden.
Harter Sparkurs
Grösster Gewinnbringer war zu Jahresbeginn erneut das Investmentbanking. Dabei gab es allerdings einen Rückgang um 29 Prozent. Vor einem Jahr hatte noch billiges Geld der Notenbanken den Investmentbankern dicke Gewinne beschert. Danach ging es allerdings abwärts. Inzwischen hat sich die Lage wieder weitgehend normalisiert. Die Rückgänge im Investmentbanking konnte Barclays derweil mit einem starken Privatkundengeschäft fast wettmachen. Zudem profitierte die Bank von deutlich gesunkenen Belastungen aus faulen Krediten. Um seine Renditeziele zu schaffen, hat Vorstandschef Diamond seinem Unternehmen einen harten Sparkurs verordnet. Was nicht mehr passt, wird verkauft oder gar geschlossen – wie das Finanzplanungsgeschäft für Privatkunden in Grossbritannien. Die Aktivitäten in Afrika sollen künftig nur noch von einem Standort aus geleitet werden. So will Diamond allein in diesem Jahr die operativen Kosten um eine halbe Milliarde Pfund drücken.
Investmentbanking stärken
Zugleich will Diamond das Investmentbanking stärken. Der US-Amerikaner hatte vor seinem Wechsel an die Spitze bei Barclays diese Sparte geleitet. Die Bank, die dank des milliardenschweren Verkaufs ihres Vermögensverwaltungsgeschäfts in der Krise ohne direkte staatliche Hilfen ausgekommen war, kaufte das US-Geschäft der Pleitebank Lehman Brothers. Damit geht Diamond einen anderen Weg als die Deutsche Bank , die als Konsequenz aus der Finanzkrise die Abhängigkeit vom schwankungsanfälligen Investmentbanking reduzieren will und das stabilere Privatkundengeschäft etwa durch die Übernahme der Postbank ausbaut.
Kooperation bei Festlegung künftiger Regeln
Nicht zimperlich geht der neue Barclays-Chef mit der Politik um, um sein Haus vor zu starken regulatorischen Eingriffen zu bewahren. So geisterte Ende März das Gerücht durch die Zeitungen, das Barclays einen Umzug von London nach New York erwägt. In der Mitteilung zum Quartalsbericht gab sich Diamond aber versöhnlich. Er versicherte der Politik seine Kooperation bei der Festlegung der künftigen Regeln. Er sehe noch Diskussionsbedarf bei den vorliegenden Vorschlägen, die Gespräche verliefen aber konstruktiv. Mit einer um weitere 0,2 Prozentpunkte auf 11 Prozent verbesserten harten Kernkapitalquote (Core Tier 1) sieht sich die Bank für die künftigen Kapitalregeln gut gerüstet. (awp/mc/upd/ss)