Barclays-Konzernchef Antony Jenkins.
London – Die in zahlreiche Skandale verwickelte britische Grossbank Barclays greift nach einem Milliardenverlust im vergangenen Jahr zum Rotstift. Der seit August 2012 an der Spitze der Bank stehende Antony Jenkins will insgesamt 3.700 der zuletzt rund 140.000 Stellen streichen. Bis 2015 sollen dann die jährlichen Kosten um 1,7 Milliarden auf 16,8 Milliarden Pfund (rund 19,6 Mrd Euro) sinken, teilte die Bank am Dienstag in London mit. Im vergangenen Jahr rutschte die Bank vor allem wegen der Falschberatung von Privat- und Firmenkunden tief in die roten Zahlen – der erste Verlust seit mindestens zwei Jahrzehnten.
Am Aktienmarkt wurde vor allem die Höhe der geplanten Einsparungen positiv aufgenommen. Zuletzt hatte es in Berichten geheissen, dass rund 2.000 Stellen abgebaut werden sollen. Doch der 51-jährige Bankchef greift jetzt härter durch. Die Aktie legte in London mehr als vier Prozent zu und stieg auf den höchsten Stand seit rund einem Jahr. Seit Jenkins› Amtsantritt legte das Papier rund 70 Prozent zu. Investoren trauen dem Nachfolger von Bob Diamond, der über den Skandal des manipulierten Leitzinssatzes Libor gestolpert war, offenbar zu, die Schatten der Vergangenheit abzuschütteln.
Falschberatung kostet 2,45 Mrd Pfund
Barclays hat mit vielen Sünden aus den vergangenen Jahren zu kämpfen. Sie ist zum einem tief in die Libor-Affäre verwickelt und hatte als erstes Institut einer Strafzahlung zugestimmt. Daneben zahlt die Bank seit einiger Zeit für Falschberatung. Zudem läuft eine Untersuchung wegen möglicher Bestechung im Jahr 2008. Damals – auf dem Höhepunkt der Finanzkrise – soll sich die Bank den Staatsfonds Katars gefügig gemacht haben, damit dieser bei der Bank einsteigt. So konnte Barclays Staatshilfen vermeiden. Wegen der vielen Probleme verzichtet Jenkins auf einen Bonus.
Investmentbanking und Privatkundengeschäft etwa je zur Hälfe betroffen
Beim geplanten Sparprogramm sollen 1.800 Stellen im Investmentbanking und 1.900 im Geschäft mit Privatkunden und Unternehmen in Europa wegfallen. Die Kosten sollen von 2015 an nur noch zirka 55 Prozent der Erträge aufzehren. Im vergangenen Jahr lag der Anteil der Kosten noch deutlich höher. Die Erträge fielen um ein Fünftel auf 21 Milliarden Pfund. Fortschritte gab es bei der Vorsorge für faule Kredite. Diese konnte Barclays um zwei Milliarden auf 3,6 Milliarden Pfund drücken. Dafür kosteten die Folgen der Falschberatung von Privat- und Firmenkunden 2,45 Milliarden Pfund und damit deutlich mehr als 2011. Unter dem Strich stand ein Verlust von rund einer Milliarde Pfund nach einem Gewinn von drei Milliarden Pfund im Jahr 2011.
Barclays folgt Branchentrend
Im laufenden und den kommenden beiden Jahren wird der Stellenabbau das Ergebnis erst einmal mit 2,7 Milliarden Pfund belasten. Mit dem Sparprogramm folgt Barclays einem branchenweiten Trend. Derzeit werden fast in der gesamten Finanzbranche massiv Stellen gestrichen. Die Banken müssen Risiken und Kosten deutlich senken, um die neuen Vorgaben der Regulierer erfüllen zu können oder profitabel zu arbeiten. (awp/mc/pg)